Lackierer und Autolacke

Lackindustrie: Preisspirale dreht rasant nach oben

 

Von Heinz Schneider

Die Rohstoffpreise steigen, die Lack- und Farbenindustrie steht unter Druck. Das hat eine Umfrage des Verbandes der Schweizerischen Lack- und Farbenindustrie bei ihren rund 85 Mitgliedern gezeigt. Logisch, dass Nachbarländer wie Deutschland oder Österreich mit denselben Problemen zu kämpfen haben.

 

Vor allem der Bestand an Epoxidharz, ein wichtiges Bindemittel für Farben und Lacke, wird immer knapper. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der Epoxidharz-Produktionsstätten begrenzt ist, womit Störungen oder Ausfälle in der Herstellung umgehend negative Auswirkungen auf den Rohstoffmarkt nach sich ziehen würden. Und ob das nicht genug wäre, vermeldet China auch noch einen Konjunkturaufschwung. Das heisst: Die noch vorhandenen Rohstoffe gelangen kaum mehr nach Europa, sondern werden zu höheren Preisen nach Asien exportiert. Zusätzlich verschärft wird die Lage durch den Umstand, dass Schiffscontainer aktuell weltweit Mangelware sind, was die Transportkosten aus Asien nach Europa stark steigen lässt und die Exporteure zusätzlich einbremst.

 

Aber nicht nur Epoxidharze werden immer knapper, auch die Preise für andere Rohstoffe wie Titandioxid oder Isocyanate schiessen in die Höhe. Durch die erhöhte Nachfrage in Asien sowie durch Anlageausfälle und die begrenzte Verfügbarkeit ist es zu rasanten Verteuerungen gekommen. «Wir sprechen hier bis zu einer Verdopplung der Einkaufspreise», sagt Enzo Santarsiero. Und fährt fort: «So eine Situation haben wir noch nie erlebt, sogar die Einkaufsmengen werden von den Herstellern rationalisiert.»

 

Der CEO der André Koch AG ist überzeugt davon, dass die Branche nach einem von Corona geprägten Jahr 2020 erneut vor grossen Herausforderungen steht. Sein Rezept: «Damit diese Auswirkung für unsere Kunden erträglich wird, wollen wir dafür sorgen, dass die Anpassungen bereits für das nächste Halbjahr ins Kalkulationssystem von Eurotax einfliessen werden. Gemeinsam wollen wir in schwierigen Zeiten unsere Kunden unterstützen und die Risiken für die Carrosseriebranche so gut als möglich reduzieren.»

 

Ähnlich angespannt sieht Amedeo Bonorva von der Akzo Nobel Car Refinishes AG in Bäretswil ZH die Situation. «Wir sind genauso mit der Preisentwicklung in der gesamten Chemischen Industrie konfrontiert», sagt der Business Director Switzerland. «Hinzu kommt die Explosion der Transportkosten – hinsichtlich Asien und Europa sind das vier Mal mehr als vor der Pandemie.» Für Bonorva ist klar, dass dies alles zu einer Preisanpassung in der Lackbranche führen wird: «Wir als Akzo Nobel haben unsere Massnahmen dazu getroffen und werden sie demnächst kommunizieren.»

 

carwing schätzt, dass die ersten Hersteller ihre Preise für Basis- und Klarlacke sowie Non Paint im Juni oder Juli erhöhen werden. Um wieviel, ist Spekulation. Wir gehen von sechs bis zehn Prozent aus.

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