Der Strom hat seinen eigenen Sinn für Humor: Kaum zapft man ihn an, nimmt er Reissaus. Genau das zeigt die Untersuchung des Touring Club Schweiz, der die Ladeverluste von Elektroautos seziert und dabei feststellt, dass rund 11 Prozent der Energie verschwinden, bevor das Fahrzeug überhaupt aus der Garage rollt. «Verlorene Reichweite», sagt die Studie – als hätte der Strom sich unterwegs entschieden, spontan abzubiegen.
Die Messungen stammen aus dem europäischen Projekt Green NCAP und umfassen 26 Elektrofahrzeuge unter 30’000 Kilometer Laufleistung. Gemessen wird schlicht, was reingeht und was später aus der Batterie wieder herauskommt. Keine Ausreden, kein technisches Gnadenbrot: Die Verschleisskomponente wird bewusst ausgeschlossen, sodass nur der reine Verlust übrig bleibt. Im Schnitt sind es 11 Prozent – umgerechnet 1637 Kilometer pro Jahr, die im Ladegerät verdunsten, bei typischen Stromkosten etwa 80 Franken. Ein Kilometerstand, der nie auf dem Tacho erscheint, aber zuverlässig auf der Rechnung.
Der Gesamtwirkungsgrad der getesteten Fahrzeuge liegt bei 89 Prozent. Respektabel, gewiss, doch die Frage steht im Raum: Wirklich gut genug? Rund 7 Prozent der Verluste entstehen bei der Umwandlung von Wechsel- zu Gleichstrom, weitere 4 Prozent frisst das interne Batteriesystem inklusive Thermomanagement. Geladen wird im Versuch mit 11 kW, dem heimischen Standard, bei angenehmen 23 Grad Umgebungstemperatur. Selbst unter Idealbedingungen gönnt sich die Technik also ihren Energieproviant.
Zwischen den Modellen klaffen markante Unterschiede. Der schlechteste Kandidat schafft 84 Prozent Wirkungsgrad, der beste 93 Prozent. Ein Delta, das sich in Franken deutlicher bemerkbar macht als in Werbebroschüren: Zwischen 48 und 137 Franken kosten die Verluste jährlich, gerechnet mit 29 Rappen pro Kilowattstunde. Übersetzt in Reichweite bedeutet das 1087 bis 2359 Kilometer, die nur rechnerisch existieren – eine Art Phantomstrecke.
Am Ende bleibt der bekannte, leicht ironische Trost: Selbst mit diesen Verlusten fährt ein Elektroauto deutlich effizienter als jeder Verbrenner. Der Vergleich ist fast unfair – hier ein Antrieb, der Energie spart, dort ein System, das sie hemmungslos verheizt. Doch die Pointe bleibt: Auch die Elektromobilität ist nicht immun gegen die kleine Tragikomödie der Physik. Energie verschwindet. Still. Konsequent. Und immer zur falschen Zeit.