Lackierer und Autolacke

Vier Profis, ein Ziel: Geniale Meisterschaften für Lackierer

 

Die «Swiss Skills 2022» in Bern sind Geschichte. Wir gewähren nachträglich einen kleinen Einblick in die Zusammenarbeit und gemeinsamen Interessen der verschiedenen Carrosseriezweige – und zwar im Interview mit den beiden Mitarbeitern von «Akzo Nobel Car Refinishes AG», Amedeo Bonorva (Business Director) und Gianni Willauer (Technical Consultant). Mit im Gespräch dabei: Thomas Rentsch (Verantwortlicher Bildungspolitik Carrosserie Suisse) und Patrick Balmer, Experte und Inhaber der Carrosserie Spiez.

 

Herr Bonorva, wie kam es, dass «Akzo Nobel» mit Sikkens bei den Berufsmeisterschaften in Bern dabei war?
Amedeo Bonorva: Das war unser Ziel – deshalb haben wir uns auf die offizielle Ausschreibung des Carrosserieverbandes hin beworben. Dass es klappte, hat uns sehr gefreut – genauso wie die Tatsache, dass sich die Bedürfnisse beider Seiten gedeckt haben. Es ist schon etwas Besonderes, ausgewählt zu werden und die Teilnehmenden – wohlgemerkt eine Elite, die sich aus unterschiedlichen Schweizer Regionen qualifiziert – zu begleiten und die Sikkens-Welt vorzustellen.

 

Wie unterstützt «Akzo Nobel» mit Sikkens ihre Kunden?
Amedeo Bonorva: Bei uns profitieren sie von innovativen Lösungen und Dienstleistungen. Wir lackieren umweltfreundlich, ohne die Kabine aufzuheizen – bei gleichbleibender Qualität. Das war ein wichtiges Argument bei der Auswahl des Lackpartners für die Meisterschaft. Es wurde mit UV-Produkten und lufttrocknenden Lacken gearbeitet, und auch unser «Paint Perform Air» (PPA) war sechs Mal vor Ort. Er hat drei Säulen fest im Blick: Als erstes den Lackierer und damit die Technologie, bei der wir auf neustem Stand sind. Als zweites den Betriebsinhaber – die Wirtschaftlichkeit darf man in diesen Zeiten nie aus den Augen verlieren. Und als dritte Säule die Ökologie. Mit der Umwelt nachhaltig umzugehen und CO2 zu reduzieren, ist uns sehr wichtig.

 

Warum sollten sich Kunden für Sikkens entscheiden?
Amedeo Bonorva: Wie bereits verdeutlicht, ist uns Nachhaltigkeit in allen Bereichen wichtig. Dies zeigt sich in unserer Unternehmensphilosophie «People. Planet. Paint». Unsere jüngste Kampagne «Rethnik» rückt die Nachhaltigkeit in Lackierbetrieben noch mehr in den Fokus – mit Antworten auf die Fragen, was der einzelne Betrieb tun kann, um nachhaltiger zu arbeiten und wo sich die Stellschrauben dazu befinden.

 

Wie begegnen sie der Energiekostenentwicklung?
Amedeo Bonorva: Deren Betrachtung und Optimierung gehört bei uns nicht erst seit gestern zum Standard – da richten wir den Fokus drauf. Ausserdem setzen wir auf Qualität, gemeinsames Wachstum und Partnerschaft. Mit unserem Partnerprogramm «Acoat Selected» bieten wir – so die Rückmeldung unserer Kunden – einen Service weit über den Standard hinaus.

 

Herr Rentsch, als Verantwortlicher für die Berufsbildungspolitik engagieren Sie sich dafür, die fachliche Weiterbildung des Lackiererberufs zu sichern. Weshalb ist das in Zeiten wie diesen, die auch geprägt sind vom Fachkräftemangel, derart wichtig?
Thomas Rentsch: Fachkräftemangel ist schon das richtige Stichwort. Gleichzeitig verlieren wir leider auch viele Leute durch Lehrabbrüche und nach der Grundbildung. Dabei ist unsere Branche spannend und bietet Perspektiven, weil sich der Markt massiv entwickelt, die Produkte sich verändern, die Autos anders lackiert werden und es hier immer Bewegung und Innovationen gibt. Diese Veränderungen verlangen, dass wir gut ausgebildete und qualifizierte Leute haben. Es ist immer wichtiger, auch mit Kunden gute und nachhaltige Gespräche zu führen, das Personal zu motivieren und das Team zusammenzuschweissen.

 

Das sind Prozesse, die sehr effizient gestaltet werden müssen.
Thomas Rentsch: Das ist richtig, und sie geschehen oft direkt in der Werkstatt, nicht ausschliesslich auf der obersten Ebene im Betrieb. Hier braucht es Personal, das Kunden abholt – dazu bieten wir zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten an, welche der Branche Knowhow sichern und für die Nachwuchskräfte interessante Perspektiven darstellen.

 

Ein grosser Fokus liegt demnach auch auf den Soft Skills?
Thomas Rentsch: Genau. Neben dem Handwerk geht es um Menschen, die Definition und die Optimierung von Prozessen. Heute haben wir ganz andere technische Möglichkeiten, die man effizient und passend einsetzen muss. Man muss auch entscheiden, welche Anschaffungen man im Betrieb machen möchte, was für die jeweilige Betriebsstruktur passend ist, und vieles mehr.

 

Warum haben Sie «Akzo Nobel» und Sikkens als Lackausrüster ausgewählt?
Thomas Rentsch: Wir wollen einen Premium-Lackhersteller haben – da fallen schon viele raus. Mit «Akzo Nobel» pflegen wir eine sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, zudem hat uns das Unternehmen auch in der Grundbildung häufig unterstützt – nicht nur mit qualitativ hochwertigen Produkten. Für uns passt einfach das Paket. Darüber hinaus ist uns die Vielfalt wichtig. Sprich: Wir möchten bei den Swiss Skills einen Turnus bei den Ausrüstern reinbringen, das Spektrum zeigen und allen eine Chance geben.

 

Nachhaltigkeit, die Firmenphilosophie «People. Planet. Paint.» oder auch die jüngste Kampagne «Rethink» – das alles ist bei «Akzo Nobel» prioritär. Hat das bei der Auswahl ebenfalls eine Rolle gespielt?
Thomas Rentsch: Prozesse, Effizienz, Wirtschaftlichkeit – das sind wichtige Themen, und «Akzo Nobel» hat da tolle Programme. Und auch wenn das derzeit stark bemühte Thema Energiekosten beim Zuschlag noch nicht derart präsent war, spielt es jetzt natürlich eine noch grössere Rolle. Ökologie und Wirtschaftlichkeit müssen im Gleichschritt miteinander vorangehen.

 

Sind Ihre Erwartungen erfüllt worden?
Thomas Rentsch: Ich bin sehr glücklich mit der Wahl – das wurde auch von den Experten so bestätigt. Der technische Support war erstklassig, die Ausrüstung des Wettkampfs beziehungsweise der Teilnehmenden sensationell. Vielleicht darf ich auch das noch erwähnen: Wir hatten in Bern ja nicht nur die Berufsmeisterschaften, sondern auch etwa 100 000 Schüler, die Fachkräfte werden können. Deshalb haben wir ein Auto hingestellt, auf dessen Fahrzeugseite die Jugendlichen ihren Namen mit einem Originallack und in Originalausrüstung haben lackieren können. Dafür hat «Akzo Nobel» nicht nur die Farbe zur Verfügung gestellt, sondern auch den Techniker.

 

Herr Balmer, als Coach bei den «Swiss Skills» sind sie hautnah am Geschehen dran. Nehmen Sie uns mit auf die Reise – wie dürfen wir uns Ihre Aufgabe vorstellen?
Patrick Balmer: Ich bin Chefexperte für die Lackiererinnen und Lackierer, zuständig für die Infrastruktur und dafür, dass alle benötigten Materialen vor Ort sind. Darüber hinaus habe ich sowohl die Wettbewerbsaufgabe geschrieben als auch die entsprechenden Bewertungstabellen definiert. Die Schulung der Kandidatinnen und Kandidaten sowie der Experten fiel ebenfalls in meine Zuständigkeit – hier ist es wichtig, die Informationen entsprechend zu teilen, sodass alle auf demselben Stand sind.

 

Was ist das Besondere daran, so eng mit den Talenten zusammenzuarbeiten und sie zu unterstützen?
Patrick Balmer: Die ausserordentliche Motivation, die alle haben, ist wunderbar zu sehen. Sie geben Vollgas, und auch unter Stress ihr Bestes. Die Emotionen spüren, wie die jungen Fachleute unter Druck – gleich einem Schwamm – alles aufnehmen möchten, ist jedes Mal aussergewöhnlich. Man sieht die Freude in den Gesichtern geschrieben. Das ist eine grosse Bereicherung für mich.

 

War es für Sie also nicht das letzte Mal als Chefexperte hier?
Patrick Balmer: Es macht mir sehr viel Spass, Emotionen und Begeisterung sind immer präsent. Die Tätigkeit gleicht einem Hobby, verbunden mit der täglichen Arbeit – deswegen kann ich mir sehr gut vorstellen, das auch künftig zu machen.

 

Herr Willauer, was hat es für Sie bedeutet, als Experte hier vor Ort zu sein?
Gianni Willauer: Als Experte hat man eine aussergewöhnlich verantwortungsvolle und zugleich schöne Aufgabe. Für mich war es besonders aufregend, zumal ich gleichzeitig auch in der Rolle des Lacklieferanten dabei war. Aber das Wichtigste und Schönste ist es, unseren Beruf vertreten zu dürfen und diesen den Schülerinnen und Schülern näher zu bringen. Denn dies sind die Fachkräfte von Morgen – die wir heute schon bräuchten.

 

Wo liegen Ihre Aufgaben und worin sehen Sie Besonderheiten?
Gianni Willauer: Als Vertreter von «Akzo Nobel» bin ich dafür verantwortlich, dass alles, was unsere Produkte sowie die Infrastruktur betrifft, reibungslos funktioniert. Zudem bewerte ich zusammen mit den anderen Expertinnen und Experten die teilnehmenden Kandidatinnen und Kandidaten.

 

Wie war die Begleitung und das Training mit den Teilnehmern vorab?
Gianni Willauer: Das Coaching bei uns im Automotive Training Center (ATC) in Bäretswil war eine sehr schöne Erfahrung. Schliesslich durften wir die zwölf besten Lackiererinnen und Lackierer des Landes bei uns begrüssen und auf die bevorstehende Meisterschaft trainieren. Zudem ist es für mich als Schulungsleiter immer besonders schön, wenn ich junge, sehr interessierte und talentierte Berufsleute schulen und coachen darf.

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