Automobil

Für Sie gefahren: Skoda Enyaq Coupé iV RS 4x4

 

Von Heinz Schneider (Text) und Dennis Mario Schneider (Fotos)

Enzo Ferraris Slogan «Wer jemand sein will, kauft sich einen Ferrari!» soll Ferruccio Lamborghini mit den Worten «Wer schon jemand ist, kauft sich einen Lamborghini!» gekontert haben. So stehts zumindest in den Buchdokumentationen der beiden Kontrahenten, und so wurde es im jüngsten Film über den von seiner Arbeit getriebenen Ferruccio Lamborghini zitiert.

 

Wir würden uns, bei der E-Mobilität im Allgemeinen und hinsichtlich unseres Skoda-Testwagens im Besonderen, ans Motto von Sportwagenkonstrukteur, Ingenieur, Unternehmer, Winzer sowie Helikopter- und Traktorenproduzent Lamborghini halten. Will heissen: Um diesen Stromer kaufen zu können, muss man in der Tat schon jemand sein. Zumindest in finanzieller Hinsicht. Weil nämlich unser Testwagen im auffälligen «Mamba Grün» (Aufpreis 570.–) beinahe 70 000 Franken kostet – inklusiv einiger Goodies wie das Soundsystem Canton oder die vorderen Kopf- und Seiten-Airbags. Ein kräftiges Statement der VW-Tochter.

 

Allerdings sind ein paar nützliche und willkommene Ausstattungsdetails schon ab Werk im Auto drin – zum Beispiel das fixe Panoramadach aus Glas (leider ohne Sonnenrollo), das Sportfahrwerk, die bei niedrigen Aussentemperaturen hilfreiche Wärmepumpe oder der leuchtende Kühlergrill (Crystal Face). Innen fallen die Rückfahrkamera, der Tempomat mit Distanzkontrolle, das Head-up-Display, die mehrfarbige Ambiente-Beleuchtung und der geringe Anteil an Hartplastik auf. All das präsentiert sich recht gefällig – optisch nicht zuletzt dank der Türtafeln und dem Armaturenbrett, die mit schmucken Steppnähten und an Alcantara erinnernden Kunstfasern überzogen sind. Hinzu kommen Kunststoffleisten im Carbon- und Chrom-Look.

 

Zur Verständigung: Unser Testwagen in RS-Ausführung ist die neue batterie-elektrische Coupé-Version des bisherigen SUVs Enyaq – mit einem sportlichen und RS-typischen äusseren Erscheinungsbild, schwarzen Carrosserie-Akzenten und nach hinten abfallendem Dach. Was übrigens ausser beim Einsteigen in den Fond (Kopf einziehen) überhaupt keine Nachteile nach sich zieht: Die Coupé-Form ändert am bisherigen grosszügigen Enyaq-Platzangebot wenig, selbst 1,85 Meter lange Insassen sitzen hinten bequem und geniessen genügend Kopffreiheit. Wohltuend kommt ebenfalls der geringe Geräuschpegel rüber – im Auto ist es auffallend ruhig, dank verstärkter Seitenscheiben und besserem Dämm-Material.

 

Mit seinen beiden Elektromotoren – je einer an jeder Achse – stellt das Skoda Enyaq Coupé iV RS neben Allradantrieb eine Systemleistung von 299 PS und 460 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Dass diese beiden Stromer trotz beinahe 2,4 Tonnen Fahrzeuggewicht flott nach vorne ziehen und schieben (6,5 Sekunden auf Tempo 100) muss kaum besonders hervorgehoben werden. Aber wie verhält es sich mit der Reichweite? Um dies herauszufinden, haben wir uns zu zweit auf Sparfahrt begeben – vom Bündner Oberland nach Spreitenbach in den Aargau. Und waren positiv überrascht.

 

Zuvor allerdings galt es, genauen Einblick in die theoretischen Eckdaten der Antriebstechnik zu nehmen. So wird sofort klar, was man erwarten darf. Beispielsweise beim Thema «Tanken»: Den Skoda gibt es ausschliesslich mit 82-kWh-Batterie (netto 77 kWh) – was bei einer 135-kW-Schnellladeleistung bedeutet, dass der mit noch zehn Prozent geladene Akku in rund dreissig Minuten zu achtzig Prozent wieder voll ist. Ein Fakt, der unter Umständen in die Routenplanung einbezogen werden muss. An der heimischen Charger-Wallbox mit Wechselstrom (11 kW) fliesst etwa sieben bis acht Stunden lang Energie in die Batterie – dann ist der Ladezustand «voll» erreicht.

 

Wir starten in Obersaxen (Bündner Oberland), wählen aus den sechs Fahrprogrammen Comfort, Normal, Sport, Traction und Individual die Einstellung «Eco». Der Computer meldet eine Reichweite von 403 Kilometern – und weil es bis nach Chur mehrheitlich bergabwärts geht, zeigt der Batterie-Ladezustand dort immer noch 97 Prozent an (nach rund 45 Kilometern).

 

Von der Bündner Hauptstadt aus nehmen wir es auf der Autobahn gemütlich – bei frühsommerlichen Temperaturen mit aktivierter Klimaanlage und aktiviertem Tempomat (bei 100 km/h) ist der Akku in Horgen oberhalb vom Zürichsee immer noch zu 78 Prozent voll. Am Endziel in Spreitenbach – also nach rund 180 gefahrenen Kilometern – sind es 73 Prozent.

 

Wir haben dann so schnell Handgelenk mal Pi ausgerechnet, dass wir mit der gewählten Fahrweise bis nach Genf gekommen wären – ohne «Tankstopp». Was in umgekehrter Richtung allerdings kaum zu schaffen wäre – dafür sorgen die beiden Steilstücke von Chur nach Surcuolm, die zünftig Energie aus dem Akku saugen. Trotzdem: Nach unserer rund 360 Kilometer langen Fahrt betrug der Ladezustand der Batterie zuhause noch 24 Prozent (71 Kilometer). Das ist doch schon Mal eine Ansage.

 

 

Skoda Enyaq Coupé iV RS 4x4
Preis ab 61 650 Fr.
Motor 2 x Elektro
Systemleistung 299 PS / 460 Nm
Antrieb 4x4, Automatik
Batteriekapazität 82 kWh (brutto)
Reichweite (WLTP) 405 km
0 – 100 / Spitze 6,5 Sek, 180 km/h
Verbrauch (WLTP) 22,8 kWh / 100 km
Länge / Breite / Höhe 4,65 / 1,88 / 1,61 m
Kofferraum 570 bis 1004 Liter
Anhängelast 1200 Kilo
Böschungswinkel 14,3° (v.), 17,3° (h.)

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