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    Wo sonst Sonne

    scheint, regnet’s

    Fortschritt – Repanet Suisse

    im Tessin

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Von Dennis Schneider

Enzo Santarsiero eröffnet das Jahrestreffen von «Repanet Suisse» im Tessin mit ruhiger Selbstverständlichkeit. Er geht auf Augenhöhe mit den Teilnehmenden und vermittelt ihnen Zahlen und Fakten über das vergangene Jahr im Netzwerk. Gemeinsam mit Santo Tallarico führt er durch das Programm des diesjährigen Partnertreffens. 240 Partnerbetriebe zählt das Netzwerk inzwischen, dreizehn neue kamen letztes Jahr dazu. Ein Wachstum – als Beweis dafür, dass sich in der Carrosseriebranche etwas verschiebt. Der Nachfragetrend nach einem starken Branchennetzwerk setzt sich weiter fort, von Stillstand kann keine Rede sein.

Die Partnerschaft mit dem «XpertCenter» endet, ein neuer strategischer Partner übernimmt ab 2026 den kompletten Zertifizierungsprozess für Repanet Suisse und Green Car Repair.

Nachhaltige Energieprojekte, die zur Reduktion des Energieverbrauchs beitragen, werden mit bis zu 30 Prozent der Investitionskosten gefördert. Die Beispiele sprechen für sich: «Carrosserie Moderne Reynard» spart nach der Modernisierung ihrer Druckluftanlage 55 Prozent Strom. «DIMAB» senkt mit neuer Kabineninfrastruktur den Verbrauch um 40 Prozent. Zahlen, keine Visionen.

Auch technologisch wird der Rotstift zum Werkzeug: Axaltas neuestes «Fast Cure Low Energy (FCLE)»-System halbiert Energieverbrauch und CO₂-Ausstoß, verkürzt die Durchlaufzeiten und steigert so die Produktivität. Der neue «Zwei-in-Eins»-Füller spart Schleifvorgänge, Material und Zeit. Die Botschaft: Fortschritt ohne Lärm, Effizienz statt Etikett. Einer der Teilnehmer fasst es zusammen: «Wir reden nicht über Nachhaltigkeit, wir rechnen sie durch.»

Dann betritt Daniel Fuchs die Bühne – kein Verkäufer, eher ein Rückgewinner verlorener Wertschöpfung. Sein Projekt «GlassRep» soll dem Carrossier das Terrain zurückgeben, das Spezialfirmen längst besetzt haben. Rund 240'000 Glasschäden pro Jahr, 90 Prozent an Frontscheiben, Marktvolumen: 325 Millionen Franken. Doch nur zehn Prozent der Reparaturen liegen bei den Carrosserien. Das will Fuchs, gemeinsam mit einem Komitee von namhaften Carrosseriebetrieben, ändern. «Reparatur ist nicht die kleine, sondern die bessere Lösung», sagt er. Der Satz bleibt hängen, weil er nicht nach Marketing klingt, sondern nach Überzeugung.

Das System hinter «GlassRep» ist pragmatisch: Audits, Zertifikate, Schulung und ein Bonus-Malus-System bei der Verrechnung. Wer effizient arbeitet, profitiert. Das neue Netzwerk startet im ersten Quartal 2026, die Struktur steht. Fuchs und das Carrosserie-Komitee möchten mehr Reparaturpotenzial für ihre Branche ausnutzen. Zertifizierte Carrosseriefachbetriebe sollen zukünftig nah am Endkunden professionell Scheiben reparieren – zum Wohle der Umwelt und Kosteneffizienz. Das ist kein Aufstand, sondern eine Rückbesinnung – auf das, was das Handwerk einmal ausmachte: Können, Kontrolle und Nähe.

Nach Zahlen, Strategien und Konzepten folgt Handwerk in Reinform. Diego Van Den Braver von «PDR Ribo» steht im Sitzungsraum, eine Autotür vor sich, die stark zerbeult ist. Er setzt einen kleinen Stab auf, zieht – und die Delle formt sich zurück. Die KECO-Methode aus den USA zeigt, wie nicht-invasive Dellenreparatur geht. «Sie ist zeiteffizient, leicht zu erlernen und garantiert qualitativ hochwertige Arbeit», sagt Van Den Braver. Für Repanet-Suisse-Partner gibt es Sonderkonditionen für das System – ein Anreiz, der die Moderne bezahlbar macht.

Am Nachmittag führt der Weg auf den Monte Tamaro. Der Himmel hängt tief, Regen zieht über die Seilbahn. Statt Actionpark gibt es Polenta und Luganighe im Bergrestaurant – bodenständig, warm, ehrlich. Zwischen Nebel und Nieselregen entsteht eine Ruhe, die dem Tag guttut. Der Blick schweift kurz zur Kapelle von Mario Botta, Betongrau in den Wolken, dann wieder zurück an den Tisch. Zeit für ruhige Gespräche statt Gipfelerlebnisse – auch das hat Stil und vor allem Wert.

Zum Abschluss: ein Besuch bei der Cantina Il Cavaliere SA in Contone. Winzer Roberto Belossi empfängt in seinem Keller, wo Edelstahl auf Holz trifft und Stille nach Arbeit riecht. Il Cavaliere ist ein Familienbetrieb ohne Show – geführt von Roberto, seiner Frau Tiziana und den Söhnen Loris und Eros. Produzione integrata, also nachhaltiger Weinbau mit Maß. Kein Marketingspruch, sondern Haltung. Die Weine – Merlot, Doral, Chardonnay – sind präzise, nicht pompös. Artù, der Hauswein, ist sauber und strukturiert, Prestige ein Hauch opulenter, aber nie laut. Poggio del Bino, der Beste, reift zwei Jahre im Holz und ein weiteres in der Flasche.

Hier unten im Keller, nach einem Tag voller Technik und Strategie, wirkt der Wein fast wie eine Metapher: Handwerk, Geduld, kein Spektakel. Belossi hebt eine Flasche, dreht sie kurz ins Licht – und lächelt. Kein großes Wort nötig. Der Ritter von Contone bleibt still, aber man versteht ihn trotzdem.

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