Automobil

Für Sie gefahren: Audi S3 Sportback Quattro

 

Von Heinz Schneider (Text und Fotos)

Wir schreiben das Jahr 2001. Zuhause sind wir uns hinsichtlich Neuwagenkauf einig: Es darf jetzt wieder mal etwas Sportliches, Dynamisches sein. Also entscheiden wir uns für einen dunkelblauen Audi S3 mit satin-weissem Lederinterieur. Ein tolles Auto, ja sogar fast eine Granate – dank direkt eingespritztem Vierzylinder-Turbo, 1,8 Liter Hubraum, 210 PS, Sportfahrwerk, natürlich Allradantrieb und elektronischer Differenzialsperre vorne.

 

Jetzt, 22 Jahre später, steht wieder ein S3 in der Ausführung «Sportback» vorm Haus. Ein Testwagen. In «Tangorot Metallic». Er sieht ebenfalls toll aus, hat ansonsten aber nur noch wenig gemeinsam mit der Granate von damals. Statt zwei gibts heute vier Türen (was den Nutzwert im Alltag steigert), und auch die freundliche Computer-Damenstimme, die Vergessliche beim Aussteigen darüber informiert, dass sich das Mobiltelefon noch immer im Fahrzeug befindet, gabs damals nicht. Gleichzeitig wuchs das Wagengewicht um rund 80 Kilo, die Länge um 19 Zentimeter. Was sich – neben mehr Kofferraumvolumen – hauptsächlich an der grösseren Beinfreiheit im Fond positiv bemerkbar macht.

 

Motorentechnisch ist ebenfalls vieles anders geworden. Der 1,8-Literturbo mit 210 PS machte einem 310 PS starken Zweiliter Platz, die 270 Newtonmeter haben sich in 400 verwandelt. Was sich natürlich auf die Fahrleistungen auswirkt: Wir mussten damals 6,9 Sekunden warten, bis die Tachonadel Tempo 100 erreicht. Im Neuen schwingt sich die Digitalanzeige in 4,8 Sekunden auf diese Marke. Mitverantwortlich dafür ist das Automatikgetriebe (S-Tronic), dessen sieben Stufen per Lenkrad-Paddle (wir legten früher die sechs Gänge von Hand ein) nur so durchflutschen. Allerdings mit einem Nachteil: Der manuelle Modus zwingt dem Fahrzeuglenker die Gangwahl auf. Ist die Drehzahlgrenze nämlich nahezu erreicht, schaltet die Elektronik selbständig hoch. Ein Ärgernis.

 

Wie sich die S3-Autowelt innerhalb von zwanzig Jahren verändert hat, lässt sich darüber hinaus am Verkaufspreis festmachen. Während das Urmodell für rund 45 000 Franken zu haben war (damals konnte man noch ein paar Prozente Rabatt aushandeln), steht der Nachfolger mit einem Basispreis von 63 200 Franken in den Broschüren. Will man die vielen Gadgets aus dem Testwagen haben (u. a. Head-up Display, Top-Soundgerät, Spurwechselwarner oder die Pakete Komfort, Technik und Communication), reden wir von über 80 000 Franken. Keine schlechte Ansage – für den Hersteller. Wobei: Eine Lenkradheizung lässt sich weder mit guten Worten noch gutem Geld ordern – das gibt es ganz einfach nicht.

 

Dafür reist man nach dem Motto «Schöner Wohnen». Der Chrom an Türgriff, Lenkrad und Lüftungsdüsen entpuppt sich zwar beim genauerem Hinsehen als Plastik, die roten Steppnähte am Armaturenbrett, an der Mittelkonsole oder den genial bequemen elektrisch verstellbaren Ledersitzen machen das jedoch alles wieder wett. Genauso wie bei Dunkelheit die roten Lichtstreifen in den Türen und am Armaturenbrett. Gute Idee: Die längliche Ablagebox in der Mittelkonsole rechts vom Fahrer verfügt innen an den Rändern über zwei Bügel. Werden sie umgekippt, wird aus der Box ein Becherhalter für Zwei.

 

Und wie fährt sich nun das Teil? Ehrlich, im Vergleich zum «Klassiker» wie ein Sportler von einem anderen Stern. Der Ladedruckaufbau ist spontan, die 310 PS stürmen mit noch mehr Dynamik nach vorne – wenn es sein darf, bis zur elektronisch abgeriegelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Und wie es sich in die Kurven reinschmeisst und danach wieder rauseilt – einfach genial. Das Aussteigen fällt da keinem einfach.

 

 

Audi S3 Sportback TFSI Quattro
Preis ab 63 200 Fr.
Turbomotor / Hubraum R4 / 1984 ccm
Leistung 310 PS bei 5450 U/min
Drehmoment 400 Nm ab 2000 U/min
Antrieb 4x4, Automat (S-Tronic), 7 Gänge
0 – 100 / Spitze 4,8 Sek, 250 km/h
Verbrauch (Werk) 8,2 l / 100 km
Energieklasse F CO2 186 g/km
Länge / Breite / Höhe 4,35 / 1,82 / 1,44 m
Kofferraum 325 bis 1145 Liter

Neuste Artikel: Automobil