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30 auf einen Streich: Schlumpf kaufte Bugattis in den USA ein

 

Federico «Fritz» Filippo Augustino Schlumpf, geboren am 24. Februar 1906 in Omegna bei Mailand (gestorben am 18. April 1992 in Basel), war ein Textilproduzent aus Mülhausen im Elsass (F). Zusammen mit seinem Bruder Hans baute er zwischen 1945 und 1977 eine einmalige Sammlung von etwa 500 Klassikern auf. Dazu gehörten um die einhundert Bugattis, darunter zwei von den sechs millionenteuren «Royales», die es heute noch gibt. Einmal, so lautet es in einer Presseabteilung von Bugatti, soll Fritz Schlumpf gleich 30 Bugattis auf einen «Chlapf» gekauft haben. Diese Autos und den Deal wollen wir nun etwas genauer anschauen.

 

Vorerst blenden wir ins Jahr 1928 zurück. Damals kaufte Fritz Schlumpf seinen ersten Bugatti – als 22-Jähriger. Mit diesem Auto nahm er an Rennen teil, hatte deshalb öfters Kontakt mit dem damals noch aktiven Bugatti-Werk. Um seine Sammlung aufbauen zu können, liess Schlumpf sich von Bugatti-Besitzern auf der ganzen Welt beraten. Einer davon war Hugh Conway: Als Mitglied vom «British Bugatti Owners Club» hatte er Zugriff auf ein Register mit Bugatti-Besitzern auf der ganzen Welt.

 

Conway führte Schlumpf mit dem Amerikaner John W. Shakespeare zusammen, der eine damals auf 105 000 Dollar geschätzte Sammlung von 30 Bugattis in der Nähe seines Hauses in Hoffman (Illinois) hatte. Schlumpf machte ein Pauschalangebot von 70 000 Dollar. Als Folge davon begutachtete Bugatti-Experte Bob Shaw die Sammlung. Und stellte fest, dass sich die meisten Autos in einem schlechten Zustand befanden. Shaw riet von einem Kauf ab. Dennoch erhöhte Schlumpf sein Angebot auf 80 000 Dollar.

 

Es folgten «harte Verhandlungen mit gegenseitigen Drohungen», wie es seitens von Bugatti heisst. Schliesslich einigten sich die beiden Kontrahenten rund zwei Jahre nach Verhandlungsbeginn auf 85 000 Dollar. Der Preis beinhaltete die Lieferung der Autos nach Frankreich.

 

Die 30 Wagen wurden per Bahn nach New Orleans transportiert, von da gings per Schiff nach Le Havre (F). 1965 kündigten die Schlumpf-Bruder den Bau eines Museums in den eigenen Werkshallen ihrer Wollspinnerei an. 1966 begannen langjährige Umbauten in den Lagerhallen der Textilfabrik, um das Musée Schlumpf in einer einzigen Ausstellungshalle von 17 000 Quadratmeter Grundfläche unterzubringen.

 

Zu dieser Zeit schlidderte die Textilindustrie in eine grosse Krise, und in der Schlumpf-Fabrik streikten im Juni die Arbeiter. Als klar wurde, dass die Brüder zahlungsunfähig sind, versuchten sie ihr Unternehmen zum symbolischen Preis von 1 Franc zu verkaufen. Weil keine Angebote eingingen, flohen die beiden nach Basel. Die 2000 Angestellten wurden arbeitslos. 1977 begann ein komplizierter Rechtsstreit mit den Gläubigern. Heute sind rund 400 Schlumpf-Klassiker in Mülhausen im «Musée National de l'Automobile» ausgestellt, bekannt auch unter dem Namen «Collection Schlumpf».

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