Oldtimer

Workshop «IgFS»: Top-Anlass für Oldtimer-Profis

 

Oldtimerwissen dokumentieren, junge Fachkräfte einbeziehen und das Verbands-Netzwerk besser nutzen: Diese Ansätze für den Wissenstransfer wurden am diesjährigen Workshop der «Interessengemeinschaft Fahrzeugrestauratoren Schweiz» (IgFS) diskutiert. Weitere Themen waren die Möglichkeiten von «Reverse Engineering» und «3D-Druck» im Restaurationsalltag.

 

Wie kann über Jahrzehnte hinweg erarbeitetes Wissen genutzt und weitergegeben werden? Der Frage des Wissenstransfers in der Oldtimerbranche ist Nicolai Jäggi in seiner Bachelorarbeit an der Berner Fachhochschule Wirtschaft nachgegangen. Am jüngsten Workshop der «IgFS» in Baden präsentierte der Betriebsökonom seine Erkenntnisse. «Wissensidentifikation, Wissensentwicklung und Wissenstransfer sind für die Branche von zentraler Bedeutung», hielt Jäggi vor rund 80 Vertreterinnen und Vertretern der Branche fest. Relevant seien vor allem implizites Wissen und Erfahrungen, da dieses Erfahrungswissen meist essenziell für den Fortbestand der Unternehmungen sei.

 

Eine Podiumsrunde von «IgFS»-Mitgliedern und Betriebsinhabern bestätigte die hohe Bedeutung der Dokumentation und des Wissenstransfers. Junge Fachkräfte sollen sich getrauen, nachzufragen, sich engagieren und das Netzwerk nutzen, betonte Simon Jau, ein Fahrzeugrestaurator, der vor kurzem einen Oldtimerbetrieb in Spiez (BE) übernommen hat.

 

Ältere Betriebsinhaber, die ihre Garagen weitergeben wollten, müssten den Boden für den Nachwuchs vorbereiten, machte Heini Schneebeli, Porsche-Restaurator aus Klingnau (AG) deutlich. Für eine vernünftige Zeitachse plädierte «IgFS»-Präsident und Garageninhaber Christian Ackermann aus Dotzigen (BE). Wichtig seien das Feuer für die Branche und Spezialisten, die den Krug mit ihrem Wissen ausschütten wollen.

 

Das Wissen gelte es nicht nur im Oldtimer-, sondern vermehrt auch im Youngtimer-Sektor zu erfassen und zu dokumentieren, ergänzte Patrice Walter, Betriebsinhaber aus Bachenbülach (ZH) und in der «IgFS» verantwortlich für die deutsche Schweiz. Vor allem sollten Garagisten lernen, den Nachwuchs stärker einzubeziehen und den Lead abzugeben. Schliesslich sei im Verband der «IgFS» enormes Wissen vorhanden. Diese Stärke hätten viele noch nicht richtig erkannt. Die Möglichkeiten, untereinander Wissen zu teilen, müssten ausgedehnt werden. «Das ist es, was uns weiterbringt», appellierte Walter.

 

Praktische Erfahrungen und Möglichkeiten bei der Ersatzteilkonstruktion und -fertigung waren ein zweiter Schwerpunkt des Workshops. Der Maschinenbauingenieur Frederic Landert aus Wald (ZH), der über Erfahrungen im Motorsport- und Weltraumbereich verfügt, zeigte die Schritte beim «Reverse Engineering»-Prozess auf, um mittels Scan-Techniken und CAD Bauteile zu rekonstruieren.

 

Wie der 3D-Druck (additive Fertigung) im Oldtimersektor angewandt werden kann, schilderte Edy Schorno, der in seinem Betrieb in Küssnacht am Rigi (LU) seit 1990 historische Fahrzeuge betreut. Die Palette reiche vom Proto-Typing bis zum 3D-Druck mit verschiedenen Metallen. In kleinen Stückzahlen sei fast alles möglich, von Kleinteilen bis zu ganzen Motoren. Den Lampenhalter für einen Bugatti, Türfallen für einen Aston Martin oder einen kompletten Weber-Vergaser präsentierte Schorno als konkrete Arbeiten. «Wir stehen erst am Beginn der Möglichkeiten».

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