Automobil

Für Sie gefahren: Toyota GR Yaris 1.6 AWD

 

Geht es nach dem Verständnis nachplappernder Verhaltenswächter, dürfte es Knallerbsen wie den Toyota GR Yaris auf unseren Strassen eigentlich gar nicht mehr geben. Für Autofans ein Drama – denn wer den smarten und rund 1,3 Tonnen schweren Japaner nie durch Kurven scheuchen durfte, weiss gar nicht, was er verpasst. So viel Bums, Grip, Fahrspass und Gaudi gabs in einem 3,99-Meterauto seit Ur-Zeiten nicht mehr. Erst recht nicht zum Preis von 37 900 Franken inklusive permanentem Allradantrieb mit elektronischer Steuerung – auch das eine Toyota-Premiere.

 

Dass der GR Yaris nun durch unsere Strassen fegt, ist das Ergebnis eines Entscheides aus dem Jahre 2015. Damals legte Toyota fest, dass sie in die FIA Rallye-WM zurückkehren und aus Homologationsgründen ein vom Rallye-Engagement inspiriertes Serienfahrzeug bauen werden. Eben den GR Yaris. Und damit ist auch schon gesagt, weshalb das Projektteam bei Herstellung und Konzeption vom GR Seite an Seite mit den Rallye-Spezialisten von Tommi Mäkinen Racing zusammengearbeitet hat.

 

Neu entwickelt ist zum Beispiel der 261 PS starke Dreizylinderturbo (Details siehe Fotogalerie) mit kombinierter Saugrohr- und Direkteinspritzung. Sein Vorteil: Er hängt in jedem Tourenzahlbereich bissig am Gas, macht nur beim Anfahren einen Sekundenbruchteil lang eine Gedenkpause. Unterwegs wirkt alles extrem solide: Knarzen oder Quietschen gibts nicht, das Fahrwerk federt kernig, aber nicht unangenehm. Hinzu kommt das easy zu bedienende manuelle Schaltgetriebe, dessen sechs Gänge nur so durch die Kulisse flutschen. Für akustische Unterstützung sorgt per Tastendruck die Funktion «Zwischengas», fürs optische Feuerwerk die vier dem GR vorbehaltenen Dreischicht-Carrosserielackierungen aus der Rennabteilung (Gazoo Racing) von Toyota. Es sind dies «Schneeweiss», «Precious Schwarz Metallic», «Platinum Weiss Perleffekt» und «Karmina Rot Metallic».

 

Natürlich gibts auch ein paar Punkte, die weniger gefallen. Die Sitzposition zum Beispiel ist für einen Racer zu hoch, die Kopffreiheit für Menschen über 1,72 Meter eng. Hinzu kommt, dass der Beifahrersitz – alleine die Ingenieure wissen warum – ein Stück höher verbaut wurde als derjenige des Fahrers. Dafür punktet der GR mit einem besonderen Cockpit und einem Farbdisplay, das zusätzliche Angaben macht wie vom Ladedruck oder von der aktuellen Drehmoment-Verteilung fürs permanente und elektronisch geregelte Allradsystem. Abgeleitet aus dem Rennsport, bietet dieses drei verschiedene Fahrmodi: Wer brav unterwegs sein will, wählt «Normal» – dann fliessen 60 Prozent nach vorne, 40 nach hinten. Wer es speditiv mag, wählt «Track» und somit die Antriebsverteilung zwischen den Achsen von 50:50. Uns hat «Sport» (30 % vorne, 70 % hinten) am besten gefallen – weil damit das sportwagen-untypische Gewichtsverhältnis von 60:40 (Frontmotor) verschwindet und so einem ausgewogen rennmässigen Fahrverhalten Platz macht. Und nicht zuletzt deshalb, weil der mächtige Lamborghini Urus in unserem Rückspiegel immer kleiner wurde, als sein Fahrer uns im Kurvengeschlängel der Bündner Berge eine Fahrdemonstration erteilen wollte.

 

Preislich lässt Toyota nichts anbrennen. 37 900 Franken für eine «Rallyekanone» wie den GR Yaris sind fast ein Sonderangebt – erst recht im Verhältnis zur Serienausrüstung. Will heissen: Zweizonen-Automatik, die Fernbedienung am längs und in der Höhe verstellbaren Lenkrad, LED-Nebelscheinwerfer, Rückfahrkamera, Tempomat und vieles mehr fahren serienmässig mit. Unser Testwagen war darüber hinaus mit «Circuit-Pack» für 4900 Franken ausgerüstet. Dazu zählen je ein schlupfbegrenzendes Torsen-Differential an Vorder- und Hinterachse, eine speziell abgestimmte Aufhängung, rote Bremssättel mit aufgedruckten GR-Logos und geschmiedete 18-Zoll-Alufelgen mit Michelin Pilot Sport 4S Reifen in der Dimension 225/40R18. Oder anders gesagt: Als Blender tritt der GR Yaris nur beim Motorensound hervor: Von aussen fast nicht zu hören, wummert, hechelt, und jubelt der künstlich erzeugte Sound des kleinen Dreizylinderturbos innen wie ein Grosser.

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