Auf Schweizer Strassen sind sie unübersehbar – und dennoch selten. Oldtimer machen auf «AutoScout24» seit fünf Jahren konstant nur rund ein Prozent aller Fahrzeuginserate aus. Ein Nischenmarkt, klar. Aber einer, der wächst – langsam, aber stetig. Im aktuellen Jahr zählt die Plattform durchschnittlich 6’200 solcher Inserate pro Monat. Ein Zuwachs von 5,1 Prozent gegenüber 2023. Auch der Preis zieht an, wenn auch nur leicht: 56'239 Franken kostet das durchschnittliche Liebhaberfahrzeug – 0,45 Prozent mehr als im Vorjahr. Wer da an Stillstand denkt, unterschätzt die Dynamik der Nostalgie.
Denn wer genau hinsieht, erkennt: Die Lust auf automobile Vergangenheit ist hoch wie nie. Im Zeitraum Januar bis Mai 2025 klicken sich monatlich über 911’000 Interessierte durch die Detailseiten historischer Fahrzeuge. 2023 lag dieser Wert noch bei knapp 644’000. Ein Anstieg von über 40 Prozent in nur zwei Jahren. Was nach Statistik klingt, ist Ausdruck eines Trends: Die Sehnsucht nach blechgewordener Authentizität wächst – je moderner, vernetzter und lebloser das Autofahren wird.
Besonders im Kanton Zürich schlägt das Herz der Szene: Mit 769 Oldtimer-Inseraten pro Monat führt er das Feld an – vor St. Gallen (717) und Bern (575). Zürich verzeichnete seit 2022 ein Plus von über 29 Prozent, St. Gallen sogar von mehr als 30. Die Limousine dominiert das Angebot, gefolgt von Cabriolets und Coupés – also genau den Carrosserieformen, mit denen man sich nicht von A nach B rettet, sondern in denen man fährt, um zu fahren.
Doch nicht überall läuft der Rückspiegelmarkt rund. Appenzell Innerrhoden, Obwalden und Freiburg verzeichnen deutliche Rückgänge. Die Zahlen dort sprechen von Desinteresse – oder vielleicht auch schlicht davon, dass die Garage nicht immer die romantischste aller Investitionen ist.
Denn trotz steigender Klickzahlen und wachsendem Angebot bleibt die alte Frage aktuell: Bleibt der Oldtimer ein Liebhaberobjekt – oder mausert er sich zur rollenden Kapitalanlage? Auf «AutoScout24» dominieren beim Filtern nach wie vor Marke, Preis und Jahrgang. Sammeltrieb statt Spontankauf. Emotion ja – aber bitte kalkuliert. Der Reiz liegt also nicht nur in der Patina, sondern zunehmend auch im Potenzial.
Und dennoch: Im Alltag ist das rostfreie Relikt längst kein Spielverderber mehr, sondern eine bewusste Gegenbewegung. Während der moderne Verkehr auf Effizienz und Geräuschlosigkeit trimmt, feiern Oldtimer jene Ära, in der jedes Geräusch noch Bedeutung hatte. Und so bleibt das historische Fahrzeug ein Anachronismus – aber einer, der sich wachsender Aufmerksamkeit erfreut. Wer sich heute für einen Oldtimer entscheidet, sucht nicht einfach ein Auto. Sondern ein Statement. Und davon gibt es im Jahr 2025 offensichtlich wieder mehr.