Automobil

Für Sie gefahren: Genesis G70 2.2 AWD Kombi

 

Von Heinz Schneider (Text und Fotos)

Wir nennen unser Testfahrzeug im Haupttitel «Kombi». Dafür entschuldigen wir uns, aber es geht nicht anders. Der Grund: Platzmangel. Das Layout gibt eine bestimmte Anzahl von Buchstaben pro Titelzeile vor. «Shooting Brake», so heisst die Carrosserieversion unseres Koreaners nämlich, sprengt den Rahmen, ist zu lang. Klingt jedoch viel nobler – und passt daher vorzüglich zum Mittelklasse-Kombi der vornehmen und eleganten Hyundai-Tochtermarke Genesis.

 

Die in der Tat so aussieht. Wir haben hier an dieser Stelle das Schicksal der praktischen Lademeister schon mal besprochen: In den Achtziger Jahren wandten sich die Kunden von ihnen ab, gaben den SUVs den Vorzug. Ein Kaufverhalten, das bis heute anhält. Deshalb ist das Angebot eher klein, ein schöner Kombi im Markt eine Seltenheit.

 

Die passende Alternative sehen wir im Genesis G70 Shooting Brake – ein Mittelklässler, der gegen Audi A4 Avant, BMW 3er Touring, die C-Klasse von Mercedes oder Subaru Outback fährt. Und dabei tatsächlich – so finden wir – auch noch unverschämt gut aussieht. Sowieso in unserer Testwagenversion «Sport», die mit Brembo-Bremssätteln, Niederquerschnittreifen (19 Zoll) und innen mit roten Gurten sowie roten Ziernähten dem sportlichen Anspruch gerecht werden will.

 

Der Turbodieselversion (es gibt den G70 auch mit Benziner) mit ihren 200 PS und 440 Newtonmeter möchten wir das Etikett «sportlich» allerdings nur mit Vorbehalt ans hübsche Blechkleid heften. Klar, das Auto beschleunig souverän, rennt in 8,2 Sekunden auf Tempo 100, doch der grosse Knall bleibt aus. Dafür gibt es ein Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern, das einen recht straffen Eindruck hinterlässt – allerdings auch gröbere Fahrbahnunebenheiten in den Innenraum lässt (was teilweise den Niederquerschnittreifen geschuldet ist). Die Fahrdynamik hingegen, die ist richtig super: Fahrstabilität und Abstimmung der Lenkung überzeugen, so macht die Kurvenhatz Spass.

 

Das Platzangebot geht für einen Mittelklassekombi in Ordnung. Vorne sitzt es sich sehr bequem, im Fond geht es ein klein wenig enger zu – vor allem dann, wenn in Reihe Eins zwei Grossgewachsene sitzen, die ihre Fauteuils weit nach hinten geschoben haben. Auch kann dieser Genesis nicht unbedingt als Lademeister für die Grossfamilie bezeichnet werden: Dafür ist sein maximales Kofferraumvolumen von 1040 Liter in der Konfiguration mit fünf Plätzen zu bescheiden. Werden die Fondlehnen umgeklappt, sind es 1535 Liter.

 

Zu haben ist unser Testwagen zum Basispreis ab 57 210 Franken. Rechnet man das Technikpaket für 4000 Franken (u. a. 3D-Kombi-Instrument, Head-up-Display, intelligente LED-Scheinwerfer, Autobahnassistent II), das Komfortpaket (u. a. Sitzheizung, Lenkradheizung, Ambiente-Licht) sowie das hochwertige Audiosystem obendrauf, beträgt die Endsumme gut 68 000 Franken.

 

Das hört sich vielleicht nach viel an, ist es aber nicht. Vor allem dann nicht, wenn man die gebotene Serienausstattung, den Allradantrieb und die Zahl 5 mit einbezieht. Die 5 bedeutet in diesem Fall nämlich kostenlose Garantieleistungen, Kundendienst, Pannenhilfe, Werkstatt-Ersatzwagen und Kartografie für exakt diesen Zeitraum. Da hat der smarte Koreaner seinen Konkurrenten doch einiges voraus.

 

Genesis G70 2.2D AWD Shooting Brake
Preis ab 57 210 Fr.
Zylinder / Hubraum R4 / 16V / 2199 ccm
Leistung 200 PS bei 3800 U/min
Drehmoment 440 Nm ab 1750 U/min
Antrieb 4x4, Automat, 8 Stufen
0 – 100 / Spitze 8,2 Sek, 225 km/h
Verbrauch (WLTP) 7,8 l / 100 km
Energieklasse F CO2 204 g/km
Länge / Breite / Höhe 4,68 / 1,85 / 1,40 m
Kofferraum 403 bis 1535 Liter
Anhängelast 1500 Kilo

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