Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)
Ein Hauch von Aufbruch lag in der Luft, als NOS-Präsident Rolf Rast kürzlich an der «Schweizerischen Technischen Fachschule Winterthur» (STFW) den «Lehrlingstag Carrosserie 2025» eröffnete. Ein Anlass, der rund 140 Menschen in die Zürcher Bildungsstätte lockte – so viele wie seit Jahren nicht mehr. Lernende, Eltern, Freunde: ein bunter Mix, der auffallend interessiert und aufmerksam zuhörte. Das Lob für den Tag? Gross – verdient gross.
Denn die Jugendlichen, die erst vor wenigen Monaten ihre Lehre im Carrosseriegewerbe begonnen haben, kamen mit einem Rucksack voll Fragen: Wie läuft die Lehrzeit? Was bringen die üK-Kurse? Welche Perspektiven gibt es später? Antworten gab es zuhauf – kompakt, verständlich und ohne unnötige Schnörkel. Rolf Baumgartner (Schule für Gestaltung Zürich), Fachlehrer für Lackierer und Lackierassistenten, lieferte seine Infos so präzise ab, «dass kein Klarlack feiner sein könnte», wie ein Vater schmunzelnd bemerkte.
Danach ging es hinein in die Werkstätten – dorthin, wo man die Theorie nicht erklärt, sondern in die Finger nimmt. Hier wurde geschliffen, gespachtelt, poliert, gezeigt und gefragt. Und mittendrin standen jene jungen Berufsleute (siehe separater Artikel), die vor Kurzem an den Schweizer Berufsmeisterschaften angetreten sind. Was sie alles können, führten sie mit einer Selbstverständlichkeit vor, dass selbst gestandene Profis anerkennend nickten. Spätestens dort verstanden die Lernenden: Der Werkstattboden ist nicht nur Arbeitsplatz – er ist Trainingsfeld, Experimentierzone und manchmal auch Bühne.
Im «Hörsaal» wartete anschliessend Simon Küttel vom Amt für Berufsbildung Thurgau. Er erklärte ruhig und konzentriert, wie die kantonalen Ämter funktionieren – als Begleiter, nicht als Richter. «Wir ergreifen nie Partei», sagte er, «unsere Aufgabe ist die Beratung.» Und wenn es einmal holpert in der Lehre, sind sie da. Dieser Satz sorgte bei einigen Eltern sichtlich für entspannte Schultern.
Bruno Moser vom Branchenverband «Carrosserie Suisse» legte danach den grossen Rahmen über die Grundbildung. Von der Bildungsverordnung (BiVo) über Weiterbildungsmöglichkeiten (u. a. Berufsmatur) zeichnete er den Weg, den junge Carrosserie-Profis einschlagen können. Ergänzt wurde das Ganze von Fachlehrer Luciano Poppi, der die freiwillige Standortbestimmung im dritten Lehrjahr erklärte – jene schonungslose, aber hilfreiche Bestandsaufnahme, die jedem Lernenden zeigt, wo er vor der LAP wirklich steht.
Zum Schluss betrat jemand die Bühne, der man die Leidenschaft schon ansieht, bevor sie spricht: Lara Kaufmann, Vizeweltmeisterin der Carrosserielackierer. Sie erzählte von ihrem Weg über die Regionalmeisterschaften zu den «Swiss Skills» bis nach Lyon zur WM 2024 – eine lange Strecke voller Zusatzstunden, Schweissperlen, Selbstzweifel, Hochspannung sowie Unterstützung durch üK-Leiter, Lehrbetrieb und Eltern. «Ohne Engagement über das Normale hinaus geht es nicht», sagte sie und lachte, als ob diese Herausforderung rückblickend halb so wild gewesen wäre. Als besonders interessant hob sie die Begegnungen mit Gleichaltrigen aus anderen Berufen vor: «Man bekommt mit, welche Sorgen und Träume Menschen aus ganz anderen Ecken haben.» Wer genau hinhörte, verstand: Die Lehre bildet nicht nur Fachleute aus, sondern Persönlichkeiten.
Am Ende verliessen 140 Menschen das STFW-Gebäude mit vollen Köpfen, klareren Vorstellungen – und dem Gefühl, dass dieser Lehrstart nicht nur Pflichtprogramm, sondern eine ziemlich gute Idee gewesen ist. Fazit: kurz, kompakt, auf den Punkt gebracht – ein rundum gelungener Anlass.