Automobil

Für Sie gefahren: Mazda CX-60 e-Skyactiv D 254 AWD Homura

 

Von Heinz Schneider (Text und Fotos)

Es geschehen seltsame Dinge im Fahrzeugbau. Während Europas selbstgerechte Politiker drauf und dran sind, das Verbot von Autos mit Verbrennungsmotoren durchzustieren und die Autobauer deshalb ihre Kernkompetenz – die Entwicklung von Benzin- und Dieselaggregaten – brav zurückfahren beziehungsweise auf Eis legen, rüsten ihre grössten Konkurrenten in diesem Sektor massiv auf. Will heissen: Derweil die westliche Autoindustrie den Ideologen auf ihrem gefährlichen Weg blind hinterher torkelt, arbeitet Chinas grösster Hersteller an einer Machbarkeitsstudie, die den Bau von 16 (!) Motorenwerken auf Europas Boden prüft. Partner in diesem Wahnsinnsprojekt, das die heimische Industrie durchaus abschaffen könnte, ist neben Renault in erster Linie Aramco. Als grösste Erdölfördergesellschaft der Welt macht das Unternehmen mit Sitz im saudi-arabischen Dhahran locker so gegen 120 Milliarden Reingewinn pro Jahr.

 

Was diese Text-Einleitung mit unserem Mazda-Fahrbericht zu tun hat? Nun, eine ganze Menge! Denn ähnlich wie die Chinesen und Aramco fährt der kleinste private Produzent aus Japan gegen den Strom, hat eine Überraschung parat – und mitten im Höhepunkt des Dieselskandals und dem damit verbundenen Fahrverbot den Bau eines Selbstzünders mit sechs Zylindern angekündigt. Und das in einer Zeit, in welcher der Absatz von Dieselautos ins dritte Untergeschoss gerasselt ist und alle anderen Hersteller dem Elektro-Boom hinterherhecheln.

 

Dieser Sechszylinder befindet sich nun in unserem beinahe zwei Tonnen schweren Testwagen «CX-60 D 254» mit Allradantrieb (AWD) und in der sportlichen Ausstattungsversion «Homura». Das Aggregat nennt sich «e-Skyactiv D», hat 3,3 Liter Hubraum und stellt 254 PS und 550 Newtonmeter bereit. Zudem wird es serienmässig vom System «M Hybrid Boost» (48 Volt) in Verbindung mit einem 17 PS starken Elektromotor unterstützt, der direkt auf die Eingangswelle der neuen Achtstufenautomatik wirkt – was letztlich Bremsenergie für mehr Effizienz rekuperiert.

 

Wie sich der Reihen-Sechser im Fahrbetrieb macht? Nun, wir verleihen ohne Zögern das Prädikat «vorbildlich». Er hat Punch, Flair und Charakter, punktet mit einem samtigen und ruhigen Lauf, obwohl das Nageln (Geräusch beim Verbrennen des Diesel-Treibstoffs) noch nicht gänzlich verstummt ist. Zudem arbeitet er mit Vor- und Nacheinspritzung, was ihm letztlich sehr viel Effizienz und einen hohen Wirkungsgrad ermöglicht (Wichtiger Punkt: Wieviel Energie resultiert aus dem verbrannten Diesel?).

 

Gleichzeitig hält er sich beim Konsum von Treibstoff zurück: 2,8 Liter waren es bei 80 Stundenkilometer, 5,1 Liter bei Tempo 100. Im Oberland, wo wir mehrheitlich unterwegs sind, werden daraus bei eher sportlicher Fahrweise 6,8 bis 7,2 Liter.

 

In den Mazda einsteigen kann man sehr bequem – dank der elektrischen Hilfe, die das Lenkrad nach vorne und den Sitz nach hinten gleiten lässt. Ist man drinnen, warten einige Überraschungen auf die Insassen. Die perforierten Vorder- und Rücksitze sind sowohl heizbar als auch sehr bequem, die Materialien wirken hochwertig, das Ambiente gediegen. Möglich machen das etwas Alu-Look, ein genopptes und geschäumtes Cockpit und viele Steppnähte. Auffällig ist darüber hinaus die breite Mittelkonsole, die sowohl dem Fahrer als auch dem Beifahrer eine Armauflage zur Verfügung stellt. Und obendrein die Schilder- und Tempolimit-Erkennung: Sie funktioniert wie in vielen anderen Fahrzeugen nicht richtig, kommt auf eine ähnlich tiefe Trefferquote wie die Temperatur-Vorhersagen von SRF.

 

Leider hat auch das SUV mittlerweile seinen Preis: 67 450 Franken verlangt Mazda für den Allradler. Kommen wie in unserem Testwagen ein elektrisches Panorama-Schiebdach für 1300 Franken, die Aussenlackierung «Soul Red Cristal» (1400 Franken) sowie die beiden Ausstattungspakete «Convenience & Sound» (u. a. el. Heckklappe, Rundumkamera, Premium Sound, dunkle Seitenscheiben hinten, Wireless-Ladestation, beleuchtete Türablagefächer) und «Driver Assistance» (u. a. adaptives Matrix-LED-Licht, Stauassistent mit Stopp/Go, Notbremse Rückwärtsfahren u. Querverkehr, adaptiver Tempoma) hinzu, reden wir mittlerweile von rund 75 000 Franken. Eine Summe, die den einen oder anderen bisherigen Mazda-Fahrer ins Grübeln bringen dürfte.

 

Auf der positiven Buchhaltungsseite notieren wir – neben der Neuwagengarantie (sechs Jahre, 150 000 km) – eine Serienausrüstung, die sich sehen lassen kann. Mit dabei: das elektrisch verstellbare Lenkrad, LED-Innenbeleuchtung, Ambiente-Licht, mit einem Handgriff abklappbare Rücksitzlehnen (40:20:40), Head-up-Display, die Personalisierung der Fahrereinstellungen durch Gesichtserkennung und vieles mehr. Sowie einen Motor, dem man sonst nirgendwo mehr bekommt.

 

 

Mazda CX-60 3.3L e-Skyactiv D 254 AWD Homura
Preis ab ab 67 450 Fr.
Zylinder / Hubraum R6 Diesel / 3283 ccm
Leistung 254 PS ab 3750 U/min, 550 Nm.
Antrieb / Automat 4x4, 8 Gänge
0 – 100 / Spitze 7,4 Sek, 219 km/h
Verbrauch (Werk) 5,2 Liter pro 100 km
Energieklasse C CO2 139 g/km
Länge / Breite / Höhe 4,74 / 1,89 / 1,68 m
Kofferraum 570 bis 1726 Liter
Anhängelast 2500 Kilo

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