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Der AMAG-Beginn: Steiniger Weg mit britischen Fahrzeugen

 

Die AMAG importiert heute deutsche Fahrzeuge des VW-Konzerns in die Schweiz. Das war am Anfang nicht so, zum Geschäftsstart kam ein britischer Autoproduzent zum Handkuss. Wir drehen im Hinblick auf das 75-Jahre-Jubiläum vom Schweizer Privatimporteur das Rad der Zeit zurück. Diesmal bis in die Anfänge.

 

Ein halbes Jahr nach ihrer Gründung am 3. Januar 1945 begann die AMAG mit den Importarbeiten von Personenwagen der Marke Standard. Es war ein holpriger Start mit Pleiten, Pech und Pannen. Die Standard Motor Company war damals eine der ältesten britischen Automarken – 1903 gegründet, erreichte die Jahresproduktion vor dem Zweiten Weltkrieg eine halbe Million Fahrzeuge.

 

Während des Krieges bauten die Briten für die Armee, konnten aber schnell auf eine zivile Produktion umstellen: Schon etwa im November 1945 verliessen verbesserte Vorkriegsmodelle die Werkshallen – unter anderem erwartete damals auch die AMAG eine Erstlieferung der Modelle «Eight» und «Fourteen». Exportschwierigkeiten führten dann dazu, dass die Autos erst Anfang 1946 die Schweiz erreichten – weil sie nicht in Le Havre entladen werden konnten und verbotenerweise auch volle Benzintanks hatten.

 

So reisten in den ersten Januartagen 1946 zehn AMAG-Mitarbeiter in zwei Autos in die französische Hafenstadt Rouen, um die Fahrzeuge an einem Montag entgegen zu nehmen. Das Pech der Mitarbeiter war, dass die Autos erst am Freitag ankamen. Praktisch ohne Geld, aber mit Zigaretten als «Währung», kamen die Schweizer über die Runden.

 

Als das Schiff anlegte, wurden beim unsorgfältigen Entladen an fünf der fabrikneuen Autos die vorderen Kotflügel abgerissen. Aber es kam noch besser: Auf der Fahrt in die Schweiz über Paris erlitt einer der Standards nach bloss zwei Kilometern einen irreparablen Getriebeschaden und musste nach Zürich abgeschleppt werden. Und auf der Route Nationale 19 brach einem Auto das linke Hinterrad weg. So mussten sich die fünf ersten Standard-Vertreter etwa zwei Wochen lang gedulden, bis sie endlich ihre Fahrzeuge übernehmen konnten.

 

Doch das tat dem Interesse keinen Abbruch – bereits im April 1947 nahm der Tausendste Schweizer Kunde seinen Standard entgegen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die AMAG ein Netz mit rund zwanzig unabhängigen Garagenpartnern und startete den Import von Fahrzeugen der Marke Triumph, die ebenfalls zur Standard-Gruppe gehörte.

 

1948 wurde am Salon Genf der «Vanguard» (Vorreiter) präsentiert – die erste Standard-Neuentwicklung, die nichts mehr mit den Vorkriegsmodellen zu tun hatte. Schnell waren 1000 Bestellungen eingegangen, Produktionsprobleme verhinderten jedoch eine rasche Auslieferung. Und als die ersten Wagen ein Jahr später eintrafen, waren sie mit einer Unzahl von Mängeln behaftet. So gelang es AMAG-Gründer Walter Haefner, die Engländer davon zu überzeugen, dass eine Schweizer Montage sinnvoll wäre.

 

1949 trafen im Aargau die ersten Bausätze ein, die in der «Automontage Schinznach-Bad AG» montiert wurden. Doch die Vorbereitungsphase war steinig. So lieferte das Werk in Coventry alles falsch, was nur falsch geliefert werden konnte. Erst eine Überwachung der mit Montageteilen gefüllten Kisten im englischen Werk durch Mitarbeitende der AMAG brachte Abhilfe. Bis 1953 importierte und montierte die AMAG gegen 4000 Standard-Fahrzeuge.

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