Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)
In Tuggen, im Kanton Schwyz, steht eine Firma, die mit einer gewissen Gelassenheit auf den Wetterradar blickt – zumindest solange Wolkentürme sich verdächtig versammeln. Denn dort sitzt das «PDR Team Suisse», 2012 gegründet und alles andere als nur eine Werkstatt für Blech. Die Firma ist so etwas wie die Feuerwehr der Carrosseriebranche, nur dass hier nicht gelöscht, sondern gedrückt wird.
Drücken – das klingt im ersten Moment wie ein Sport im Fitnessstudio, ist aber eine Kunstform mit langer Tradition. Vor Jahrzehnten schon in den Hallen von VW, Mercedes, Ford oder Fiat erprobt, kam die Technik in den Neunzigern – speziell für Hagelreparaturen – aus Italien und den USA in die Schweiz. Heute ist sie unverzichtbar, wenn der Himmel einmal wieder Hagelkörner regnen lässt.
Für die Arbeit stehen dem «PDR Team Suisse» fünf Scanner zur Verfügung. Sie sind in nur 60 Minuten startklar und können bei Bedarf eine Flotte von 500 bis 2000 Fahrzeugen in einem Zug durchleuchten. Diese «Colibris» liefern auf Knopfdruck ein 3D-Bild, das vom nüchternen Versicherungsprotokoll bis zum fein ziselierten Detailbericht alles bietet, was man für Schadensregulierung und Organisation braucht.
Automatische Dellenklassifizierung? Selbstverständlich. Übersichtliche Schadensdokumentation mit Export für externe Software? Kein Problem. Kompakte Bauweise, damit die Geräte auch im engsten Hinterhof funktionieren? Check. Das Ganze mit einer Effizienz, die sogar den härtesten Versicherungsprüfer überzeugt – denn die wollen wöchentlich Updates, wie weit die Sache gediehen ist. Wie so ein Auftrag abläuft, darüber werden wir Ende September in einer Reportage berichten.
Das Geschäft ist hart. Mitbewerber aus dem benachbarten Süden etwa drücken günstiger – aus bekannten Gründen, mit denen viele hiesige Branchen zu kämpfen haben. Aber billig ist nicht gleich sauber, und im Schweizer Markt zählt Präzision. Da glänzt das «PDR Team Suisse», ob mit den eigenen Drückern oder einem Team, das aus einem Pool von rund 250 Kontakten zusammengestellt werden kann. Die Besten werden zwar gerne abgeworben, doch solange sie am Werken sind, fliegen die Beulen nur so davon.
16 Angestellte hat das Unternehmen in der Schweiz, die Organisation aber reicht weit über die reine Reparatur hinaus. Man könnte sagen: PDR ist nicht nur Handwerker, sondern Manager im Hagelbusiness. Eine Flotte mit Hunderten Autos? Kein Problem. Das Team nimmt auf, bestimmt den Schadenumfang, organisiert Termine, koordiniert Carrosseriebetriebe, die ohnehin schon mit Tagesgeschäft, Krankheitsausfällen oder Ferienabwesenheiten jonglieren. Selbst Versicherungen delegieren inzwischen ganze Aufträge direkt an die Profis in Tuggen. Und wenns an die Substanz geht, stehen zwei Möglichkeiten offen: entweder die Reparatur direkt vor Ort beim Carrossier – oder gleich in der eigenen Halle in Gelterkinden, wo die Bleche wieder glattgebügelt werden.
Nicht jeder Schaden führt allerdings zu einem Happy End. Manchmal zeigt der Scanner nüchtern an, dass die Reparatur mehr kosten würde als das Auto selbst wert ist. Dann heisst es Totalschaden – und der Kunde erhält eine «Abfindung» statt seines frischgedrückten Fahrzeuges retour.
Einfach ist der Job nicht. Hagelgewitter wie jenes vor zwei Jahren im Tessin setzen Hunderte Fahrzeuge auf einmal ausser Gefecht – und dann tickt die Uhr. Kein Aufschub, kein «Wir kommen dann nächste oder übernächste Woche». Da müssen die Scanner rattern, die Drücker drücken, die Organisation schnurren wie ein frisch geölter Motor.
Bleibt noch ein Blick auf die Köpfe hinter der Firma: Direktor Nathanaël Kalisky ist Stratege und Pragmatiker im Hagelgeschäft. Bernd Schmid, Verkaufsleiter, Dübendorfer, Kaufmann, ist seit zehn Jahren dabei. Und eine jener Stimmen, die auch nach langen Sitzungen noch den Überblick behalten. Zusammen führen sie die Geschäfte mit jener Mischung aus Präzision und Beharrlichkeit, die man im Schweizer Mittelland ebenso schätzt wie auf internationalem Parkett. Hinzu kommen, neben anderen, Roman Goremichin (Verkauf) für die Region Romandie und Alvaro Schnellmann (Leiter Back Office).
Wenn der Himmel allerdings einmal ruhig bleibt, dann gehts ans Feintuning: Kunden besuchen, Abläufe optimieren, Drückerkurse organisieren – für Netzwerke, Verbände oder Carrosseriebetriebe. Denn wer in diesem Geschäft bestehen will, darf nicht nur reagieren, sondern muss vorausdenken.
So bleibt «PDR Team Suisse» der Helfer in der Not schlechthin. Ein Unternehmen, das aus der unscheinbaren Kunst des Drückens ein globales Geschäft gemacht hat – mit Hightech, Organisationstalent und einem Gespür für Timing. Und auch wenn man es nicht laut sagt: Ein bisschen Arbeit darf der nächste Sturm schon wieder bringen. Denn, Hand aufs Blech: So ganz ohne Hagel wäre der Alltag hier fast zu glatt.