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90 Jahre Mercedes «Typ S» mit Kompressormotor: Die Story

 

Das neue Fahrzeug gilt als erstes Modell der sogenannten «Weissen Elefanten». Mit diesem auf den ersten Blick wenig schmeichelhaften Namen versehen Rennsportfans die Sportwagen der Typen S bis SSKL, mit denen Mercedes die Rennszene Ende der Zwanziger und Anfang der Dreissiger Jahre beherrscht. Gross sind die in der weissen Rennfarbe Deutschlands lackierten Boliden und stark – das infernalische Brüllen des Kompressors trägt ebenso seinen Teil zur Namensgebung bei.

 

Nach der Premiere auf dem Nürburgring erzielen die Mercedes-Piloten weitere Erfolge auf dem «Typ S». So belegen Rudolf Caracciola und Willy Walb vom 5. bis 9. Juli 1927 die ersten Plätze ihrer Klasse beim Automobilturnier von Baden-Baden. Caracciola gewinnt hier den Batschari-Wanderpreis und siegt im Flachrennen über 4,9 Kilometer zwischen Ettlingen und Rastatt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 165,8 km/h. Nur eine Woche später am 17. Juli 1927 erzielt die Mercedes-Werksmannschaft beim Grossen Preis von Deutschland für Sportwagen auf dem Nürburgring einen Dreifachsieg: Otto Merz gewinnt vor Christian Werner und Willi Walb.

 

Am 13. und 14. August 1927 dominiert der «Typ S» das Internationale Klausenpass-Rennen in der Schweiz. Eine besondere Herausforderung stellt dieses Bergrennen an die Auslegung der Getriebeübersetzungen. Denn die Strecke kombiniert zwei steile Serpentinenstücke mit grossen Höhenunterschieden am Anfang und am Ende und ein vergleichsweise langes und ebenes Verbindungsstück im Urnerboden.

 

Die S-Modelle nehmen an den offenen nationalen und internationalen Rennen teil. Caracciola gewinnt bei den nationalen Rennen die Klasse der Tourenwagen über 5,0 Liter Hubraum und stellt einen neuen Rekord auf. Dieser wird bis zum Ende der Klausenpass-Rennen nicht mehr unterboten und besteht bis heute. Am 13. August 1927 gewinnen die «Typ S» die ersten vier Plätze. Auf Caracciola folgen die Rennfahrerin Ernes Merck (Darmstadt) sowie dem Zürcher Hans Hürlimann und Wilhelm Merck (Darmstadt). Am 14. August siegt Caracciola im Internationalen Rennen in der Klasse der Sportwagen bis 8,0 Liter Hubraum vor Hans Hürlimann und Ernes Merck. Die Rennfahrerin gewinnt den Damenpreis des Klausenpass-Rennens. Die Tagesbestzeit erreicht Otto Merz auf Mercedes-Benz Typ S. Merz startet in der Klasse der Rennwagen bis 8,0 Liter Hubraum.

 

So vielfältig wie die Rennsiege des «Typ S» ist die Auswahl an Konfigurationen als Kundenfahrzeug. Der Sportwagen wird ab Werk als offener Tourenwagen mit vier Sitzplätzen und als Cabriolet angeboten. Ausserdem statten namhafte Carrossiers wie Erdmann und Rossi (Berlin), Freestone and Webb (London), Papler (Köln), Saoutchik (Paris), van den Plas (Brüssel) und Zietz (Genf) das Fahrgestell mit individuellen Carrosserien aus. Der «Typ S» wird 1928 von den Typen SS und SSK abgelöst, die ebenfalls die interne Bezeichnung W 06 tragen.

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