Von Dennis Schneider (Text)
Zwei Tage Jerez. Asphalt, Staub, und zwischen beidem: zwei neue Kapitel in Subarus Elektrogospel. Solterra und Uncharted – zwei Modelle, die mehr versprechen als Strom und Stille. Rund um den Circuito de Jerez, auf dem Offroad-Kurs «Circuito N4 Jerez», durfte man sie nicht nur sehen, sondern erfahren: auf losem Boden, auf Schotter, im Grenzbereich zwischen Ingenieurskunst und Marketing.
Beide Modelle sollen ab April 2026 in der Schweiz erhältlich sein, Preise nennt Subaru noch keine. Doch klar ist: Die Marke will ihre Elektrifizierungsstrategie endlich sichtbar machen. «Wir sind überzeugt, dass Elektrifizierung nicht Verzicht, sondern Erweiterung bedeutet», heisst es aus Unternehmenskreisen. Subaru will bis 2028 sieben vollelektrische Modelle auf den Markt bringen, drei davon bereits bis 2026 – der Solterra, der Uncharted und der E-Outback eröffnen die Reihe. Die Vision dahinter klingt ambitioniert: bis 2050 eine Reduktion der Fahrzeugemissionen um 90 Prozent im Vergleich zu 2010, kombiniert mit dem erklärten Ziel «Zero Fatalities», also null Verkehrstote mit Subaru-Fahrzeugen. Grosse Worte, aufgeladen mit Moral und Batteriestrom.
Der Solterra, Subarus erstes vollelektrisches SUV, tritt in seiner neuen Generation als sogenannte «26MY-Version» an – das Kürzel steht für «Model Year 2026», also die Modellgeneration, die für das Jahr 2026 vorgesehen ist. Die Zahlen sind klar: 338 PS, 0–100 km/h in 5,1 Sekunden, 532 Kilometer Reichweite dank einer 73,1 kWh-Batterie. Laden von 10 auf 80 Prozent in 28 Minuten. Allrad serienmässig, Bodenfreiheit 210 Millimeter – mehr Geländeprofil als der Datenblatt-Luxus vieler Konkurrenten. Das Fahrwerk wirkt souverän, die Lenkung präziser als beim Vorgänger. «Man spürt, dass Subaru den Allrad nicht einfach elektrifiziert, sondern neu denkt», kommentierte ein Ingenieur vor Ort. Tatsächlich nutzt das Fahrzeug ein prädiktives System, das das Drehmoment vorausschauend verteilt – also ahnt, bevor der Fahrer lenkt.
Das liegt vor allem am sogenannten prädiktiven System – einer intelligenten Steuerung, die erkennt, wie sich der Fahrer verhalten wird, noch bevor er tatsächlich lenkt oder beschleunigt. Das Fahrzeug verteilt das Drehmoment also vorausschauend auf die Achsen, um die Stabilität zu erhöhen. So wirkt der Allradantrieb nicht reaktiv, sondern als mitdenkender Beifahrer.
Akustisch hat Subaru ebenfalls nachgeschärft: weniger Windgeräusche, mehr Ruhe, mehr Raum. Dafür sorgen unter anderem akustische Frontscheiben – also besonders beschichtete Scheiben, die den Schall von Wind und Strasse dämpfen. In einem Elektroauto, in dem kein Motorgeräusch überdeckt, wird das zum entscheidenden Komfortfaktor. Innen ein 14-Zoll-Display, logisch strukturiert, nicht verspielt. Die neuen Subaru-Sitze sind bequem, ohne in SUV-Plüsch zu verfallen. Der Kofferraum bleibt funktional – kein Lifestyle-Loch mit Designerboden.
Neben ihm steht der Uncharted – das kompaktere, jüngere Gegenstück. Der Name klingt nach Abenteuer, ist aber technisch erstaunlich rational. Drei Varianten: Allrad mit zwei Motoren (338 PS, 0–100 in 5,0 Sekunden), Frontantrieb mit 77 kWh-Batterie für 600 Kilometer Reichweite, und eine Einstiegsvariante mit 57,7 kWh für 455 Kilometer. Geländegängig bleibt er trotzdem: 211 Millimeter Bodenfreiheit, X-Mode mit Offroad-Cruise-Control, und eine Kamera unter dem Fahrzeug, die mehr sieht, als man wissen will. Subaru nennt es Multi-Terrain-Monitor. Man könnte auch sagen: digitale Bodenhaftung.
«Es geht nicht nur um Technik, sondern um Vertrauen», sagte ein Sprecher während der Präsentation. Tatsächlich ist das die Währung, in der Subaru handelt – und sie setzt auf Sicherheit. Beide Modelle tragen die neueste Generation des Subaru Safety Sense-Pakets. Dahinter verbirgt sich eine Reihe elektronischer Helfer, die das Fahren sicherer machen sollen. Dazu gehört das Pre-Collision-System, das drohende Zusammenstösse erkennt und im Notfall selbst bremst. Ebenso der Lane Change Assist, der beim Spurwechsel überwacht, ob sich ein anderes Fahrzeug im toten Winkel befindet – und im Zweifel warnt, bevor der Fahrer es überhaupt sieht. Der Effekt: Die Fahrzeuge wirken weniger futuristisch als bodenständig, aber gerade dadurch glaubwürdig.
Auf dem Geländeparcours in Jerez zeigen beide Modelle, dass Subaru seine DNA nicht aufgegeben hat – Allrad bleibt kein Marketingbegriff, sondern eine Haltung. Wo andere Hersteller bei der Elektrifizierung ihre Ecken rundschleifen, bleibt Subaru kantig. Kein Lifestyle-Schmuck, kein flüsterleises Lounge-Mobil, sondern Technik mit Gebrauchswert.
Ab April 2026 rollen Solterra und Uncharted also in die Schweiz. Keine Preise, keine vollmundigen Versprechen – aber zwei Autos, die eine klare Richtung vorgeben. Subaru elektrifiziert nicht, um zu glänzen, sondern um weiterzufahren. Und das ist, in einer Branche voller Phrasen, vielleicht die ehrlichste Ansage von allen.