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    Rücklichter an,

    Nerven im Zaun –

    Fahrzeugschlosser

    im Finalmodus

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Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)

Normalerweise rollen auf dem «Bernexpo-Areal» Besucherströme und Messestände ins Rampenlicht – diesmal jedoch sind es Funkenflug, Hammerschläge und der Klang von Schweissgeräten, die den Takt vorgeben. Denn die Schweizer Berufsmeisterschaften, kurz «Swiss Skills», sind am 17. September 2015 angelaufen – und dauern noch bis zum 21. September. Das Ganze: Ein gigantisches Stelldichein von 1100 jungen Berufsleuten, die in 90 Disziplinen ihr Können zeigen.

Zwischen Floristinnen, Maurern und Informatikern findet sich auch ein Beruf, der seit jeher Herz und Handwerk vereint: die Fahrzeugschlosser. Neun von ihnen treten an, um den Nachfolger von Jens Grünig (Carrosserie Hess AG) zu küren, der 2022 mit Gold heimkehrte. Silber ging damals an Lars Boppart, Bronze an Cédric Tresch.

In diesem Jahr allerdings haben es die Kandidaten nicht mit der Herstellung von einem Schaustück zu tun, sondern mit einer Premiere. Die Aufgabe lautet: Bau eines kompletten Zweiachs-Deichselanhängers, und zwar nach Plan und Zeichnung. Die Idee stammt von Martin Eggimann, Experte und technischer Berater bei der Eckold AG in Trimmis (GR). «Wir wollten etwas, das die ganze Breite des Berufs abbildet», sagt er – und hat damit voll ins Schwarze getroffen. Denn der Clou an der Sache: Am Montag nach der Meisterschaft rollt jedes der selbstgeschweissten Meisterstücke direkt ins Strassenverkehrsamt, wo sie auf Herz, Nieren und Bremslichter geprüft werden. Erst wer dort besteht, darf seinen Anhänger mit Stolz nach Hause ziehen – im wörtlichen Sinn.

Die Arbeit ist ein Feuerwerk an Präzision. Da werden Längsträger aus hochfestem Feinkornstahl millimetergenau eingezogen, ausgerichtet, vermessen und zum Rahmen verschweisst. Die Deichsel, die Achsen, das Fahrgestell fürs Verzinken, dazu die Ladebrücke aus Aluminium – ein Puzzle, das nur mit ruhiger Hand und klarem Kopf zu lösen ist. Und als ob das noch nicht genug wäre, muss am Ende auch die Beleuchtung funktionieren. Wer hier pfuscht, erlebt spätestens beim Lichttest im Strassenverkehrsamt eine böse Überraschung.

Natürlich bleibt dabei kein Raum für Improvisationen. Die Konstruktionszeichnungen sind Bibel und Landkarte zugleich, die Schweissarbeiten verlangen Fingerspitzengefühl, und die Experten sehen sehr genau hin. Zudem gilt es, die Arbeitssicherheit einzuhalten – Helme, Handschuhe und Schutzbrillen sind Pflicht, selbst wenn das Adrenalin über den Wettbewerb hinwegflutet.

So ist der Wettkampf nicht nur ein Test der Fachkompetenz, sondern auch ein Lehrstück in Disziplin, Ausdauer und ein klein wenig Nervenstärke. Denn wer es schafft, in diesem Lärm aus Flexscheiben und Schweissgeräten einen Anhänger zu bauen, der beim Strassenverkehrsamt durchgewinkt wird, hat sich seinen Platz auf dem Podest redlich verdient. Und egal, wer am Ende Gold, Silber oder Bronze mitnimmt – der eigentliche Sieg ist, wenn die Rücklichter beim Bremsen auch wirklich aufleuchten.

Das sind die Experten

Robin Lang, Vordemwald, Chefexperte
Martin Eggimann, Eriswil, Chefexperte
Silvan Barmettler, Kerns
Peter Bucheli, Rothenburg
Andreas Wirth, Wichtrach
Mario Jöri, Alpnach-Dorf
Stefan Sieber, Winterthur
Marco Sonderer, Richterswil
Martin Wyss, Rüegsbach
Stefan Gloor, Aarau
Michael Wicky, Zell
Ramon Märki, Emmenbrücke
Thomas Bärtschi, Leimiswil