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100 Jahre Bentley: Die Story vom britischen Luxusauto-Hersteller

 

Bentley feiert sein 100-jähriges Bestehen. Der in Crewe ansässige Produzent von Luxusautos ehrt damit das Leben und die Leistungen von W.O. Bentley – ein Ingenieur, mit dessen Tatkraft und Einfallsreichtum alles begann.

 

Walter Owen Bentley – oder W. O., wie er sich auch nennt – wird 1888 in London geboren. In einer Zeit also, in der Pferd und Kutsche die häufigsten Transportmittel sind. Aufgewachsen in einem Elfpersonen-Haushalt und mit eher schlechten Schulleistungen gesegnet, wird er dennoch durch seinen Enthusiasmus und Innovationsgeist erfolgreich. Nach seiner Lehre bei der Bahn und später im Motorsport schliesst sich der junge Ingenieur den Streitkräften an und entwirft die Rotationsmotoren BR1 und BR2 für Militärflugzeuge, darunter das berühmte Jagdflugzeug «Sopwith Camel».

 

Bentley ist 16 Jahre alt, als er die Schule verlässt und als Lehrling bei der Great Northern Railway startet. Es kostet seinen Vater die nicht unerhebliche Summe von 75 Pfund, um seinen dampfmotor-besessenen Sohn als Premium-Lehrling in Doncaster im Norden Englands einzuschreiben. Dieser verdient 25 Pence pro Woche für fünf Jahre Training «On The Job» – obwohl es 18 Monate dauert, bis W.O. endlich an den von ihm geliebten Dampfmaschinen arbeiten darf.

 

Als W. O. erkennt, dass es Jahre dauert, bis er die Hackordnung überwindet, beschliesst er gegen Ende seiner Ausbildung ein neues Feld zu bearbeiten. Er wendet sich vom Dampf ab, fokussiert sich auf den Verbrennungsmotor. Er ist so begeistert davon, dass er anfängt, an Motorradrennen im ganzen Land teilzunehmen, einschliesslich der berühmten «Isle of Man Tourist Trophy». Er geht mit einem seiner Brüder, der französische Autos importiert, ein Geschäft ein und tüftelt heimlich an einer neuen Legierung aus Aluminium und Kupfer, aus der sich leichtere Kolben auch für den eigenen Rennwagen herstellen lassen. Diese Anfangsjahre in der Autoindustrie werden aber durch den Krieg unterbrochen. W. O., der während des Ersten Weltkriegs in den Royal Naval Air Service (RNAS) einberufen wird, bewirbt seine Idee des leichteren Kolbens: Sie ermöglicht eine leistungsfähigere und zuverlässigere Version des bestehenden Flugzeugtriebwerks des RNAS.

 

Beeindruckt von seinen Bemühungen, erlauben ihm die Vorgesetzten, ein Drehflügel-Triebwerk von Grund auf neu zu entwickeln. Jede Experimentieranlage wird ihm zur Verfügung gestellt, zudem unterrichtet Bentley Ingenieure im Humber-Werk in Coventry. Der Motor ist ein Grosserfolg, wird zum bevorzugten Teil der Marineversion des berühmten Jagdflugzeugs «Sopwith Camel». Der einsitzige Doppeldecker fliegt in der Folge in die Geschichtsbücher ein und mutiert zu den bekanntesten Geräten des 20. Jahrhunderts.

 

Zunächst ist das Triebwerk als «Admiralty 1» bekannt. Um den Erfinder zu ehren, wird es in «Bentley Rotary 1» und später «BR1» umbenennt. Danach entwickelt Bentley die noch leistungsfähigere Version «BR2» mit 230 PS – eine Neunzylindereinheit, die 1918 in grosser Zahl in Flugzeuge eingebaut wird. Der Motor bleibt auch nach Kriegsende im Einsatz und kommt in vielen Regionen der Welt noch einige Jahre zum Einsatz.

 

Nachdem er sein Talent als Ingenieur unter Beweis gestellt hat, entwickelt O. W. den ersten richtigen Bentley. Dank eines Zuschusses der «Commission of Awards To Inventors» in Höhe von 8000 Pfund nutzt er dann im Jahre 1919 dieses Kapital, um seine eigene Autofirma zu gründen.

 

Heute beheimatet der Firmensitz von Bentley Motors im englischen Crewe alle wichtigen Unternehmensbereiche, darunter Design, Forschung und Entwicklung, die technische Erprobung sowie die Fertigung der vier Modellreihen Continental, Flying Spur, Bentayga und Mulsanne. Bentley – seit 1998 unter dem Konzerndach von VW – beschäftigt in Crewe rund 4000 Mitarbeiter.

 

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