Automobil

Alles, nur keine Bieridee: Unterwegs im Ineos Grenadier

 

Von Dennis Mario Schneider (Text)

Es war 2017. Damals fiel Sir James Arthur «Jim» Ratcliffe – ein britischer Autonarr aus Failsworth (Lancashire), erfahrener Abenteurer und gleichzeitig Vorstandsvorsitzender von «Ineos, dem zweitgrössten Chemieunternehmen der Welt – eine Marktlücke auf. Seiner Überzeugung nach gab es keine puristischen Offroader mehr, die als verlässliche «Arbeitswerkzeuge» den Ansprüchen der Zeit genügten. Also beschloss er, dies zu ändern.

 

Die Idee, ein Fahrzeug von Grund auf neu zu fertigen, entstand in seinem Lieblingspub «The Grenadier». Dort soll er mit Freunden, so sagt es die Überlieferung, auf einem Bierdeckel sein neues Spielzeug «Grenadier» skizziert haben. Daher rührt auch der Name des Fahrzeugs. In den vergangenen fünf Jahren ist der Ineos Grenadier nun entstanden – geprägt von britischem Unternehmergeist, robustem Design und deutschem Ingenieurs-Knowhow.

 

Im Zuge von «Ineos Media Drive Switzerland» durften einige Schweizer Medienvertreter – dazu gehörte auch carwing.ch – den gusseisernen Offroader auf Herz und Nieren im «Driving Graubünden» in Cazis prüfen. Nach einem kurzen Briefing nahmen wir hinter dem Lenkrad Platz – wo mir als erstes das flugzeug-ähnliche Bedienpanel am Dachhimmel aufgefallen ist. Dort sind die Knöpfe und Schalter für die Fahrprogramme und die Differenzialsperren untergebracht. Ansonsten präsentiert sich das Interieur schlicht und rustikal, aber dennoch ansprechend und benutzerfreundlich.

 

In der Mitte thront ein 12,3 Zoll grosser Touchscreen, der auch als Instrumententafel dient und wo sich sowohl Drehzahl als auch gefahrenes Tempo ablesen lässt. Von aussen ist die Ähnlichkeit mit seinem Vorbild, dem Land Rover Defender, nicht von der Hand zu weisen. Dafür sorgen der hohe Aufbau mit den vielen Ecken und Kanten und die grossen Fenster, die Rundumsicht garantieren. Das alles ist schlicht und ohne Schnickschnack gemacht – passend dazu, um im Geröll oder in der Wildnis gut voranzukommen.

 

Nun genug der Theorie, in meinem «Walkie-Talkie» ertönt die Stimme von Joe Manni, seines Zeichens Geschäftsführer von «Driving Graubünden». Seine Anweisungen sind glasklar: «Getriebewahlhebel auf Neutral ziehen, den kleinen Zusatzschaltknauf in Lock und Low Position verschieben», lautet der Befehl. Gesagt, getan. Nun ist das Mitteldifferenzial gesperrt, dafür die Getriebeuntersetzung aktiviert. Wir fahren in den Offroad-Park.

 

Dort geht es ans Eingemachte, den Grenadier und seine Belegschaft erwarten extreme Schrägfahrten, Brückenüberquerungen und das Überwinden von steilen Hügeln aus Sand und Kies (siehe Fotogalerie). Für den Grenadier alles kein Problem, spielerisch nimmt er Hindernis für Hindernis. Und mir als Fahrer kommt es so vor, als ob ich gemütlich im Lehnstuhl sitzen würde. Schon bald haben wir den Park absolviert, dann geht es querfeldein auf das 1900 Meter über Meer gelegene Berggasthaus «Parsiras», wo wir bei herrlicher Aussicht und gemütlichem Ambiente ein feines Mittagessen geniessen dürfen.

 

Ineos Grenadier: Fakten, Zahlen und Preise

Der Offroader ist seit April in der Schweiz erhältlich, die Preise beginnen bei 70 990 Franken, für die Editionen «Trialmaster» und «Fieldmaster» sind es 82 290 Franken. Als Antrieb dienen BMW-Sechszylinder – ein Dreiliter-Turbobenziner (286 PS, 450 Nm) oder ein Dreiliter-Turbodiesel (249 PS, 550 Nm) mit ZF-Achtstufenautomatik und Zweigang-Verteilergetriebe. Auch andere bekannte Zulieferer konnte Ineos gewinnen, so zum Beispiel Nutzfahrzeug-Achsenhersteller Carraro oder Bremsenspezialist Brembo. Fürs bequeme Sitzen ist Recaro verantwortlich, für die Dämpfer Bilstein, und die Federn kommen von Eibach.

 

Der Antriebsstrang besteht aus einem permanenten Allradantrieb, zudem fährt der Offroader auf einem Leiterrahmen-Chassis mit Kastenprofil. Gelenkt wird per Kugelumlaufgelenk – dies, um maximale Robustheit im Gelände zu gewähren.

 

Der «Trialmaster» ist für Leute gedacht, die ernsthaft im Gelände unterwegs sein wollen: Er verfügt serienmässig über einen erhöhten Lufteinlass, eine zusätzliche Batterie und eine hochbelastbare Zusatzschalttafel mit der entsprechenden elektrischen Vorbereitung. An ihr lassen sich als Option sowohl vorne als auch hinten Seilwinden mit 5,5 Tonnen Zugkraft montieren.

 

Der «Fieldmaster» ist für leichtere Offroad-Einsätze gedacht. Das Auto hat einen Satz 18-Zollräder mit selbstsichernden Radmuttern, Safari-Fenster, schwarze Ledersitze, beheizbare Vordersitze und Teppichfussmatten. Das «Rough Pack» – im «Trialmaster» Standard, 2250 Franken fürs Basismodell und für «Fieldmaster» – bietet zusätzlich Differenzialsperren vorne und hinten sowie BF Goodrich All-Terrain T/A KO2-Reifen.

 

Die Käufer können aus zehn Aussenfarben wählen. Scottish White ist die einzige Farbe, die keine Kosten verursacht. Magic Mushroom, Eldoret Blue, Britannia Blue, Sela Green und Inky Black kosten 705 Franken. Für Sterling Silver, Shale Blue, Queen's Red und Donny Grey werden daraus dann schon 1170 Franken. Für ein Kontrastdach in Scottish White oder Inky Black zahlt man noch 1320 Franken drauf.

 

Der Grenadier ist serienmässig mit einem strapazierfähigen Bodenbelag mit Ablassventilen ausgestattet. Ein Höhenmesser und ein Kompass können für 360 Franken nachgerüstet werden.

 

Ineos möchte den Käufern die Möglichkeit geben, ihren Grenadier selbständig zu warten. Das Unternehmen bietet deshalb interaktive 3D-Handbücher an. Voraussetzung: Es braucht einen Internetzugang. Das Fahrzeug wurde bewusst so konzipiert und konstruiert, dass es innen und aussen leicht zu bearbeiten oder reparieren ist.

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