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«SAMS-Autoglas»: Nun meldet sich Aaron Neustadt zu Wort
https://www.carwing.ch/news/8266-sams-autoglas-nun-meldet-sich-aaron-neustadt-zu-wort.html#sigProIdfb4da3390c
Die «SAMS-Autoglas AG» samt ihren Mitarbeitenden und Aktivitäten ist seit 1. März 2024 im Besitz der «Carglass Schweiz AG». Die beiden damaligen Gesellschafter sind zu Carglass gewechselt. Aaron Neustadt, stellvertretender Geschäftsführer und Verkaufsleiter, ist hingegen drei Monate nach der Übernahme ausgetreten – für viele sehr überraschend. Seither ist es still geworden um den Vierzigjährigen. Was die Frage provoziert: «Was macht eigentlich Aaron Neustadt?» Wir sind ihm am 3. Mitgliedertreffen von «Certified First Switzerland» in Emmen (LU) begegnet – und haben ihn gleich selber befragt. Hier sind seine aufschlussreichen Antworten.
Interview: Heinz Schneider
Herr Neustadt, ich habe mich etwas umgehört in der Branche. Niemand weiss genau, was Sie seit Ihrer Demission bei «SAMS» beruflich gerade so machen. Also, womit sind Sie aktuell beschäftigt?
Aaron Neustadt: Nach der Übernahme habe ich mir bewusst Zeit genommen, um mich privaten Projekten zu widmen, die ich über die Jahre vernachlässigt hatte. Das reicht von persönlichen Weiterbildungen bis hin zu kreativen Unternehmungen, die mir am Herzen liegen. Gleichzeitig arbeite ich intensiv an neuen beruflichen Konzepten, entwickle Ideen weiter und sondiere verschiedene Möglichkeiten. Allerdings möchte ich dazu aktuell noch keine konkreten Details nennen.
Sie nehmen sich viel Zeit für die Familie und Hobbys, haben mir Gewährsleute verraten.
Aaron Neustadt: Das ist richtig. Es war mir wichtig, eine Phase der Reflexion einzulegen und mich bewusst auch Dingen zu widmen, die im hektischen Berufsalltag oft zu kurz kommen. Gleichzeitig bin ich jemand, der nie lange stillsteht – meine Gedanken drehen sich bereits wieder um neue Herausforderungen und meine beruflichen Pläne nehmen zunehmend Gestalt an.
Bleiben wir beim Beruflichen. Ich stelle mir vor, dass Ihnen die Angebote nur so zufliegen, denn als Marketing- und Verkaufsprofi sowie Experte für Geschäftsentwicklungen ist man ein gesuchter Fachmann. Vor einigen Jahren hätte ich noch gesagt: Kontrollieren Sie, dass in Ihrem Faxgerät genügend Papier für Offerten vorhanden ist – der Rest erledigt sich von selbst.
Aaron Neustadt: Tatsächlich gibt es spannende Optionen und interessante Gespräche. Aber für mich ist es essenziell, nicht einfach das nächstbeste Angebot anzunehmen, sondern gezielt eine nachhaltige Entscheidung zu treffen. Ich lege grossen Wert darauf, dass meine Tätigkeit sinnstiftend ist und über reinen wirtschaftlichen Erfolg hinausgeht. Qualität steht für mich über Quantität – ich möchte mich mit Themen beschäftigen, die Substanz haben und einen echten Mehrwert schaffen.
Sind Sie aktiv daran, eine neue verantwortungsvolle Position bekleiden zu wollen? Oder nehmen Sie es grad so wie es kommt?
Aaron Neustadt: Ich bin definitiv offen für eine neue Herausforderung, allerdings nicht um jeden Preis. Es geht mir nicht darum, schnell eine Position zu besetzen, sondern eine Aufgabe zu finden, die mich begeistert und in der ich etwas bewegen kann. Ich beobachte den Markt, führe Gespräche und bin proaktiv – mit der Überzeugung, dass sich manche Dinge mit der richtigen Gelegenheit von selbst fügen.
Gibt es eine Branche ausserhalb Ihrer bisherigen Tätigkeiten, die Sie als Neueinsteiger besonders reizen würde?
Aaron Neustadt: Die Themen Tourismus, Umwelt und nachhaltige Entwicklung faszinieren mich sehr. Auch gesellschaftliche und kulturelle Fragestellungen interessieren mich – ich kann mir gut vorstellen, in einem Bereich zu arbeiten, der Menschen inspiriert und Veränderung bewirkt. Zudem wäre eine Tätigkeit mit internationaler Perspektive spannend, da ich gerne reise und mich für unterschiedliche Kulturen und Denkweisen begeistere. Es gibt viele spannende Felder und ich schliesse nichts aus.
Sie haben umfassende Erfahrungen in Führung, Entwicklung und Transformation von KMUs mit Fokus auf Erarbeitung und Umsetzung von Marktstrategien. Und Sie wissen alles über die Gewinnung und Bindung von Kunden. Muss es im zukünftigen Job ebenfalls in diese Richtung gehen? Oder sind Sie offen für alles?
Aaron Neustadt: Fachlich gesehen macht es Sinn, meine Erfahrungen weiter zu nutzen, denn sie ermöglichen es mir, in kurzer Zeit nachhaltige Erfolge zu erzielen. Die Geschäftsentwicklung bleibt mein Kernthema, aber in welcher Branche oder Form, ist noch offen, obwohl sich einzelne Ideen zunehmend konkretisieren. Ich sehe das als Chance, Neues mit Bewährtem zu kombinieren.
«SAMS» wurde 2008 im zürcherischen Hüntwangen gegründet – mit dem Ziel, sich für Flottenbetreiber, Leasingprovider, Versicherungsagenturen und Privatkunden einzusetzen. Und unter anderem die Reparatur von Scheiben, deren Ersatz und die Rekalibrierung von Fahrassistenz-Systemen sicherzustellen. Das Konzept hatte Erfolg – «SAMS» wuchs in der Folge stark. Was war Ihr Beitrag dazu?
Aaron Neustadt: Als ich 2017 neben meinem Marketingstudium bei «SAMS» startete, fehlte eine strategische Ausrichtung mit klarem Mehrwert – es musste also ein USP her (Anm. Redaktion: USP = Unique Selling Proposition = Alleinstellungsmerkmal). Mein wesentlicher Beitrag war daraufhin die Konzeptidee. Infolgedessen baute ich zusammen mit externen Partnern das Autoglas-Netzwerk mit über 150 Mitgliedsunternehmen auf, initiierte die digitale Auftragsvermittlung über eine SaaS-Plattform, setzte das Rollout um und trieb die Kundenakquise voran. «Nebenbei» verantwortete ich unter anderem die Kommunikation, entwickelte Organisationsprozesse und brachte neue Ideen ein. Final lautete unser USP «Der effizienteste Glasservice der Schweiz». Darauf, und auf der hohen Servicequalität basierend, erfolgte das Wachstum, die steigende Visibilität und die Relevanz auf dem Markt.
Sie haben auch den Aufbau strategischer Partnerschaften mit verschiedenen Garagisten-Netzwerken vorangetrieben, oder Geschäftskunden im Flotten- und Leasingsegment dazugewonnen. Ich meine, da sind viele Liter Herzblut geflossen. Was ist in Ihnen vorgegangen, als Sie von der Übernahme erfahren haben?
Aaron Neustadt: «Überrascht» wäre wohl die diplomatische Antwort. Ich war der Meinung, dass der Verkauf zu früh kam, weil «SAMS» noch enormes Potenzial hatte. Es hätte mich gereizt, einige Projekte weiterzuentwickeln, aber die Entscheidung lag nicht in meiner Hand. Letztlich war es ein unternehmerischer Schritt, den ich akzeptieren musste.
Ich habe Ihr damaliges Abschiedsschreiben sehr genau gelesen. Darin stand unter anderem: «Per 31. Mai 2024 werde ich die Unternehmungen «SAMS» und «Carglass» aus persönlichen Gründen verlassen. Es fällt mir nicht leicht, adieu zu sagen». Wer Sie nur ein wenig besser kennt, hat Ihren Worten sehr genau entnommen, wie stark Sie leiden.
Aaron Neustadt: Nach so vielen Jahren voller intensiver Erlebnisse und harter Arbeit fällt ein Abschied natürlich nicht leicht. Man lässt nicht nur ein Unternehmen zurück, sondern auch viele Partner, Kunden und Mitarbeiter, mit denen man eng zusammengearbeitet hat. Gleichzeitig sehe ich es auch als Erfolg an, dass unser Einsatz die Firma «SAMS» für eine internationale Marktführerin attraktiv gemacht hat. Nach Bekanntgabe der Übernahme entschied ich mich jedoch, die beiden Unternehmen zu verlassen. Persönlich bedaure ich einzelne Aspekte, aber von Leiden kann nicht gesprochen werden – ich bin ein Optimist und sehe immer neue Möglichkeiten.
Wie würden Sie das heute, mit einem zeitlichen Abstand von rund acht Monaten, interpretieren? Dürfen Sie sich überhaupt über Ihre Beweggründe äussern?
Aaron Neustadt: Für mich war es eine Frage der Prinzipien. Ein unmittelbarer Wechsel zu einem direkten Mitbewerber wäre für mich nicht authentisch gewesen. Integrität und Loyalität gegenüber Partnern und Kunden sind für mich zentrale Werte. Ich wollte keine Entscheidung treffen, die sich für mich falsch anfühlt. Rückblickend bin ich sicher, dass es der richtige Schritt war.
Ich danke Ihnen für die Zeit, die Sie sich für dieses Gespräch genommen haben. Und möchte Sie zu einem Schlusswort einladen.
Aaron Neustadt: Veränderungen bringen immer Chancen – man muss sie nur erkennen und ergreifen. Im Übrigen danke ich Ihnen für das entgegengebrachte Interesse an meinem Verbleib.
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