Automobil

«Die moderne Dieseltechnologie ist sehr sauber und bleibt für Vielfahrer die beste Option!»

 

Mit 19 Baureihen zählt die Modellpalette von Ford zu den grössten. Wie diese in den nächsten Jahren ergänzt wird, welche Rolle Dieselmotoren dabei spielen und wie die Zukunft vom Sorgenkind Mondeo aussieht, verrät Generaldirektor Donato Bochicchio im Interview


Interview: Heinz Schneider


Herr Bochicchio, 2018 läuft es gut für Ford. Der Gesamtmarkt ist 2,7 Prozent eingebrochen, aber Sie haben von Januar bis Ende September 11 487 Autos verkauft – fast 14 Prozent mehr als in den Vergleichsmonaten 2017. Was ist heuer anders?

Donato Bochicchio: In der Schweiz ist der Fokus auf 4x4-Autos stärker als in anderen Ländern und wir haben viele Produkte, die für die Käuferschaft optimal sind. Neben Edge, Kuga, EcoSport, Ranger und Transit ist der intelligente Allradantrieb auch auf S-Max, Mondeo und Galaxy verfügbar. Die aktuelle Modellpalette ist rundumerneuert, und unser Händlernetz nutzt die vielen Potentiale sehr gut aus.

 

2019 könnte noch besser werden. Der neue Focus steht bereit.

Donato Bochicchio: Das ist für uns ein sehr wichtiges Modell. Der Focus kommt als 5-Türer und Station Wagon. Kunden haben die Wahl aus vielen Ausstattungsvarianten, angefangen bei Trend und Titanium über den sportlichen ST-Line und den gehobenen Vignale. Im Lauf des Jahres wird ausserdem eine Active Crossover-Version bestellbar sein. Wir haben für jeden Kundentyp den passenden Focus.

 

Der 4,10 Meter kurze EcoSport ist bislang 900 Mal verkauft worden. Zufrieden?

Donato Bochicchio: Sehr sogar. Seit dem Facelift vor einem Jahr kommt er gut an, was mich allerdings nicht überrascht. Er zählt zu meinen Lieblingen. Lifestyle, Grösse und 4x4 zum fairen Preis – da stimmt das Gesamtpaket.

 

Der Mondeo ist preisgünstig, als Kombi, Limousine und mit 4x4 zu haben. Aber er wurde bislang nur 400 Mal verkauft. Der Kuga 2500 Mal.

Donato Bochicchio: Auch in der Schweiz laufen SUVs allen den Rang ab. Im August war jedes dritte neue Auto ein SUV. Ab 2019 will Ford vom Mondeo neue Hybrid-Modelle einführen. Den Anfang macht ein Station Wagon, mit dem Käufer grössere Lasten befördern und gleichzeitig von einem elektrischen Antriebsstrang mit hoher Reichweite profitieren können. Damit wird eine neue Kundschaft auf den Mondeo aufmerksam.

 

Welche neuen Modelle erwarten Sie noch?

Donato Bochicchio: Ford hat den neuen Transit – er ist übrigens erstmals als Diesel-Mildhybrid verfügbar – in Hannover präsentiert. Hinzu kommen der Transit Custom Plug-in Hybrid in seiner Serienversion, als Pickup der Ranger Raptor und der neue Edge. Für 2020 ist zudem der Start eines batterie-elektrischen Performance-Fahrzeugs vorgesehen. Die Reichweite des vom Mustang inspirierten Modells soll rund 480 Kilometer betragen. Ford plant bis 2022 weltweit 16 batterie-elektrische Fahrzeuge als Bestandteil einer Flotte von 40 elektrifizierten Fahrzeugen anzubieten.

 

Gibt es ein Auto, das Sie gerne im Programm hätten?

Donato Bochicchio: Ich bin wunschlos und begeistert vom aktuellen Angebot. Sehen Sie, Ford hat eine so breite Palette, dass wir in allen Volumensegmenten für jeden Kunden das perfekte Angebot schneidern können. Wir bieten vom Kleinwagen bis zum Supersportler alles. Dazu haben wir mit dem Ranger den beliebtesten Pickup der Schweiz und die komplette Transit-Baureihe.

 

Mit 19 Baureihen ist die Palette tatsächlich sehr breit. Glauben Sie, dass Ford Europa das Angebot dereinst aus Kostengründen straffen wird?

Donato Bochicchio: Die Anzahl ist für mich nicht relevant, sondern die Tatsache, dass unsere Palette alle Mobilitätswünsche erfüllt. Wir passen das Angebot dem Markt und der Nachfrage an.

 

Ford wird am Genfer Autosalon nicht dabei sein. Warum nicht?

Donato Bochicchio: Ford konzentriert sich 2019 auf die Präsentation von Neuheiten auf eigenen Plattformen und hat sich daher so entschlossen. Das bedeutet aber keinesfalls, dass wir Genf für immer den Rücken kehren.

 

Fiat, Toyota, Volvo und Porsche haben eines gemeinsam – sie haben dem Dieselmotor adieu gesagt. Für Sie ein nachvollziehbarer Entscheid?

Donato Bochicchio: Ich kann nicht für andere sprechen. Tatsache ist, dass die moderne Dieseltechnologie sehr sauber und für Vielfahrer nach wie vor die beste Option ist. Wer kein Diesel will, dem bieten wir mit den EcoBoost-Benzinern perfekte Alternativen.

 

Gibt es über kurz oder lang ebenfalls einen Ausstieg aus dem Diesel?

Donato Bochicchio: Ford hält am Selbstzünder fest. Wir haben dank SCR-Reinigung mit Harnstoffeinspritzung (Anm. Red: Adblue) den Stickoxid-Ausstoss im Griff und mit den EcoBlue-Motoren die modernste Technologie im Markt. Sie erfüllen alle Emissionsvorgaben und sind kräftig bei gleichzeitig tiefem Verbrauch und CO2-Ausstoss.

 

Zum Schluss der persönliche Fahrzeug-Check. Welches Auto war ihr erstes?

Donato Bochicchio: Ein VW Golf II 16V in der Farbe Dark Burgundy. Er hatte ein Jahr später 60 000 Kilometer mehr auf dem Buckel. Ich hab ihn später gegen ein Golf Cabriolet eingetauscht. Mein ältester Sohn hingegen beginnt jetzt seine Fahr-Karriere mit einem Ford.

 

Welches Fahrzeug würden Sie sich kaufen, wenn Geld keine Rolle spielt?

Donato Bochicchio: Bei einem alten Alfa Spider könnte ich schwach werden.

 

Und welches nie?

Donato Bochicchio: Wohl am ehesten ein Motorrad. Ich finde es einfach zu gefährlich.

 

Die genialste Erfindung in der über 130jährigen Geschichte des Autos?

Donato Bochicchio: Hier entscheide ich mich für einen «Klassiker». Das Autoradio ist für mich mitunter eine der besten Erfindungen. Ich verbringe viel Zeit im Auto und erachte es für mich als perfekte Work-Life-Balance, wenn ich dabei News empfangen oder meinen Lieblingskünstlern beim Musizieren zuhören kann.

 

Auf welches Gadget könnten Sie im Auto verzichten?

Donato Bochicchio: Man gewöhnt sich schnell an die Eigenschaften der diversen Fahrassistenzsysteme, sodass ich spontan keine Antwort weiss. Ein Muss und zum Glück ein «Gadget», auf das ich noch nie zurückgreifen musste, ist das Pannendreieck. Hoffen wir, dass das so bleibt.

 

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