Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)
In Bern wird, wie wir alle wissen, noch bis 21. September gehämmert, geschweisst und millimetergenau vermessen. Natürlich unter Zeitdruck, mit viel Know-how und dem nötigen Ehrgeiz. Denn es geht hier nicht um irgendeine Bastelbude im Hobbykeller, sondern um die Schweizer Berufsmeisterschaften der Carrosseriespengler. Zwölf junge Fachkräfte stehen unter Hochspannung – und zwar nicht nur, weil sie zwischendurch auch elektrische Komponenten prüfen müssen. Es geht um alles: Um Ruhm, Ehre, den Sieg und die damit verbundene Direktqualifikation für die Berufs-WM 2026 in Shanghai. Und obendrein um die Nachfolge von Robin Taramarcaz, der 2022 Gold abräumte und sich seither als Referenzpunkt durchs Werkstattgeflüster hält.
Der Wettkampf klingt auf den ersten Blick wie ein Crashkurs in «Alles, was an einem Auto schiefgehen kann». Zuerst wird ein Unfallschaden per elektronischem Messsystem seziert, danach sind Strukturbauteile aus- und einzubauen. Türen, Hauben, Anbauteile – alles muss millimetergenau sitzen, so als hätte das Auto nie Bekanntschaft mit einem Laternenpfahl gemacht. Und während mancher Schrauber im Alltag schon am Radio-Einbau verzweifelt, jonglieren die Teilnehmer nebenbei noch mit Fehlerdiagnosen, Frontscheiben, Assistenzsystemen, Kunststoffreparaturen und den ewigen Dellen, die sich mal klassisch mit Hammer, mal mit alternativen Techniken herausmassieren lassen.
Das Ganze wäre schon unter Laborbedingungen eine sportliche Kür. Doch in der Arena wird die Uhr zum erbarmungslosen Gegner. Wer sich verzettelt, ist schneller draussen als ein schief eingehängtes Türscharnier. «Zeitmanagement», raunen die Experten am Rand, «ist hier die halbe Miete.» Die andere Hälfte: ein Händchen für Schweissarbeiten, eiserne Nerven und die Fähigkeit, die Richtlinien der Hersteller nicht nur zu lesen, sondern auch zu lieben.
Es ist also kein Wunder, dass sich die Spannung bis zur letzten Sekunde hochschraubt. Marco Müller und Jan Kammermann – Silber- und Bronzehelden von 2022 – wissen nur zu gut, wie hart die Konkurrenz auftritt, wenn es um Medaillen geht. Wer dieses Mal ganz oben aufs Podest steigt, entscheidet sich am Samstagabend in der Berner Postfinance-Arena. Dann wird das Geheimnis gelüftet, wessen Name künftig in jeder Werkstatt mit einem anerkennenden Nicken ausgesprochen wird. Bis dahin gilt: Schweissgerät an, Helm runter, volle Konzentration. Bern sucht den neuen Carrosserie-König.
Carrosseriespengler: Das sind die Experten
Diana Schlup, Büren an der Aare, Chefexpertin
André Schmid, Ufhusen
Dominik Bartlome, Schwarzenburg
Alfonso Gianforte, Felbrunnen
Stephan Glatz, Lugnorre
Sandro Sägesser, Biberist
René Wagner, Zell
Gerd Schnyder, Susten
Morgane Riva, Prilly
Reto Siegrist, Kölliken
Daniel Haas, Aarwangen
Michael Hägele, Berg
Manuel Kreuter, Lanzenhäusern
Laurent Sandoz, Fontaines NE