Automobil

Falscher Treibstoff im Tank? Wir verraten, was zu tun ist

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Wer versehentlich Benzin statt Diesel tankt, provoziert einen teuren Motorschaden. Auch Diesel anstelle von Benzin ist in modernen Motoren sehr gefährlich. In der Schweiz müssen der TCS und andere Pannendienste jährlich ein paar hundert Mal wegen Fehlbetankungen ausrücken, in Deutschland betrifft dies die ADAC-Strassenwacht: Sie musste im Jahre 2012 rund 5000 Mal notfallmässig Hilfe leisten.

 

Gründe für die Verwechslungen gibt es einige. Zum Beispiel diesen: In einer deutschen Grossstadt füllten zwei Tanklastzüge eine Dieselzapfsäule mit Benzin und umgekehrt. Tausende Liter des falschen Treibstoffes rauschten in die Tanks der ahnungslosen Kunden.

 

Aber auch der Automobilist greift mal daneben. Beispielsweise darum, weil sich immer mehr Spritsorten an einer einzigen Zapfsäule (Multi-Dispenser) befinden – das steigert die Verwechslungsgefahr. Zudem passt eine Benzin-Zapfpistole auch in Diesel-Einfüllstutzen und moderne Selbstzünder sind akustisch nur schwer von Benzinern zu unterscheiden.

 

Weitere Gründe: Die Werbeaufkleber auf den Zapfpistolen sind oft grösser als die Sortenbezeichnung, und Produktbezeichnungen sind leicht zu verwechseln (Premiumsorten «V power» und «Ultimate» gibts für Benzin und Diesel). Manchmal fehlt auch die Beschriftung am Tankdeckel mit der Spritsorte, oder sie ist zu klein geraten. Ist ein Autofahrer darüber hinaus unachtsam, ist das Malheur schnell passiert.

 

Tipps bei Falschbetankung
Haben Sie Benzin E10 statt Benzin E5 getankt? Das ist unbedenklich, falls Ihr Fahrzeug grundsätzlich für E10 freigegeben ist (siehe auch www.adac.de/e10). Andernfalls kann bereits eine einzige irrtümliche Tankfüllung mit E10 zu ernsten, nachhaltigen Schäden führen. Wichtig ist, dass das Auto nicht gestartet wird, damit das falsche Benzin nicht in das gesamte System kommt. Bleibt der Motor aus, muss üblicherweise nur der Tank leer gepumpt werden. Verbindliche Informationen hierzu können jedoch nur vom Fahrzeughersteller oder vom Importeur (Garage) kommen.

 

Haben Sie Benzin statt Diesel getankt? Dann dürfen Sie den Motor auf keinen Fall starten – auch wenn sich nur eine kleinere Menge im Tank befindet. Fährt das Auto, sofort anhalten, Motor ausschalten und in der Betriebsanleitung nachsehen, ob es sich um ein älteres Dieselauto handelt (Wirbel- oder Vorkammer-Diesel, nicht Direkteinspritzer). Ist das so, sind einige wenige Liter Benzin zusammen mit einer Diesel-Restmenge meist nicht schädlich.

 

Bei Common-Rail- und Pumpe-Düse-Triebwerken (seit etwa 2000 im Markt) ist das anders: Motor auf keinen Fall anlassen. Dann nach Herstellervorschrift vorgehen. Wenn der Motor nicht mit falschem Sprit im Tank gestartet wurde, reicht unter Umständen das Abpumpen des Benzin-Diesel-Gemisches aus dem Tank. Ist der Motor gelaufen, kann ein Austausch des gesamten Einspritzsystems einschliesslich Hochdruckpumpe, Injektoren, Treibstoffleitungen und Tank erforderlich sein. Das kann mehrere tausend Franken kosten.
Diesel statt Benzin getankt? Selbst bei kleinen Mengen den Motor nicht mehr starten beziehungsweise sofort anhalten und den ausschalten. In der Betriebsanleitung nachsehen. Ist dort kein Hinweis zu finden, Garage anrufen. Je nach Motor und Menge des falschen Treibstoffs kann man entweder vorsichtig weiter fahren (und immer wieder richtigen Sprit nachtanken) oder aber muss den Tank leer pumpen lassen. Schäden an Einspritzanlage und Abgas-Nachbehandlung sind nicht auszuschliessen.

 

Normalbenzin statt Super oder Super plus getankt? Motor abstellen und in der Betriebsanleitung nachsehen. Meist kann auf ein Abpumpen verzichtet werden, wenn man dem Motor keine hohe Leistung abverlangt (keine Höchstgeschwindigkeit, Bergauffahrt, Anhängelast) und alsbald Benzin der richtigen Güte nachtankt.
Bedienungsanleitung beachten.

 

Durch einige wenige Massnahmen könnte die Zahl der Falschbetankungen sinken. Der ADAC fordert deshalb:
– Zapfpistolen und -säulen deutlich kennzeichnen
– Verschiedene Bezeichnungen für Benzin- und Diesel-Produkte einführen
– Klare Beschriftung des Tankdeckels und der Tankklappe
– Schutz gegen Fehlbetankung (wie von Audi, BMW, Ford, Land Rover, Peugeot)
– Codierung von Zapfsäulen und Autos, sodass Fehlbetankungen ausgeschlossen sind

 

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