Oldtimer

Werksrestaurierung: So wird bei Porsche Classic gearbeitet

 

Wir haben kürzlich in unserer Rubrik «Oldtimer» unter dem Titel «Im Werk: Porsche restauriert roten 911 S Targa von 1967» über eine Totalrestauration berichtet. Vorgenommen wurde die Instandstellung von «Porsche Classic», welche etwa acht Oldtimer pro Jahr neu auf die Räder stellt und danach jedes Mal das Gütesiegel «Hergestellt von Porsche, wiederhergestellt von Porsche» vergibt. So ist klar, dass ein von Grund auf werksrestaurierter Sportwagenklassiker aus der Werkstatt rollte.

 

Ausserdem gehen im Porsche-Werk um die 70 weitere Fahrzeuge pro Jahr zwecks Teilrestaurierung, etwa von Motor und Getriebe, durch die Hände der Handwerker. Rund 30 Spezialisten warten, reparieren und restaurieren hier Kundenfahrzeuge vom 356 bis zum Carrera GT. Auf den rund 1500 Quadratmetern sind alle Gewerke einer Manufaktur vertreten: Carrosseriebau samt Lackiererei, Motoren- und Getriebebau sowie eine Sattlerei.

 

Am Anfang jeder Komplettrestaurierung steht die Kostenschätzung. Anhand von Fotos kalkulieren die Spezialisten den groben Umfang der Restaurierungsarbeiten und den voraussichtlichen finanziellen Aufwand. Entspricht dies den Vorstellungen des Kunden, wird der Sportwagen in der Werkstatt von Porsche Classic untersucht und eine detaillierte Kostenanalyse erstellt.

 

Bei einer Vollrestaurierung demontieren die Experten das Fahrzeug. Motor und Getriebe werden grundsätzlich komplett zerlegt, gereinigt und befundet. Verschlissene oder defekte Teile werden ersetzt oder, sofern möglich, auf Wunsch ebenfalls repariert und restauriert. Nach den ursprünglichen Werksvorgaben eingestellt, muss der Antrieb seine Leistungsfähigkeit zunächst bei einem Testlauf auf dem Prüfstand unter Beweis stellen.

 

Mit der Rohkarosse verfahren die Experten auf vergleichbare Weise. Dem groben Entfernen von Korrosion folgt das Öffnen aller Hohlräume – eine notwendige Vorbereitung für ein erfolgreiches Entlackungsbad. Danach reparieren oder ersetzen die Carrossiers alles alt gewordene Blech. Je älter dabei das Fahrzeug, desto intensiver die Anpassungsarbeiten, selbst bei der Verwendung von Original-Neuteilen aus dem eigenen Lager. Denn in frühen Porsche steckte ab Werk schon jede Menge Handarbeit. Der anschliessende, probeweise Zusammenbau der kompletten Carrosserie erfolgt mit unbehandelten Komponenten, um Spaltmasse und Funktionen zu prüfen und einzustellen. So wird sichergestellt, dass Türen und Hauben exakt schliessen.

 

Die so vorbereitete Carrosserie durchläuft in der Lackiererei dieselbe kathodische Tauchlackierungs-Strasse (KTL) wie die aktuellen Neufahrzeuge aus Zuffenhausen – ein Angebot, das weltweit kein anderer Fahrzeughersteller bietet. KTL garantiert eine lückenlose, hochresistente Grundierung bis in den letzten Falz. So vorbereitet, beginnt der Lackaufbau von Hand in der ursprünglichen Wagenfarbe. Die Probelackierung eines Bleches stellt sicher, dass die Farbmischung passt.

 

Nach jeder Lackschicht folgt eine ausgedehnte, dreiwöchige Trocknung. Letztes Gewerk einer Vollrestaurierung ist das Interieur. Abschliessend muss der runderneuerte Klassiker dann bei ausgedehnten Testfahrten seine Qualitäten beweisen. Über alle Arbeiten der «Porsche Classic»-Werkstatt erhält der Kunde eine detaillierte Dokumentation in Buchform mit umfangreichem Bildmaterial. Dazu gehört auch eine gravierte Plakette, die mit Fahrgestellnummer und Unterschrift die Original-Werksrestaurierung den zweiten Geburtstag bestätigt.

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