Von Dennis Schneider
Nachdem wir bei Carwing bereits den Junior Elettrica Speciale und den Junior Ibrida 1.2 durch unsere Redaktion gejagt haben – der eine ein kleiner Stromer mit überraschend viel Charisma, der andere ein Hybrid mit eigenwilliger, aber liebenswerter Persönlichkeit – steht nun der Junior Ibrida Q4 bereit. Und er wirkt, als hätte er genau zugehört, was seine Geschwister in unseren Tests gezeigt haben. Weniger Eitelkeit als der Elettrica, weniger schelmische Alltagslaune als der 1.2-Hybrid – dafür ein neuer Schwerpunkt: Allrad ohne Attitüde, aber mit Wirkung.
Man ahnt es schon beim ersten Hinsehen. Unter der hübschen Alfa-Schale arbeitet die bekannte CMP-Plattform, die man ebenso bei Peugeot 2008, Opel Mokka, Jeep Avenger und Fiat 600 findet. Ein Baukasten, der längst bewiesen hat, dass er funktioniert – und den Alfa hier mit einem Schuss italienischem Selbstverständnis versieht. Der Q4 ist sich seiner Herkunft bewusst, aber er trägt sie nicht vor sich her. Er bleibt der kleine Alfa, der lieber fährt als prahlt.
Sobald er sich in Bewegung setzt, zeigt er diese Art Bescheidenheit, die man in diesem Segment selten findet. Der 1,2-Liter-Dreizylinder meldet sich mit einem ruhigen Grundton, während der vordere E-Motor sanft mithilft. Der hintere Elektromotor hält sich unauffällig im Hintergrund – bis die Strasse feucht, glatt oder zweifelhaft wird. Dann greift er ein, so leise, dass man eher spürt als hört, wie sich das Auto stabilisiert. Es ist diese Unaufgeregtheit, die dem Q4 eine besondere Gelassenheit verleiht. Der Satz «Kein Kardan, keine Show – einfach Traktion» passt so gut zu ihm, dass man ihn fast auf das Datenblatt drucken könnte.
Die 145 PS sind keine Zahlen, die man sich an die Wand hängt, aber sie reichen, um den Junior auf jeder Tagesroute souverän wirken zu lassen. Das eDCT6-Getriebe sortiert die Gänge sauber, die Fahrmodi verändern das Wesen subtil statt theatralisch. Dynamic wirkt etwas wacher, Natural fühlt sich an wie die «Default-Einstellung» des Autos: unkompliziert, gelassen, alltagstauglich. Und auch die Lenkung bleibt frei von falschem Ehrgeiz. Direkt genug für präzise Linien, weich genug, um nicht sportliche Ambitionen zu simulieren, die dieser Alfa nie versprochen hat.
Innen empfängt einen ein Ambiente, das bereits aus den anderen Tests vertraut ist: der angenehm dunkle Materialmix, die Mischung aus Touchscreen und echten Tasten, der quer gedachte italienische Pragmatismus. Der Fahrer geniesst den optionalen Massagesitz, während der Beifahrer auf der Handschaltung des Lebens sitzt – eine kleine, charmante Asymmetrie, die man Alfa fast schon übel nehmen müsste, wäre sie nicht so typisch. Der Kofferraum bleibt mit 415 Litern praxisnah, die Bedienung ungekünstelt, die Übersicht gut.
Und dann ist da die Schweiz. Für keinen Markt wirkt dieser Q4 so logisch wie hier. Nicht nur, weil Allrad eine Art nationales Grundbedürfnis ist, sondern weil Alfa die Preise in diesem Jahr spürbar gesenkt hat. Plötzlich steht der Junior Ibrida Q4 mit seinen 37'990 Franken da wie ein Angebot, das man zweimal liest, um sicherzugehen, dass keine Null fehlt. Ein kompakter Alfa, ein 4x4, ein frisch bepreistes Modell, das genau zwischen Winterpendlern, Alpenfahrern und Markenfreunden sein Publikum findet. «Attraktiv» ist fast untertrieben – dieser Q4 trifft im schweizerischen Markt schlicht ins Schwarze.
So fährt der Junior Ibrida Q4 am Ende genau so, wie er wirkt: ehrlich, geerdet, und ohne den Anspruch, ein grosser Alfa zu sein. Vielleicht ist gerade das seine Stärke. Während der Elettrica sich als charmanter Stromer ins Gedächtnis fährt und der Ibrida 1.2 mit Alltagswitz punktet, liefert der Q4 das, was viele hierzulande am dringendsten wollen: verlässliche Traktion in einem Format, das weder protzt noch prahlt.
Er ist der kleine Alfa, der seinen Job macht – und das in einem Jahr, in dem der Preis das stärkste Argument auf seiner Seite ist. Ein Allrad im Taschenformat, der genau weiss, wofür er gebaut wurde. Und vielleicht ist das der ehrlichste Junior aus der ganzen Reihe.
| Alfa Romeo Junior Ibrida Q4 | |
| Preis ab | 37 990 Fr. |
| Turbobenziner | R3, 1199 ccm |
| Elektromotor(e) | Vorne 21 kW / Hinten 21 kW |
| Gesamtleistung | 145 PS (107 kW) |
| Drehmoment | 230 Nm |
| Antrieb | Allrad (Q4), Automat eDCT-6 |
| 0–100 km/h / Spitze | 9,1 s / 200 km/h |
| Verbrauch (WLTP) | 5,8 l/100 km |
| Energieklasse E | 131 g/km |
| Länge / Breite / Höhe | 4,17 / 1,78 / 1,54 m |
| Kofferraum | 415 – 1280 Liter |