Automobil

Level 3: Automatisiertes Fahren – Fortschritt oder Illusion?

 

Ab dem 1. März ist in der Schweiz das bedingt automatisierte Fahren auf Level 3 offiziell erlaubt – zumindest auf dem Papier. In der Realität wird sich jedoch erst einmal wenig ändern. Denn bislang hat kein Hersteller die notwendige Bewilligung für die Schweiz beantragt. Trotzdem markiert die Gesetzesänderung einen Meilenstein in der Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Der TCS hat sich intensiv mit den neuen Regelungen befasst und klärt auf, welche Chancen und Herausforderungen das automatisierte Fahren mit sich bringt.

 

Level 3 bedeutet: Das Fahrzeug kann auf richtungsgetrennten Autobahnen zeitweise die Kontrolle übernehmen. Der Fahrer darf das Lenkrad loslassen und sich mit anderen Tätigkeiten beschäftigen – solange er jederzeit bereit ist, wieder einzugreifen. Heisst konkret: SMS schreiben ist erlaubt, ein Nickerchen hingegen nicht. Ein Überwachungssystem stellt sicher, dass der Fahrer aufmerksam bleibt.

 

Ein Quantensprung? Vielleicht. Doch momentan ist Level 3 nur ein Privileg für «High-End-Fahrzeuge», die bislang in der Schweiz noch nicht zugelassen sind. Erfahrungen aus Deutschland zeigen, dass die Technik noch Feinjustierungen braucht. So kann eine Sonnenbrille die Fahrerüberwachung irritieren. Zudem ist der Fahrer während der autonomen Fahrt nicht haftbar – was zwangsläufig Fragen zur Verantwortung im Falle eines Unfalls aufwirft.

 

Die Auswirkungen auf Versicherungen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Mit steigender Automatisierung könnten Haftungsfragen verstärkt auf Hersteller und Zulieferer übergehen. Ein weiterer Punkt: die Verkehrssicherheit. Da der Grossteil aller Unfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen ist, könnte automatisiertes Fahren langfristig die Unfallzahlen senken. Doch kurzfristig könnten neue Herausforderungen entstehen – nicht zuletzt, weil sich Verkehrsteilnehmer an das neue System gewöhnen müssen.

 

Auch auf die Fahrausbildung hat Level 3 Konsequenzen. Künftige Autofahrer müssen nicht nur das herkömmliche Fahren beherrschen, sondern auch den sogenannten «Rückfall» – das schnelle Übernehmen der Kontrolle, wenn das System aussteigt. Ab Juli werden diese Kenntnisse bereits Teil der Prüfungen sein.

 

Fazit: Die Einführung von Level 3 ist ein wichtiger Schritt in Richtung autonomes Fahren, bleibt aber vorerst Theorie. Bis die Technik flächendeckend genutzt wird, vergehen noch Jahre. Der technologische Fortschritt wirft zudem zahlreiche rechtliche und versicherungstechnische Fragen auf. Fest steht: Das Autofahren wird sich langfristig verändern – nur eben nicht über Nacht.

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