Automobil

Für Sie gefahren: Renault Alpine A110 S

 

1955 von Jean Rédélé gegründet, hat die französische Sportwagenmarke Alpine eine spannende Geschichte mit vielen bewegenden Kapiteln hinter sich. Das eine schildert die zahlreichen Siege auf den Rennstrecken und Rallyepisten der Welt, ein anderes die Firmenpleite und wiederum ein anderes die Auferstehung der Marke ums Jahr 2012 herum. Als Folge dieser Wiedergeburt enthüllte Alpine im März 2017 – mittlerweile mit eigenen Design- und Entwicklungsteams zum selbständigen Brand innerhalb der Renault-Gruppe mutiert – den direkten Nachfolger vom legendären A110. Sie erinnern sich: Die Alpine A110 Berlinette von 1966 war die berühmte und rund 7000 Mal gebaute flache Flunder, die 1973 die Rallye-WM gewann.

 

Die A110 der Neuzeit wurde ebenfalls ein Erfolg. Produziert im 1969 errichteten und später modernisierten Alpine-Werk im nordfranzösischen Dieppe, war die Startauflage im Handumdrehen ausverkauft. Ende 2019 liess das Interesse der Sportwagenfans dann aber nach, was die Firmenleitung veranlasste, die Produktion von 15 auf sieben Einheiten pro Tag zu drosseln. Gleichzeitig fiel der Entscheid, der A110 die schärfere Variante «A110 S» zur Seite zu stellen. Eine tolle Idee, wie wir in unserem 1000-Kilometer-Test erfahren haben.

 

Optisch unterscheidet sich das Modell «S» nur mit kleinen Petitessen von der Schwester – unter anderem sind die Schriftzüge vorne und hinten mattschwarz statt wie bisher verchromt. Oder es gibt orange Bremszangen. Tiefgreifender sind die technischen Veränderungen: Zum Beispiel befindet sich unter der Alu-Carrosserie ein neu abgestimmtes und vier Millimeter tiefergelegtes Fahrwerk. Es hat steifere Stabilisatoren und Federn, eine veränderte Aufhängung mit je Doppel-Dreiecksquerlenkern und untenherum breitere Reifen erhalten. Daraus resultiert ein tolles Handling: Der schnelle und mit ausgewogener Gewichtsverteilung gesegnete Hecktriebler saust schnurgerade über den Asphalt – und lässt sich so easy in Kurven schmeissen, als ob es das einfachste in der Pilotenwelt wäre. Mal so schnell das Heck tänzeln lassen? Kein einfaches Unterfangen, das Auto klebt fester auf der Strasse als ein Caramel Bouchée zwischen den Zähnen. Und, für die älteren Gentleman-Driver ebenfalls wichtig: Die Alpine S haut den beiden Insassen nicht jede Bodenunebenheit voll ins Kreuz, sondern bügelt einige geschmeidig weg.

 

Oh là là! Hinter den Sitzen faucht, jubelt und grollt der bekannte Vierzylinderturbo mit 1,8 Liter Hubraum, der das Handtuch auch bei 5000 Umdrehungen noch lange nicht wirft. Er stemmt – wie im A110 – 320 Newtonmeter auf die Kurbelwelle, bringt es hingegen nach der Kraftkur mit mehr Turboladerpuste auf 292 statt wie bisher 252 PS. Aber um ehrlich zu sein: Diese Mehrleistung spürt der Alpine-S-Pilot im normalen Strassenverkehr kaum. Sie gibt ihm lediglich die Bestätigung, das noch begehrenswertere der beiden Modelle durchs Kurvenlabyrinth zu scheuchen.

 

Renault Alpine A110 S

Preis ab     74 800 Fr.
Motor Turbobenziner     R4 / 1798 ccm
Leistung      292 PS bei 6400 U/min
Drehmoment      320 Nm ab 2000 U/min
Antrieb Heck,     DSG, 7-Gang
0 – 100 km/h      4,4 Sekunden
Spitze       260 km/h
Verbrauch (Werk)       7,4 l / 100 km
Energieklasse D       CO2 168 g/km
Länge / Breite / Höhe       4,18 / 1,80 / 1,25 m

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