Automobil

Für Sie gefahren: Porsche 911 Turbo S Cabriolet

 

Der Porsche 911 Turbo S macht als Cabriolet eine gute Figur. Und saust – auch dank Allradantrieb – aus den Startlöchern wie kaum ein anderer. Wir haben es ausprobiert

 

Es gibt im Leben eines jeden Autoredaktors berufliche Erlebnisse, die er kaum je vergisst. Für die einen sind das die – meist anlässlich einer internationalen Fahrzeugpräsentation – vertraulichen nächtlichen (Streit)Gespräche mit einem Firmenboss an der Hotelbar, für andere die «Fahrstunden» auf einer Rennstrecke an der Seite von ehemaligen und aktiven Formel-1-Piloten. Oder das Erlegen eines Erlkönigs per Fotokamera.
Ebenfalls dazu gehören kann – das ist nach den jüngsten Erfahrungen verbrieft – eine Testwoche im neuen Porsche 911 Turbo S. Kräftiger, fahrdynamischer und komfortabler denn je steht der jüngste Spitzen-Elfer als Coupé und Cabriolet am Start – befeuert von einem neuen 3,8-Liter-Boxer mit zwei vergrösserten VTG-Ladern, variabler Turbinengeometrie, 650 PS (+ 70 PS) und 800 Newtonmeter (+ 50 Nm).

 

4x4, Torque-Vectoring, Allradlenkung, Wankstabilisierung – das volle Programm
Welche Kurvengeschwindigkeiten dieses Auto zulässt und welche Show sein Leistungspaket abzieht, ist bemerkenswert. Wer will, gleitet ruhig und gelassen durch die City oder über die Landstrasse. Andererseits kann man es fliegen lassen: Auf Geheiss stürmt der Elfer dermassen brutal und gleichmässig vehement vorwärts, dass einem Hören und Sehen vergeht – Turboloch ade, das war früher Mal. In unter neun Sekunden geht es auf 200 km/h, auf der Rennstrecke bis Tempo 330. Und was ist, wenn die Insassen den Sound des Sechszylinder-Boxers geniessen möchten? Das Naheliegende: Klappenauspuffanlage aktivieren und Taste in der aufgeräumten Mittelkonsole drücken – und schon öffnet sich das vollautomatische Verdeck in zwölf Sekunden. Wenn es sein muss (darf), auch während der Fahrt bis Tempo 50.

 

Beeindruckend ist, wie schnell und unaufgeregt das Doppelkupplungsgetriebe die acht Gänge sortiert – und wie perfekt es mit dem weiterentwickelten Allradantrieb (PTM) harmoniert. Aber was ist mit Kritik? Ja klar, wir können über die eingeschränkte Sicht nach hinten bei ausgefahrenem Heckflügel lamentieren. Oder den anderswo besseren Spurhalte-Assistenten hervorheben und den klitzekleinen Stauraum (128 l) unter der Fronthaube kritisieren. Oder, was alle tun: den exorbitanten Preis.
Aber angesichts der Performance dieses Autos und der Verkaufszahlen von Porsche in der Schweiz sind Ersteres Petitessen und das Letzte geht im Höchstfall als Feststellung durch, welche den vielen 911-Käufern kaum schlaflose Nächte beschert.

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