Automobil

Automarken und ihre Logos Folge 23: Chevrolet

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      Von Heinz Schneider

      Krankheit, Schlaganfall, Selbstmord, Unfalltod: Die Familiengeschichte der Chevrolets ist eine wahre Tragödie. So stirbt Firmengründer Louis 63jährig an den Folgen seiner Diabetes-Krankheit, sein mittlerer Bruder Arthur, depressiv veranlagt, erhängt sich neun Tage vor seinem 62. Geburtstag. Gaston, der jüngste Chevrolet, scheidet gar im blühenden Alter von nur 28 Jahren aus dem Leben: Er verunglückt am 25. November 1920 während eines Autorennens auf dem Beverly Hills Speedway in Los Angeles tödlich.

       

      Louis Chevrolet wird am 25. Dezember 1878 in La Chaux-de-Fonds geboren und lehrt als Sohn eines Uhrmachers schon früh die ersten Grundlagen der Mechanik. Er repariert Velos und bestreitet mit ihnen auch Wettbewerbe, doch als er das erste Mal ein Auto sieht, ist für ihn klar: Er will künftig nur noch auf vier Rädern Rennen fahren.

       

      1886 zieht die Familie nach Beaune ins französische Burgund, wo Louis als Mechaniker arbeitet. Aber nur vier Jahre lang - dann wandert er nach Montreal aus, folgt kurze Zeit später dem Ruf der Fiat-Leute aus New York und lässt sich dort von ihnen als Mechaniker anstellen. 1905 bestreitet er sein erstes Autorennen, das er nicht nur gewinnt, sondern nebenbei mit 109,7 km/h auch noch einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellt.

       

      1909 wechselt Louis zu Buick, entwickelt dort seinen ersten Motor und begegnet General-Motors-Gründer und Financier William C. Durant. Am 3. November 1911 stellen die beiden in Detroit die «Chevrolet Motor Car Company» auf die Beine - mit dem Ziel, Henry Ford und seinem berühmten T-Modell das Fürchten beizubringen. 1912 wird der 105 km/h schnelle und fünfsitzige Chevrolet Classic Six eingeführt.

       

      Doch das Glück dauert nur wenige Jahre: Nach Differenzen mit Durant, der Autos für die Masse herstellen will, verkauft der qualitätsbewusste Schweizer seinem Partner alle seine Firmenanteile. Der allerdings will mit der gewonnen Entscheidungsfreiheit nichts anfangen: Am 2. Mai 1918 fahren Durant und Chevrolet unter das Konzerndach von General Motors.

       

      Louis, der in der Zwischenzeit seine Brüder Arthur und Gaston in die USA geholt hat, widmet sich fortan seiner Rennsportkarriere. Gleichzeitig ruft er zusammen mit Arthur die «Frontenac Motor Corporation» ins Leben, um sich seiner ganz grossen Leidenschaft zu widmen - dem Bau von Rennwagen. 1916 sitzt Louis hinter dem Lenkrad eines von ihm gebauten Frontenac-Boliden - mit beachtlichem Erfolg.

       

      Nach dem tödlichen Rennunfall von Gaston ziehen sich die zwei Chevrolet-Brüder vom Rennsport zurück und konzentrieren sich zusammen mit den Verantwortlichen der «Stutz Motorcar Co.» auf die Frontenac-Serienproduktion. 1926 entwickelt Louis den leichten Flugzeugmotor «Chevrolair 333», trennt sich später im Streit von Arthur und gründet 1929 zusammen mit Ford-Zulieferer Glenn L. Martin die «Chevrolet Air Car Company», die aber die Weltwirtschaftskrise nicht übersteht und aufgelöst wird.

       

      1933, kurz nachdem er seinen neu konstruierten Flugzeug-Zehnzylindermotor zum Patent angemeldet hat, kehrt Louis in seine ehemalige Firma nach Detroit zurück - allerdings nicht als Chef, sondern als Mechaniker. Doch das Schicksal schlägt 1934 erneut mit aller Härte zu: Louis erleidet einen Schlaganfall, von dem er sich nie mehr richtig erholt, zudem stirbt sein 27jähriger Sohn Charles. Am 6. Juni 1941 schliesst der Schweizer Autopionier seine Augen für immer.

       

      Das Chevrolet-Logo, bekannt als Bowtie, wurde 1913 von William C. Durant auf den Modellen «H-2 Royal Mail» und «H-4 Baby Grand» erstmals eingeführt. Doch die kreativen Umstände bleiben im Dunkeln. Eine der Legenden besagt, dass sich Durant von einem Tapetenmuster in einem Pariser Hotel hat inspirieren lassen, eine andere berichtet von einem Zeitungsinserat, welches ihm während seiner Ferien in Hot Springs (Virginia) ins Auge gesprungen sein soll. Die «Southern Compressed Coal Company» wiederum ist sich (fast) sicher, dass Chevrolet den Bowtie bei ihr abgekupfert hat: Die Heizkohlen-Firma verwendete als Symbol für ihre Kohlen-Briketts ein schräges Kreuz, das frappant an Bowtie erinnert.

       

      Eine ganz andere Erklärung hatte Durants Tochter Margery. Sie schrieb 1929 in ihrem Buch «My Father», dass dieser manchmal beim Abendessen Logo-Entwürfe vor sich hingekritzelt haben soll. «Ich glaube, es war zwischen der Suppe und dem gebratenen Hähnchen, als er eines Abends das Symbol skizzierte, das bis zum heutigen Tag auf den Autos von Chevrolet zu sehen ist», hielt sie fest.

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