Automobil

Für Sie gefahren: Cadillac XT4 350T Sport 2.0 4x4

 

 

Von Heinz Schneider

Ich erinnere mich, wie wenn es gestern gewesen wäre. Standen materielle Wünsche oder sonst teure Anschaffungen im Zentrum der Familiendiskussionen, pflegte mein kostenbewusster Vater in den späten Sechziger Jahren jeweils zu sagen: «Bin ich der Schah von Persien»? Oder noch öfter: «Sehe ich aus, als ob in meiner Garage ein eleganter Cadillac stehen würde»? Ja, der Cadi, der war für ihn das Synonym für Hochfinanz. Und für mich Ansporn, irgendwann mal so ein Auto fahren zu dürfen.

 

Heute sind Cadillacs immer noch schön gestylt, edel und elegant – aber finanziell bei weitem nicht mehr so unerreichbar wie einst. Nehmen Sie «unser» Kompakt-SUV «XT4 Sport» mit Allradtechnik und 230-PS-Turbobenziner: Der hat fast alles, und es gibt ihn ab 52 100 Franken. Soviel kostet ein vergleichbarer Opel, Hyundai und erst recht ein VW allemal.

 

Allerdings kommen in unserem Test-Cadi – als ob die Amis das bei ihren deutschen Konkurrenten abgekupfert hätten – viele kostenpflichtige Upgrades hinzu, auf die kaum jemand verzichten möchte und einer Luxusmarke auf jeden Fall gut anstehen. Als Beispiele zu erwähnen sind unter anderem für 950 Franken die Aussenfarbe «Radiant Silver Metallic», 20-Zollfelgen im Fünfspeichen-Design (1300.–) oder das Sportfahrwerk für 1100 Franken. Ebenfalls nur gegen Entgelt gibt es die Pakete «Technologie» für 1600 Franken (u. a. Head-up-Display, kabellose Ladestation, el. verstellbare Lenksäule), «Komfort» für 1360 Franken (el. Beifahrersitz, belüftete Vordersitze, Massagefunktion) oder «Sicht» für 1490 Franken (360-Grad-Kamera, Fussgängererkennung hinten, Rückspiegelkamera, automatischer Assistent für Parallel- und Querparkieren). Macht unter dem Strich: 61 500 Franken.

 

Was wichtig ist, hat der XT4 hingegen serienmässig an Bord – auch den adaptiven Tempomaten oder «Toter Winkel»-Warner, den Querverkehrswarner, das Notbremssystem, die Verkehrszeichenerkennung und Fussgängerwarnung vorne oder den Spurhalte-Assistenten. Der hat uns jedoch akustisch und obendrein mit seiner Art, ins Lenkrad einzugreifen, derart genervt, dass er während des Tests praktisch immer ausgeschaltet geblieben ist.

 

Und wie fährt es sich nun im neuzeitlichen «Bonzenauto» meines alten Herrn, das gemäss Cadillac-Designchefin Therese Pinazzo «eine grossartige Präsenz sowie viel Selbstbewusstsein und Sicherheit» ausstrahlt? Nun, vorne und im Fond jedenfalls mit überraschend viel Platz und genügend Beinfreiheit. Hinzu kommen bequeme und gut konturierte Vordersitze und eine Ambiente-Beleuchtung (LED), die viel angenehme Stimmung ins Cockpit zaubert. Und was noch viel wichtiger ist: Unterwegs federt der XT4 überraschend souverän, in fahrdynamischer Hinsicht können ihm wohl nur wenige Kompakte das Wasser reichen – dem aufpreispflichtigen Aktiv-Sportfahrwerk mit kontinuierlicher Dämpferregelung (Continuous Damping Control) sei Dank.

 

Recht gut ins positive Bild passt der neu entwickelte Zweiliter-Turbobenziner, der das rund 1,8 Tonnen schwere SUV in Kombination mit der sanft schaltenden Neunstufen-Automatik allerdings nicht so dynamisch lossprinten lässt wie seine 230 PS vermuten würden. Trotzdem hat er uns besser gefallen als der alternativ lieferbare raue 174-PS-Turbodiesel, der nicht so richtig ins harmonische Gefüge eines Luxus-SUVs passt. Auch wenn, und das müssen wir zugeben, der Benziner während unserer Testphase (dynamisch gefahren, oft im Gebirge) gerne mehr als zehn Liter pro hundert Kilometer zu sich genommen hat.

 

 

Cadillac XT4 350T Sport 2.0 Turbo 4x4
Preis ab 52 100 Fr.
Zylinder / Hubraum R4 / 1998 ccm
Leistung 230 PS bei 5000 U/min
Drehmoment 350 Nm ab 1500 U/min
Antrieb 4x4, Automat, 9 Gänge
0 – 100 / Spitze 8,3 Sek, 210 km/h
Verbrauch (Werk) 8,8 l / 100 km
Energieklasse G CO2 204 g/km
Länge / Breite / Höhe 4,59 / 1,88 / 1,61 m
Kofferraum 637 bis 1385 Liter
Anhängelast 2000 Kilo

 

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