Oldtimer

Ein Jammer: Renn-Ferrari mit Chevi-Motor und Plastikkleid

 

Das US-Auktionshaus Mecum führt einen seltenen Ferrari im Verkaufskatalog, der vor rund 30 Jahren für 200 Dollar den Besitzer gewechselt hat. Es handelt sich dabei um einen «340 America», von dem nur 24 Exemplare gebaut worden sind. Das Auto mit Jahrgang 1952 hat die Chassisnummer 0202A, wurde vom italienischen Carrossiers Vignale eingekleidet und fuhr 1952 bei den 24 Stunden von Le Mans mit, wo es den 5. Rang im Gesamtklassement erreichte. Und darf wohl für sich in Anspruch nehmen, von den grössten Stümpern der USA so schlecht behandelt worden zu sein wie kein anderer Klassiker vor und nach ihm.

 

Und das kam so: Nach dem Rennen in Le Mans gelangte der Ferrari über den Importeur Luigi Chinetti in die USA. Dort landete er in Texas bei einem knauserigen Besitzer, der den ursprünglichen V12-Motor mit 4,1 Liter Hubraum verkaufte und einen V8 von Chevrolet einbauen liess. Doch damit nicht genug der Schmach: Nach einem Unfall wurde die originale Vignale-Carrosserie ersetzt, und man baute den Ferrari zu einem offenen Rennwagen um. Später wurde diese Carrosserie beschädigt, und als Krone des Dilettantentums kam ein Fiberglas-Blechkleid auf das Rohrrahmenchassis. Übrigens: Die hauseigene Oldtimer-Abteilung des Sportwagenherstellers (Ferrari Classiche) hat den originalen Zustand und die Historie des Autos kürzlich mit einem Buch zertifiziert.

 

1963 wurde der Sportwagen in Salt Lake City eingelöst, danach blieb er verschwunden und tauchte erst 1990 bei Mike Sanfilippo wieder auf. Der Überlieferung nach bezahlte der Dragster-Rennfahrer 200 Dollar, hatte aber keine Ahnung davon, was für eine Rarität in seinem Besitz war. Er plante, das Chassis zu zerschneiden und den Ferrari in einen Dragster-Rennwagen zu verwandeln. Zum Glück kam es nie dazu.

 

2006 entdeckte der Autorestaurator Tom Shaughnessy den 340 America im Internet und kaufte ihn für 26 912 Dollar. Als er mit Hilfe des Ferrari-Experten Marcel Massini herausfand, was für eine Rarität er da besass, beauftragte er «Ferrari Classiche», den 340er zu restaurieren. Dazu gehörte die Nachrüstung eines originalen V12 mit 4,1 Liter Hubraum, es wurde ein Viergang-Schaltgetriebe eingebaut und eine neue Carrosserie in zeitgemässem Blau mit der Nummer 14 übergestülpt – so wie der Ferrari einst in Le Mans ausgesehen haben soll. Wieviele Millionen der Renner heute wert ist, darüber wird noch spekuliert.

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