Stellantis eröffnet in Osasco bei São Paulo sein erstes südamerikanisches Zentrum für Fahrzeugdemontage – und tritt damit in eine Marktlücke, die in Brasilien bislang fast leer steht. Während jedes Jahr rund zwei Millionen Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen werden, landen nur etwa 1,5 Prozent davon in einer umweltgerechten Entsorgung. Der Rest verschwindet im Nirgendwo – oder in dubiosen Hinterhöfen. Das neue Zentrum soll bis zu 8.000 Fahrzeuge pro Jahr zerlegen, Teile wiederverwerten und Materialien recyceln. Die Investition: 13 Millionen Reais, rund 150 neue Arbeitsplätze.
Die Fahrzeuge stammen von Auktionen, sind meist Totalschäden oder am Ende ihrer Nutzungsdauer. Nach der Ankunft werden Flüssigkeiten wie Öl und Kraftstoff entfernt, bevor Techniker die Komponenten prüfen. Was wiederverwendbar ist, wird gereinigt, gekennzeichnet und in den Verkauf gegeben – vor Ort in einem Container oder online über den «Circular AutoPeças Store» auf Mercado Livre. Alles mit Rückverfolgbarkeit und im Rahmen der Detran-Vorschriften. Selbst kleinste Teile bekommen eine Herkunfts- und Zustandsdokumentation.
Metalle, Kunststoffe und Flüssigkeiten gehen in den Recyclingkreislauf zurück. Stellantis sichert sich damit nicht nur Zugang zu wertvollen Rohstoffen, sondern umgeht auch das Problem steigender Materialknappheit. Denn der brasilianische Autorecyclingmarkt birgt ein Potenzial von rund zwei Milliarden Reais jährlich – ein Feld, das bislang weitgehend unbestellt ist.
Das Zentrum ist Teil eines grösseren Kreislaufwirtschaftsnetzwerks, zu dem auch das 2024 eröffnete Vehicle Reconditioning Center in Betim gehört. Dort werden gebrauchte Fahrzeuge wiederaufbereitet und zertifiziert. Zusammen sollen beide Standorte die Lebensdauer von Produkten verlängern, Abfall reduzieren und Ressourcen im Produktionskreislauf halten. Für einen Markt, der lange auf Verschleiss statt auf Verlängerung gesetzt hat, ist das ein radikaler Schritt – und vielleicht der Beginn einer längst überfälligen Aufräumaktion in der brasilianischen Autowelt.