• Homeslider Text:

    Wellness trifft

    Werkbank:

    Monteverdi und

    Enzmann in Bad Ragaz

  • Homeslider Textposition: Rechts

Von Dennis Schneider (Text)

Mitten im mondänen Grand Resort Bad Ragaz, wo sonst Golfplätze, Gourmetküchen und Thermalquellen den Ton angeben, parken im September 2025 plötzlich Autos, die mit Wellbeing so viel zu tun haben wie ein Schraubenschlüssel mit einem Champagnerglas. Monteverdi und Enzmann – zwei klingende, aber längst vergangene Namen des Schweizer Automobilbaus – bekommen hier ihr Revival. Nicht in einer Werkhalle, nicht in einem Museum, sondern im gepflegten Aussenbereich des Grand Hotel Hof Ragaz, wo sonst Rosenrabatten und Kurgäste dominieren.

Gezeigt werden Maschinen aus einer Zeit, in der Schweizer Autobauer noch glaubten, die Welt brauche ihre Vision von Sportwagen. Ab 1945 entstehen Carrosserien, die weder Detroit noch Maranello das Fürchten lehren, aber immerhin genug Charakter besitzen, um heute als Kuriositäten durchzugehen. Ein knallgelber Monteverdi High Speed 375 S strahlt mit dem Rasen um die Wette, daneben steht der Hai 450 SS – so selten, dass er fast mythischen Status beansprucht, was in Wirklichkeit bedeutet: kaum jemand hat ihn je auf der Strasse gesehen. Enzmann-Modelle komplettieren die Szenerie, filigran und handwerklich, wie das Uhrwerk einer Marke, die den Schritt zur Massenproduktion nie geschafft hat.

Im Zentrum der Erinnerung: Peter Monteverdi. Ein Mann, der in den 1960er-Jahren aus einer Basler Werkstatt heraus Autos entwarf, als könne er Ferrari oder Aston Martin Konkurrenz machen. Seine High-Speed-Serie und der Hai 450 SS sind geblieben – Ikonen, sagen die einen, exotische Fussnoten der Automobilgeschichte die anderen. Monteverdi ist der Beweis, dass auch in der Schweiz Automobilträume scheitern können, aber immerhin stilvoll.

Die Ausstellung ist offen vom 13. September bis 5. Oktober 2025, kostenlos, öffentlich, inszeniert als Freiluftbühne für das, was vom Schweizer Automobilbau geblieben ist: ein paar mutige Versuche, viel Enthusiasmus und Autos, die heute eher Denkmal als Fortbewegungsmittel sind. Die Eröffnung am 12. September wird offiziell gefeiert, mit Einladung, Anmeldung und all den Ritualen, die man in einem Luxushotel eben erwartet. Wer dabei ist, bekommt nicht nur einen Blick auf verchromte Carrosserien, sondern auch auf den Widerspruch: Hier die perfekt inszenierte Wellness-Welt, dort der rostfreie Traum von einer Industrie, die nie richtig Fahrt aufgenommen hat.

Am Ende bleibt die Pointe: Zwischen Thermalwasser und Sterne-Küche stehen Autos, die nie in Serie gingen. Ein schöner Kontrast – oder eine stille Erinnerung daran, dass manche Geschichten im Glanz enden, ohne je den Asphalt erobert zu haben.