Lackierer und Autolacke

Berufs-WM: So seriös bereitet sich Maurus von Holzen vor

 

 

Von Heinz Schneider (Text und Fotos)

Am 14. Oktober 2017 ist es soweit: In Abu Dhabi fällt der Startschuss zu den Berufsweltmeisterschaften (World Skills). Für die verschiedenen Landesmeisterinnen und Landesmeister bedeutet das, die verbleibenden wenigen Wochen vollumfänglich zu nutzen und sich den letzten Schliff in individuellen Trainings zu holen. Das tat auch Maurus von Holzen aus Dallenwil (NW), Schweizermeister bei den Lackierern: Er rückte vom 16. bis 23. September in die Zentrale der BASF Coatings AG in Münster ein – mit dem Ziel, produktetechnisch auf einen Höchststand zu gelangen und die verschiedenen Prüfungsmaterialien wie zum Beispiel den Glasurit-Lack im Schlaf anwenden zu können. Wie wichtig dem Sponsor und Lacklieferanten BASF diese Angewöhnung ist, zeigt alleine schon die Tatsache, dass die Verantwortlichen dem Schweizermeister schon vor Monaten einen eigenen Arbeitsplatz mit Glasurit-Produkten inklusive Mischraum im Betrieb eingerichtet haben.

 

Was und in welchen Bereichen Maurus in Münster trainieren will, konnte er vorab individuell für sich entscheiden, die nötigen Prüfungsteile wurden ihm im Trainingscenter bereitgestellt. Während des Besuches von carwing.ch arbeitete der Schweizermeister an einer neuen Mercedes-Türe, die drei Dellen abbekommen hatte. Sie musste sauber gereinigt, abgeschliffen, gefüllert und anschliessend aussen grün und innen weiss lackiert werden. Zeitvorgabe: vier Stunden. Mit von der Partie: Coach Patrick Balmer, der seinem Schützling eine äusserst ruhige und sehr zielgerichtete Arbeitsweise attestiert. «Er ist die Besonnenheit in Person, verkörpert alleine schon in dieser Disziplin Weltklasse», ist Balmer überzeugt.

 

Für den Coach steht ausser Frage, dass Maurus alle Fähigkeiten und auch das nötige Rüstzeug besitzt, um sich in Abu Dhabi in der Weltspitze behaupten zu können. Doch wie in jedem Wettbewerb haben erst recht an der WM Tagesform, Momentum und Wettbewerbsglück einen grossen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg. Dass man vor allem das Glück schnell gegen sich haben kann, musste Maurus Mitte der Trainingswoche bitter erfahren: Beim Abdecken der Türe fiel ihm diese mit lautem Getöse vom Lackierständer und wurde beschädigt.

 

Der 21 Jahre junge Maurus von Holzen – in beruflichen Angelegenheiten bezeichnet er sich selber als «Tüüpflischiesser» – hat gemäss seiner Weggefährten schon früh einen gesunden Ehrgeiz entwickelt. Das zeigt sich insbesondere darin, als er schon im dritten Lehrjahr einen Lehrlingswettbewerb und später sowohl die Regional- als auch Schweizermeisterschaften gewonnen hat. Die vollumfängliche Unterstützung fand er dabei stets in seinem Lehrbetrieb und aktuellen Arbeitgeberin, der Paint-Styling AG in Dallenwil (NW). Selbst für Kenner eine hervorragende Adresse – die Firma stellt mit Lehrmeister Hans Ettlin auch gleich noch den Ausbilder des Jahres 2016.

 

Was sich bislang mit dem angeschlagenen Lerntempo nicht vereinbaren liess, ist die nötige Zeit für die Autoprüfung. Auch deshalb, weil Oldtimerfan Maurus im vergangenen Jahr die zehnmonatige Durchdiener-RS abverdient hat. Doch das bringt ihn keinesfalls vom eingeschlagenen Weg ab: «Ich hab extrem viel gelernt in den vergangenen Monaten und dabei nicht nur gesehen, wie wichtig das Feilen an den Details ist, sondern auch wo ich noch Verbesserungspotential habe.» Ob er diese Erfahrungen in Zukunft an junge Berufskollegen weitergeben möchte, ist offen. Aus familiärer Sicht würde es sicherlich passen: Sein Vater ist Berufsschullehrer, die Schwester Primarschullehrerin. Doch berufliche Pläne sind aktuell auf Eis gelegt. Maurus von Holzen: «Zuerst kommt jetzt die WM, danach sehen wir weiter.»

 

 

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