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    Der einzige Weisse

    unter Roten –

    ein Ferrari, der

    alles anders machte

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Von Dennis Schneider (Text)

Ein Ferrari in Weiss – ein Widerspruch in sich. Doch der 250 GTO mit der Chassisnummer 3729GT trägt seine Farbe mit Stolz. Er ist der einzige GTO, der das Werk in Maranello jemals so verlassen hat. 1962 gebaut, neun Rennen gefahren, kein zweites Exemplar existiert. «Bianco Speciale» nennt Mecum Auctions das Stück, das nun nach Jahrzehnten wieder auf dem Markt erscheint.

Zwischen 1962 und 1964 fährt der Wagen quer durch Europas Rennkalender – von Goodwood bis Brands Hatch. 1963 sitzt Jack Sears am Steuer, ein britischer Tourenwagen-Champion, bekannt für seinen trockenen Humor und sein präzises Fahrgefühl. Sears gewinnt mit dem GTO beim Guards Trophy Meeting in Brands Hatch seine Klasse – gegen härteste Konkurrenz von Aston Martin und Jaguar. Sein Sieg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis britischer Präzision im italienischen Blechkleid.

Ein Jahr zuvor, 1962, steuert Graham Hill denselben Wagen beim RAC Tourist Trophy in Goodwood. Das Rennen gilt als eines der renommiertesten Sportwagen-Events seiner Zeit, eine Bühne für Werksteams, Gentleman Driver und die gesamte britische Motorsportelite. Hill, bereits Formel-1-Star, ringt dort den Ferrari souverän auf den zweiten Platz – hinter einem weiteren GTO, pilotiert von Innes Ireland. Später beschreibt Hill den Wagen als «präzise wie ein Uhrwerk, aber mit dem Temperament eines Stiers» – eine Beschreibung, die zugleich Bewunderung und Respekt ausdrückt.

Der Markt für solche Autos kennt keine Massstäbe. Der letzte GTO, der 2023 versteigert wurde, brachte über 51 Millionen US-Dollar – ein Preis, der selbst im Hochglanzmilieu der Sammler Ehrfurcht erzeugt.

Im August 2025 wurde der weisse GTO bei der Monterey-Auktion in Kalifornien erstmals öffentlich gezeigt. Verkauft wurde er dort nicht. Nun soll er im Januar 2026 bei Mecum in Kissimmee, Florida, unter den Hammer kommen. «Ein Fahrzeug mit dieser Geschichte spricht für sich selbst», heisst es aus dem Auktionshaus.

Das tut es tatsächlich. Kein Marketing nötig, kein Mythos überhöht. Nur ein Auto, das nach 60 Jahren noch immer zeigt, wie dünn die Linie zwischen Rennmaschine und Kunstwerk sein kann.