Automobil

Für Sie gefahren: Dacia Jogger Hybrid 140 Extreme

 

Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)

Bei Dacia ist momentan viel los. So hat die rumänische Renault-Tochter dem kleinen Stromer «Spring» ein Update gegönnt (E-Motor 65 statt wie bisher 45 PS), und zweitens für alle Baureihen die zusätzliche Top-Ausstattungsversion «Extrem» geschaffen. Diese richtet sich mit ihrer eher robusten Optik an Outdoor-Kunden, von denen es in der Dacia-Kundschaft sehr viele geben soll. Gleichzeitig ist die Überarbeitung vom beliebten Allrad-SUV Duster in vollem Gang.

 

Auf Dacia-Interessierte scheinen diese Meldungen eine positive Wirkung zu haben: Die Marke hat im ersten Halbjahr 2023 europaweit 345 432 Fahrzeuge verkauft, das sind 24,2 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Auch in der Schweiz geht es aufwärts: Hier legte der Absatz um 27 Prozent auf knapp 4000 Einheiten zu.

 

Doch damit nicht genug. Eine weitere echte Dacia-Neuheit ist der Jogger Hybrid – ein 4,55 Meter langer Kompakt-Van, den es bislang nur als Modell «TCe 110» mit Dreizylinderbenziner (110 PS, 999 ccm) gegeben hat und den wir vor knapp einem Jahr in unserem Fahrbericht («Neuer Van: Im Dacia Jogger zu viert nach Spanien») als kostengünstiges Reisemobil mit reichlich Platz und vielen praktischen Ausstattungsdetails gelobt haben.

 

Klar, dass wir vor diesem Hintergrund auch das Hybridmodell erfahren wollten. Und klar auch, dass es eben die brandneue Ausstattungsversion «Extreme» sein musste. Zu den optischen Merkmalen dieser Ausführung zählt – neben der grünen (Vert Cèdre) Lackierung unseres Testwagens – die speziell entwickelte Farbe Kupferbraun (Brun Cuivré). Sie ist unter anderem an den Aussenspiegeln, den Radkappen und dem Dacia-Logo auf der Heckklappe zu finden. Hinzu kommen schwarze glanzgedrehte Alufelgen im Format «16 Zoll», und innen das «Micro Cloud» genannte Kunstleder. Dieses samtähnliche Material wird im Jogger erstmals am Armaturenbrett, an den Sitzen und Türverkleidungen eingesetzt.

 

Mit 25 890 Franken (plus 900 Franken für Sitzreihe 3) ist unser Testwagen beinahe 5000 Franken teurer als die Basisversion «TCe 110». Dafür gibt es sehr viel Ausstattung: Unter anderem serienmässig eine Sechsstufen-Automatik, die Dachreling, Klimaautomatik, elektrisch einstell- und beheizbare Aussenspiegel und die Rückfahrkamera. Ja, natürlich: Die Heckklappe geht nicht selbständig nach oben, und es gibt auch keinen Knopf fürs automatische Zuziehen. Aber das darf man ja nun wirklich nicht erwarten bei einem siebensitzigen Auto für diese Summe.

 

In der Optionsliste befinden sich ein paar spezielle Ausstattungsdetails. Beim Testauto kommen – neben der erwähnten dritten Sitzreihe für 900 Franken, die sich allerdings nur für Kinder eignet – verschiedene Aussenlackierungen für je 650 Franken, die vordere Sitzheizung (250.–), und für 300 Franken «Pack Comfort» hinzu. Es setzt sich aus dem «Toter Winkel Warner» und der vorderen Einparkhilfe (hinten Serie) zusammen. Die Garantieleistungen (3 Jahre, 100 00 km) können stufenweise bis sechs Jahre und 150 000 gefahrenen Kilometern für 500 bis 1500 Franken verlängert werden.

 

Der markanteste Unterschied zum Basismodell ist allerdings die aus dem Renault-Baukasten stammende Vollhybrid-Technik mit 140 PS Systemleistung, die sich selbst auflädt und aus einem 1,6-Literbenziner (4 Zylinder), einer Batterie (1,2 kW) und zwei Elektromotoren zusammensetzt. Das Haupt-Aggregat (49 PS) ist ins Getriebe integriert und dient dem Antrieb, das zweite arbeitet als Hochspannungs-Starter-Generator (HSG). Hinzu kommt das kupplungslose Multimode-Getriebe mit sechs Stufen, das in Kombination mit Klauengetriebe für geschmeidige Gangwechsel sorgt – vorausgesetzt, der Jogger steht nicht unter Volllast. So oder so: Weil der primäre Verbrennungsmotor im «Drive»-Modus als Generator arbeitet und die kinetische Energie beim Verzögern und Bremsen zurückgewinnt, lässt diese sich in elektrische Energie umwandeln. Um die Rekuperations-Kapazität zu erhöhen, muss nur der Gangwählhebel in die Bremsstellung «B» gebracht werden.

 

Und wie fühlt sich nun das Ganze im Fahrbetrieb an? Nun, abgesehen von mechanischen Antriebsgeräuschen, die im Innenraum zu hören sind – recht angenehm. Der Jogger Hybrid joggt ausnahmlos elektrisch los, wechselt dann kaum spürbar in den Benzinmodus und trabte mit uns ziemlich entspannt durchs Unterland. Das ist übrigens auch sein bevorzuges Gebiet, dort fühlt er sich wohl. Wohler auf jeden Fall als im gebirgigen Bündner Oberland, wo er ebenfalls viel bewegt worden ist.

 

Hinsichtlich des Verbrauchs macht der Dacia seine Sache gut, Wunder sind allerdings keine zu erwarten. Konkret: Auf einer Strecke von 1027 Kilometern – ein Mix aus Autobahn, innerorts und ausserorts im Unterland sowie im Gebirge – haben wir im Schnitt genau 6,0 Liter verbraucht. Von Chur aus, steil hinauf und zügig nach Surcuolm gefahren, waren es 8,2 Liter. Auf der Autobahn, mit Tempo 120 und eingeschalteter Klimaanlage, 5,9 Liter. Klar ist jedoch, dass sich diese Werte mit einem zurückhaltenden Gasfuss verbessern lassen. Was auch heisst: Der vom Werk angegebene Durchschnittsverbrauch von 5,1 Liter ist realistisch – allerdings nur im Unterland.

 

Dort nämlich kann der Jogger Hybrid auch elektrisch. Vor allem in der City, wo er praktisch nur mit Strom unterwegs war. Und das sogar in den 50er-Zonen, selbst wenn es bergauf ging.

 

Dacia Jogger Hybrid 140, Extreme, 7 Sitze
Preis ab 26 790 Fr.
Zylinder / Hubraum 4 / 1598 ccm
E-Motor 49 PS
Systemleistung 140 PS bei 5600 U/min
Drehmoment 205 Nm
Antrieb Front, 6-Gangautomat
0 – 100 / Spitze 10,0 Sek, 167 km/h
Verbrauch (Werk) 5,1 l /100 km
Energieklasse B CO2 114 g/km
Länge / Breite / Höhe 4,55 / 1,78 / 1,67 m
Kofferraum 212 bis 2085 Liter
Anhängelast 750 Kilo

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