Zwischen ölpolierten Kotflügeln und blitzblanken Chromspiegeln schiebt sich ein Hauch von Geschichte durch die Messehallen. Die «Auto e Moto d’Epoca» zieht Sammler, Schrauber und Nostalgiker an – und inmitten des glänzenden Spektakels stehen drei Fahrzeuge, die nicht nur schön, sondern bedeutend sind. Stellantis Heritage zeigt den Lancia D25 von 1954, den Fiat-Abarth 750 Record von 1956 und den Alfa Romeo Scarabeo von 1966. Drei Maschinen, drei Kapitel italienischer Ingenieurskunst, konserviert zwischen Mythos und Metall.
Der Lancia D25 stammt aus dem Heritage Hub in Turin, einem Museum, das in den alten Hallen des Mirafiori-Komplexes mehr als 15.000 Quadratmeter Automobilgeschichte versammelt. Der Abarth 750 Record steht dort ebenfalls, während der Alfa Romeo Scarabeo üblicherweise im Werksmuseum in Arese gezeigt wird. Roberto Giolito, Leiter von Stellantis Heritage, sagt: «Mit unserer Teilnahme an der Auto e Moto d’Epoca feiern wir unsere beiden Museen und würdigen die zentrale Rolle Italiens in der Geschichte des Automobils. Die drei ausgestellten Fahrzeuge sind greifbare Beweise für den italienischen Innovationsdrang, der von Kreativität, Stil, Mut und Fantasie geprägt ist.»
Der Lancia D25 verkörpert den Übergang zwischen Rennleidenschaft und Ingenieursdisziplin. Er ist die Weiterentwicklung des D24, jenes Fahrzeugs, das Siege bei der Carrera Panamericana, der Mille Miglia und der Targa Florio einfuhr. Unter der von Pininfarina entworfenen Karosserie arbeitet ein 3,75-Liter-V6 mit 305 PS. 300 km/h Spitze – Werte, die Mitte der 1950er Jahre nach Science-Fiction klingen. Doch Lancia setzt den Wagen nie ein, weil das Werksteam 1954 alle Kräfte auf die Formel 1 richtet. Der D25 bleibt ein Einzelstück, ein Phantom mit Fahrgestellnummer, aber ohne Karriere.
Zwei Jahre später sorgt ein Zwerg für Furore: der Fiat-Abarth 750 Record. Kaum 47 PS stark, aber windschnittig wie ein Tropfen. Die von Franco Scaglione entworfene Carrosserie, gebaut bei Bertone, endet in einer markanten Heckflosse – Aerodynamik als Attitüde. Der kleine Vierzylinder, abgeleitet vom Fiat 600, treibt den Rekordjäger auf über 190 km/h. Im Juni 1956 fährt Abarth in Monza Rekord um Rekord: 24 Stunden, 5.000 Kilometer, 5.000 Meilen, 10.000 Kilometer, 48 und 72 Stunden – alles Bestmarken. Die Durchschnittsgeschwindigkeit? Über 140 km/h. Ein Beweis, dass Tempo nicht immer mit Zylindern wächst, sondern mit Hartnäckigkeit.
1966 zeigt Alfa Romeo in Paris ein Coupé, das aussieht, als sei es von einem Science-Fiction-Illustrator der Renaissance entworfen worden. Der Scarabeo, konstruiert von Orazio Satta Puliga und Giuseppe Busso, nutzt das Chassis des Tipo 33 Stradale, trägt aber statt eines Achtzylinders den 1,6-Liter-Doppelnockenwellenmotor der Giulia Sprint GTA – leicht, quer eingebaut, kompakt. Die Officine Stampaggi Industriali in Turin formen daraus ein Coupé mit kanzelförmiger Haube, die sich als Ganzes nach vorne öffnet – Türen waren gestern. Nur zwei Prototypen entstehen, einer davon steht nun wieder unter dem grellen Licht der Messehalle in Bologna.
Drei Automobile, die nichts verkaufen müssen, keine Reichweite, keine Nachhaltigkeitsversprechen. Sie erzählen Geschichten von Ehrgeiz, Formgefühl und Geschwindigkeit – damals, als Autos noch Ausdruck von Haltung waren. Heute stehen sie da, lackglatt und lautlos, und wirken fast wie Mahnmale einer Zeit, in der Mut noch aus Metall war.