Automobil

Automarken und ihre Logos Folge 28: Maserati

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      Von Heinz Schneider

      Lokführer Rodolfo Maserati und seine Ehefrau Carolina haben sieben Söhne: Carlo (geboren 1881), Bindo mit Jahrgang 1883, der 1885 kurz nach der Geburt verstorbene Alfieri, Alfieri 2 (1887), Mario (1890), Ettore (1894) und Ernesto (1898). Und die haben – mit Ausnahme von Mario, der als Kunstmaler seinen eigenen Weg geht – eines gemeinsam: Sie sind allesamt nicht nur leidenschaftliche Rennfans oder -fahrer, sondern auch technikbegeisterte Tüftler.

       

      Der erste, der diesbezüglich auf sich aufmerksam macht, ist Carlo. Der älteste der Maserati-Brüder konstruiert schon als 17-Jähriger einen Einzylindermotor, den er an sein Velo montiert. Später, als Fiat-Angestellter, stellt er einen weiteren Einzylinder her und baut diesen in ein Chassis aus Holz ein. Damit wird, streng genommen, auch gleich das erste Maserati-Auto Tatsache.

       

      1903 verabschiedet sich Carlo von Fiat, wechselt in die Versuchsabteilung von Isotta-Fraschini (wo auch Bindo arbeitet) und von dort zu Bianchi. Anschliessend entwickelt er in seinem eigenen Konstruktionsbüro einen Flugzeugmotor. 1910, im Alter von nur 29 Jahren, stirbt er an Tuberkulose.

       

      So wird Alfieri ab 1913 die treibende Kraft in der Maserati-Autofamilie. Mit seinen Brüdern Ettore und Ernesto gründet er am 1. Dezember 1914 in Bologna die «Società Anonima Officine Alfieri Maserati.» Ernesto, der Jüngste, ist knapp 17 und arbeitet tagsüber in der Werkstatt. Abends studiert er am Technischen Institut.

       

      Nach den Wirren des Ersten Weltkrieges zügeln die Brüder ihr Domizil in den Südosten von Bologna und arbeiten anfangs der Zwanziger Jahre an ihrem ersten eigenen Auto. Gleichzeitig wird Mario beauftragt, ein Markenlogo zu kreieren. Sein Emblem zeigt schliesslich den Dreizack (Tridente) des Meeresgottes Neptun, der den berühmten Neptunbrunnen auf der Piazza Maggiore im Herzen von Bologna krönt. Der Brunnen stammt aus dem Jahre 1566 und ist das Werk von Jean de Boulogne (genannt Giambologna). Auch die Farben des Maserati-Logos stehen ganz in Bologneser Tradition: Sie sind Blau und Rot und stammen aus dem Stadtwappen.

       

      1925 kaufen die Maserati-Brüder dreissig Chassis von Diatto, der den Rennsport aus finanziellen Gründen aufgeben muss. Auf einem dieser Chassis entsteht der erste Maserati-Rennwagen – der Tipo 26, benannt nach seiner Premiere. Der Tipo 26 mit der Chassisnummer 11 und Ernesto am Lenkrad erreicht bei einem Rennen in Bologna eine Höchstgeschwindigkeit von 167 km/h, zwei weitere 26er (Chassis 12 und 13) werden in Monza eingesetzt. Dort sind sie erfolglos, fahren dann aber an der Targa Floria in Sizilien den Klassensieg ein. Am 8. Mai 1927 verunfallt Alfieri Maserati schwer während eines Rennens in Sizilien und muss sich eine Niere entfernen lassen.

       

      In den darauf folgenden Jahren fährt die Firma Maserati durch viele Höhen und Tiefen. Der Maserati V4 mit 16-Zylindermotor stellt einerseits 1929 beim Zehnkilometer-Rennen in Cremona einen Durchschnittsgeschwindigkeitsrekord von 246 km/h auf, und nur wenig folgt mit dem Sieg beim GP Tripolis der erste internationale Erfolg. Am 3. März 1932 schlägt das Schicksal dann aber zu: Alfieri (44) stirbt an den Folgen des Unfalls, worauf sein Bruder Bindo Isotta verlässt und die Leitung bei Maserati übernimmt.

       

      1933 gewinnt Tazio Nuvolari auf seinem Maserati 8CM einige Rennen. Trotzdem geht den Brüdern das Geld aus, und sie verkaufen ihr Unternehmen an Graf Adolfo Orsi, bleiben aber weiterhin im Geschäft. Daraus resultiert der erste Orsi-Maserati – der 8CTF, mit dem Wilbur Shaw 1939 Indianapolis gewinnt. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wird die Produktion von Bologna nach Modena in Orsis Hauptquartier verlegt, wo unter anderem auch Elektroautos gebaut werden.

       

      Am Genfer Automobilsalon 1946 steht das erste Maserati-Strassenfahrzeug überhaupt – der A6 Pininfarina. Der Buchstabe A steht für Alfieri, die Zahl 6 für die Zylinder. Doch hinter den Kulissen rumort es, worauf die Brüder bei Orsi die Segel streichen und die Firma OSCA (Officine Specializzata Costruzioni Automobili) gründen.

       

      Die Marke Maserati selber bleibt unter Adolfo Orsi und seinem Sohn Omer sowohl auf dem Automarkt als auch im Rennsport erfolgreich. Fangio wird 1957 Formel-1-Weltmeister, und der Tipo 60/61 Birdcage sorgt für Furore auf den internationalen Rennpisten. Trotzdem sagt Orsi dem teuren Rennsport «Ade» und konzentriert sich auf die Herstellung von Limousinen und Sportwagen. Mit Erfolg: Modelle wie 3500 GT, Bora, Ghibli, Indy, Khamsin, Merak, Mistral, Quattroporte oder Sebring lassen Auto-Enthusiasten auf der ganzen Welt bis in die frühen Achtziger Jahre träumen.

       

      Allerdings ist das nicht alleine Orsis Verdienst. Bereits 1968 geht Maserati aus finanziellen Gründen zu 60 Prozent an Citroën, sieben Jahre später reichen die Franzosen die Marke an Alejandro de Tomaso weiter. Ernesto Maserati, der das alles noch miterleben muss, stirbt am 1. Dezember 1975 in Bologna. Sein Bruder Bindo folgt ihm 1980 im hohen Alter von 97 Jahren.

       

      De Tomaso fackelt nicht lange. Er setzt bei den seiner Meinung nach zu teuer produzierten Luxusautos den Rotstift an und präsentiert am 14. Dezember 1981 den zweitürigen Maserati Biturbo, der sich bis in die Neunziger Jahre wacker schlägt. 1993 übernimmt der Fiat-Konzern und lanciert 1998 den von Giugiaro gestylten 3200 GT. 2001 startet nach einem Facelift die Rückeroberung des US-Markts. Es folgen Gran Coupé und Cabrio, eine weitere Neuauflage des Dauerbrenners Quattroporte und der Ghibli III. Am 7. Juli 1997 wird Maserati innerhalb des Fiat-Konzerns Ferrari unterstellt. Ferrari erwirbt zunächst 50 Prozent, im Jahr darauf die zweite Hälfte.

       

      Zum 100-Jahre-Jubiläum im Dezember 2014 will Maserati sich und die asiatischen Märkte mit dem SUV «Levante» beschenken und so endgültig zum Global Player werden. Heute produziert Maserati um die 23 000 Autos pro Jahr und ist in 70 Ländern vertreten – unter anderem auch in China, das sich zum zweitwichtigsten Markt für den italienischen Automobilhersteller entwickelt hat.

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