Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)
Der Suzuki S-Cross ist in der Schweiz so etwas wie der verlässliche Kollege, der nie gross auffällt, aber immer da ist. Einer, der nicht mit schrillen Accessoires wedelt, sondern eher mit Bodenständigkeit punktet. Und genau diese Mischung scheint bei uns gut anzukommen – besonders im Testrevier von carwing.ch, wo Suzuki-Modelle ähnlich häufig anzutreffen sind wie Könner an einem sonnigen Februartag auf der schwarzen Piste.
Der frühere SX4 S-Cross ist längst Geschichte, nun steht das Kompakt-SUV schlicht als S-Cross da – 4,30 Meter lang und damit genau in jener Komfortzone, in der sich Familien zuhause fühlen, denen der Vitara zu kurz und der Across (baugleich mit Toyota RAV4) zu teuer ist. Preislich bleibt Suzuki (allerdings gibts Konkurrenz von Dacia) ohnehin so etwas wie der Robin Hood unter den Herstellern: Die frontgetriebene Basisversion «Compact+ Hybrid» gibts ab 32 000 Franken, unser «Compact Top Hybrid» mit sechsstufiger Automatik und Allradantrieb kostet 37 990 Franken. Voll ausgestattet, inklusive Rückfahrkamera, Parksensoren, Klimaautomatik und elektrischen Fensterhebern vorne wie hinten. Nur die elektrische Heckklappe bleibt ein Phantom – allerdings eines, das man für 1200 Franken doch noch herbeizaubern kann.
Metallic-Lackierung? 790 Franken, und der S-Cross glänzt wie neu poliertes Alpenhorn.
Dass Suzuki beim Thema Assistenzsysteme lange auf mehr Pragmatismus als auf Hightech gesetzt hat, war ein offenes Geheimnis. Nun hat die Marke nachgelegt: 360-Grad-Kamera, adaptiver Tempomat mit Stopp-and-go-Funktion, Müdigkeitssensor, Verkehrszeichenerkennung, Spurhalte- und «Toter Winkel»-Warner – alles da, alles serienmässig. Damit rückt der S-Cross nah an Konkurrenten wie den Dacia Duster, der ja auch mit dem Nimbus des volksnahen Alleskönners unterwegs ist.
Optisch hat der S-Cross ebenfalls aufgepumpt. Vorne prangt ein Kühlergrill in XL, hinten schwingt ein durchgehendes LED-Band im oberen Heckbereich – ein Designtrick, der selbst kleineren SUVs einen Hauch von «Ich-hab’s-drauf» verleiht. Kurz: Der aktuelle S-Cross sieht mehr nach SUV aus als früher, und das muss man ihm als Kompliment auslegen.
Unter der Haube arbeitet weiterhin der bekannte 1,4-Liter-Turbobenziner mit 129 PS, unterstützt vom 48-Volt-Mildhybridsystem. Rein elektrisch fährt er damit zwar keinen Millimeter – Mildhybrid bleibt Mildhybrid –, aber der integrierte Startergenerator hilft dem Motor beim Anfahren und Beschleunigen mit bis zu 10 kW. Spürbar? Wie üblich kaum. Messbar? Durchaus. Wir kamen im hügeligen Testgelände auf 6,5 Liter im Schnitt, und das ist für einen Allradler alles andere als schlecht.
Mit der Automatik wirkt der S-Cross munter und willig, dreht sauber hoch, klingt beim Ausdrehen aber etwas kernig. In Zahlen: Gut zehn Sekunden auf 100 km/h. Kein Sportler, aber ein ehrlicher Arbeiter, dem auf Schnee und Schotter kaum einer das Wasser reichen kann. Mit dem Allradantrieb und den Fahrmodi Snow, Sport, Auto und Lock wühlt sich der S-Cross souverän durchs Gelände, als wolle er sagen: «Nur weil ich bescheiden bin, heisst das nicht, dass ich nicht kann.»
Innen geht es weiter wie gewohnt: Suzuki zeigt sich als Meister der analogen Gemütlichkeit. Der Innenraum ist sachlich, übersichtlich, funktional – und bewusst nicht hip. Die Instrumente wirken, könnten moderne Menschen monieren, ein wenig old-school. Doch der Automatikwählhebel ist noch ein «richtiger» Hebel und kein joystick-ähnliches Gadget, und die Handbremse ist tatsächlich noch eine Handbremse. Manche nennen es nostalgisch, andere nennen es konstruktive Ehrlichkeit. Dazu gibt es Alu-Optik an Düsen, Türen und Schaltkulisse, dazu auch eine Prise Hartplastik. Der Beifahrer freut sich zudem über einen echten Haltegriff am Dachholm. Wir finden das sehr solide und praktisch.
Erstaunlich komfortabel zeigt sich die Sitzlandschaft: Vorne gut konturiert, hinten mit ordentlicher Bein- und Kopffreiheit. Das riesige Panorama-Schiebedach, fantastisch für den Blick in den Bergsommerhimmel, ist ein Hit, kostet aber ein paar Zentimeter Kopffreiheit. Ab etwa 1,75 Meter streift man hinten leicht den Himmel. Nicht metaphorisch, sondern physisch.
Am Ende zeigt der Suzuki S-Cross genau das, was ihn in der Schweiz so beliebt macht: Er leistet viel, ohne gross zu polarisieren, ist robust, sparsam, fair eingepreist – und ehrlich in seinem Charakter. Er wirkt wie ein Auto, das sich nicht wichtiger nimmt, als es ist. Ein praktischer Alltagsbegleiter, der mehr kann, als man ihm auf den ersten Blick zutraut.
Vielleicht ist er genau deshalb so oft auf unseren Strassen zu sehen. Und vielleicht genau deshalb ein echtes Stück Schweizer Automobilalltag.
| Suzuki S-Cross Compact Top Hybrid Automat | |
| Preis ab | 37 990 Fr. |
| Motor / Hybrid | R4 Turbobenziner, 1373 ccm |
| Systemleistung | 129 PS bei 5500 U/min |
| Drehmoment | 235 Nm |
| Antrieb / Getriebe | Automat, 6 Gänge |
| 0 – 100 / Spitze | ca. 10,0 Sek, 195 km/h |
| Verbrauch (WLTP) | 6,4 l / 100 km |
| Energieklasse / CO₂ | E / 144 g/km |
| Länge / Breite / Höhe | 4,30 / 1,78 / 1,58 m |
| Leergewicht | ca. 1330 kg |
| Kofferraum | 430 bis 1230 Liter |
| Anhängelast | 1200 kg |