Automobil

718 Cayman + Boxster: So fahren sich die «kleinen» Porsches

 

Text und Fotos: Heinz Schneider

Porsche schickt den neuen Cayman ins Rennen und mit ihm die Cabriolet-Version Boxster, die beide die Zahl 718 vor die Typenbezeichnungen bekommen haben. Doch das ist die kleinste Änderung: Als besonderes Merkmal fahren die beiden Einsteigermodelle mit aufgeladenen Vierzylindermotoren vor, die bislang erhältlichen Sechszylinder-Sauger wandern ins Alteisen. Und: Obwohl es sich bei den Autos um komplette Neukonstruktionen handelt – lediglich Verdeck, Heckdeckel und Frontscheibe wurden übernommen – unterscheiden sie sich optisch nur in Details vom jeweiligen Vorgänger. Unter anderem sind die 718er-Baureihen an grösseren Kühllufteinlässen mit zwei Lamellen, an neu gestalteten Scheinwerfern und Türgriffen (ohne Griffschalen) und an den akzentuierten Vertiefungen in den Türen zu erkennen, die das Auto schlanker machen sollen.

 

Jetzt hat das Downsizing auch Porsche erfasst – so muss der Entscheid der Techniker verstanden werden, künftig auf die Sechszylinder-Aggregate mit 2,7 und 3,4 Liter Hubraum zu verzichten. «Downsizing ist die Reduktion des Umfangs an technischen Parametern bei gleicher oder ähnlicher Leistung. Aber natürlich mit geringerem Energieverbrauch» – so erklärt Matthias Hofstetter, «Projektleiter Antrieb» der Baureihen 911 und 718, die Massnahme. Will heissen: Auf einem anderen Weg lassen sich die immer strengeren Verbrauchsvorgaben nicht erreichen. Die Konsequenz daraus: Motorenseitig stehen neu zwei Vierzylinder-Benziner mit 2,0 (Boxster und Cayman) beziehungsweise 2,5 Liter Hubraum (Boxster S und Cayman S) zur Verfügung, die es dank Turboaufladung auf 300 respektive 350 PS bringen (380 Nm/420 Nm) . Preise: 65 600 (Boxster) und 80 900 Franken (Boxster S), der Cayman ist für 63 100 respektive 78 400 (S) zu haben.

 

So viel zu den theoretischen Werten. Wie aber machen sich die beiden im Fahrbetrieb? Und wie klingt der Vierzylinder? Sagen wir es mal so: In der Wolle gefärbte Porscheaner werden überrascht sein. Zwar haben die Sound-Ingenieure keinen Aufwand gescheut, um ihrem Neuling einen individuellen typischen Klang mit auf den Weg zu geben, aber nach dem Drehen des Zündschlüssels «schreit der Vierzylinder auf wie eine Katze, der du auf den Schwanz getreten bist», wie es ein Kollege ausdrückte. Okay, dieser Vergleich mag vielleicht etwas übertrieben sein, aber mit dem gewohnten Porsche-Klang hat diese Sound-Kulisse tatsächlich nichts mehr gemein. Was jedoch nicht per se als negativ dargestellt sein will – vieles, an das man sich zuerst gewöhnen muss, stellt sich mit der Zeit als Toplösung heraus. Fragen Sie mich in ein paar Wochen wieder.

 

Ist der Vierzylinder warm gelaufen, geht dann wirklich die Post ab. Turboloch? Nicht Mal im Ansatz – kaum hat der Vierzylinder 2000 Touren erreicht, schiebt er die Fuhre kräftig nach vorne. Und zwar sowohl in der normalen als auch in der S-Verson mit 350 PS, die von einem VTG-Lader (Variable Turbinen Geometrie) unter Dampf gesetzt wird. Wirklich souverän – und viel lockerer als der Sechszylinder, der fürs hohe Leistungsniveau entsprechend hohe Drehzahlen brauchte. Was, im Zusammenspiel mit der hervorragenden Fahrwerksabstimmung beider Modelle die provokative Frage erlaubt, warum es eigentlich noch ein S-Modell sein muss. Die Versionen Boxster und Cayman können (fast) alles genauso eindrücklich – und erst noch kostengünstiger.

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