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Ein Flugplatz, zwei Männer, 800 PS – Rekord im Doppelpack

 

Jarrod Frost und Paul Milbourn setzen auf dem Flugplatz Elvington ein Zeichen. Mit 360 km/h im Trainingslauf brechen sie den bisherigen Weltrekord für Zwei-Personen-Fahrten auf dem Motorrad – zumindest inoffiziell. Die Benchmark liegt bei 295 km/h, aufgestellt von Henry Cole und Allen Millyard auf einem Viper-V10-Monster. Frost und Milbourn überbieten das um satte 65 km/h. Auf einer getunten Suzuki Hayabusa mit Turbo. Zwei Mann. Ein Sitz. Kein Platz für Zweifel.

 

Frost ist kein Unbekannter in der Szene: Gründer von «Holeshot Racing», Spezialist für irrsinnig starke Motorräder, mehrfacher Rekordhalter. Seine Solo-Fahrt mit knapp 443 km/h auf derselben Maschine gilt als eine der schnellsten jemals gemessenen Geschwindigkeiten auf zwei Rädern. Paul Milbourn wiederum ist bekannt für extravagante Konstruktionen – etwa die Moto Guzzi «Titanium V» mit Titanrahmen – und gehört zu den wenigen Customizern, die ihre Maschinen bis an die physikalischen Grenzen treiben.

 

Der Ort des Geschehens ist kein Zufall: Der ehemalige Militärflugplatz Elvington bei York, einst Bomberbasis der Royal Air Force, heute Treffpunkt der Geschwindigkeitsfanatiker. Die kilometerlange Landebahn ist einer der wenigen Orte in Europa, an dem solche Versuche überhaupt möglich sind.

 

Die Hayabusa, die Frost und Milbourn pilotieren, ist eine technische Kampfansage. Vom Originalmotor bleibt nur das Kurbelgehäuse, der Rest ist kompromisslos modifiziert: geschmiedete Kolben, verstärkte Kurbelwelle, Turbolader, Renngetriebe, Kettenantrieb, Multistage-Kupplung. 800 PS, 522 Newtonmeter. Zahlen, die eher zu einem Supersportwagen gehören – nicht zu einem Serienbike mit 196 PS Ausgangsbasis.

 

Trotzdem klingt Frost fast gelangweilt, wenn er den Lauf beschreibt: «Ein paar Gasstösse, ein bisschen Pendeln, fühlte sich gut an.» 340, 339, 360 km/h – die Zeiten sprechen eine deutlichere Sprache als seine Worte.

 

Sicherheitsbedenken? Kaum. Milbourn hält sich nicht am Fahrer fest, sondern an speziell montierten Haltestangen. Eine Massnahme, die bei über 300 km/h den Unterschied macht. Kein Zerren, kein versehentliches Gasgeben – nur maximale Kontrolle. Frost spürt den Sozius kaum, selbst jenseits der 320 km/h.

 

Und das war nicht das Limit. Laut Frost nutzte der Motor beim Rekordlauf nur etwa 60 Prozent seiner Leistung. Allein fährt er an diesem Tag 420 km/h. Die theoretische Spitze liegt bei 441 km/h – das ist näher an der Schallmauer, als man es auf zwei Rädern erwarten dürfte. ( Siehe Video ).

 

Ob der offizielle Rekordversuch im Mai gelingt? Wenn nichts explodiert – wohl kaum zu verhindern.

 

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