Von Heinz Schneider (Text)
Das war ja ein Ding, als Mazda im März 2022 den 4,75 Meter langen CX-60 präsentierte. Ausgerechnet Mazda, der Individualist, der «schiere Grösse» in der Fahrzeugentwicklung noch nie im Lastenheft führte, legte längenmässig markant zu. Und dies erst noch in eher unsicheren Zeiten, in denen sich alle «downsizen» auf die Fahne geschrieben hatten. Und jetzt hauen die Mannen aus Hiroshima noch einen obendrauf – mit dem knapp fünf Meter langen Schwestermodell CX-80, ein Top-SUV mit viel Platz vor allem im Fond. Und mit ausklappbarer dritter Sitzreihe, allerdings für Kurzstrecken oder Schulkinder. Zu haben ist das SUV als Plug-in-Hybrid mit 327 PS – oder, wie unser Testwagen, als Sechszylinder-Turbodiesel mit 254 PS und 550 Newtonmeter. Beide haben Allradantrieb.
Das Turbodieselmodell gibt es in fünf Ausstattungsversionen. Los gehts mit dem Basismodell «Exclusive-Line» für 68 950 Franken. Das Testauto in der Top-Variante «Takumi Plus» kostet 78 150 Franken – da halten die Konkurrenten Audi Q7, BMW X5 und Mercedes GLE bei weitem nicht mit. Allerdings kommen in unserem sechssitzigen Testwagen noch ein paar Features dazu, was zur Endsumme von knapp 81 000 Franken führt. So zum Beispiel die schicke Metallic-Lackierung «Artisan Red» für 1400 Franken, zwei sehr komfortable Einzelsitze (Captain Seats) in Reihe 2 für 850 Franken plus verschiedene Teppichsätze.
Die Liste der Serienausrüstung ist lang, sehr lang. Unter anderem fahren Nappaleder, Rundumkamera, elektrisch verstellbare und belüftete Sitze, die Memoryfunktion beim Fahrersitz (Gesichtserkennung), heizbare Rücksitze und die elektrische Heckklappe mit. Ebenfalls dabei: Bose-Soundsystem (12 Speaker), Fernlichtautomatik, Panoramadach, Head-up-Display und eine ellenlange Neuwagengarantie (sechs Jahre, 150 000 km). Nähert man sich dem Auto oder entfernt sich, erhellen die Scheinwerfer automatisch die Umgebung. Technisch nichts Überragendes, aber hilfreich im Alltag.
Wir nehmen Platz. Erster Eindruck: Da ist alles schick und praktisch angeordnet, die Verarbeitung top, alle Materialien wirken hochwertig – und auch ein bisschen überraschend. So zum Beispiel das «Tuch» am Armaturenbrett, was von «Musuba» inspiriert ist – eine Kunst des japanischen Knüpfens (siehe Fotogalerie). Eine weitere Idee fürs Innenraum-Design betrifft «Kaichô»: Hier werden verschiedene Materialien und Texturen wie Ahornholz, Nappaleder sowie japanische Textilien mit Chromelementen gemischt.
Gleichzeitig stellen wir fest: Das Lenkrad ist längs- und höhenverstellbar, es gibt eine Ambiente-Beleuchtung in den Türen und hinten elektrisch verstellbare Sonnenrollos. Auch alle gängigen Assistenzsysteme sind da – vom Aufmerksamkeitswarner bis zur Verkehrszeichenerkennung (die allerdings viele falsche Angaben macht). Auch der Tempomat überzeugt beim Bergauffahren nicht restlos: Zwar bremst er das Auto vor jeder Kurve zuverlässig ab, beim Beschleunigen danach muss die Automatik allerdings je nach Tempo zuerst die richtige Fahrstufe finden – was öfters mit einem unangenehmen Ruckeln verbunden ist. Und wenn wir schon beim Jammern sind: Die Warnglocken der Assistenzsysteme läuten (wie in allen Neuwagen) bei jedem «Vergehen» Sturm: Sei es, weil man einen Stundenkilometer zu schnell fährt oder für ein paar Sekundenbruchteile eine Hand vom Lenkrad nimmt. Hier sind die Töne laut, und nerven.
Kommen wir zum Schluss zum Highlight im CX-80, dem Turbodieselmotor – ein kräftiger Reihensechszylinder mit 3,3 Liter Hubraum, Mildhybridsystem (MHEV), Bremsenergie-Rückgewinnung und sehr viel Laufkultur. Auch dies eine Entwicklung gegen den Strom, zu einem Zeitpunkt, wo andere kleinere Brötchen backen. Der Sound? Sonor, satt, präsent, nie aufdringlich und schon gar nicht laut – also wie geschaffen für schnelle, weite und komfortable Reisen. Wo ihm zusätzlich der geringe Verbrauch in die Karten spielt. Im Unterland betrug dieser übrigens, bei zurückhaltender Fahrweise, 5,4 Liter. In den Hügeln des Bündner Oberlandes waren es im Schnitt 7,1 Liter. Für ein fünf Meter langes, 1,71 Meter hohes und rund 2,2 Tonnen schweres SUV eine vorbildliche Leistung. Wer das nicht glaubt, soll es nachprüfen.
Mazda CX-80 3.3 e-Skyactiv D AWD Takumi Plus | |
Preis ab | 78 150 Fr. |
Turbodiesel / Hubraum | R6 / 3283 ccm |
Leistung | 254 PS / 550 Nm |
Antrieb | 4x4, Automatik, 8 Stufen |
0 – 100 / Spitze | 8,4 Sek, 219 km/h |
Verbrauch (WLTP) | 6,6 l / 100 km |
Energieklasse E | CO2 151 g/km |
Länge / Breite / Höhe | 4,99 / 1,89 / 1,71 m |
Anhängelast | 2500 Kilo |
Kofferraum | 687 bis 1971 Liter |