Automobil

3 Baureihen, 3 Räder: Neue Marke aus den USA legt los

 

Patrick Friedli von der «Friedli Fahrzeuge AG» in Wohlenschwil AG bringt in diesen Tagen die Fun-Autos von Vanderhall in den Verkauf. «Vanderhall Motor Works», von Designer und Ingenieur Steve Hall gegründet, konstruiert und produziert seit rund zehn Jahren kleine dreirädrige Spassmobile – und zwar in Provo, Geburtsstadt von Ski-As Steven Nyman. Sie liegt etwa 80 Kilometer südlich von Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah und wurde im Jahre 1849 von 33 Familien gegründet. Traditionell leben viele Mormonen dort.

 

2012 macht Steve Halls Produktionsfirma erstmals auf sich aufmerksam – mit dem dreirädrigen Laguna, der es jedoch nie in den Export schafft. Das tun dafür die drei neuen Threewheeler-Baureihen Venice, Carmel und die E-Version Edison. Ihr bauliches Grundkonzept ist dasselbe: Vorne sind zwei freistehende Räder mit Pushrod-Aufhängung und Spiralfedern verbaut, hinten gibt es ein einziges Rad, das mitlenkt. Für Vortrieb in den rund 650 Kilo leichten Benzinmodellen sorgt ein 1,5-Litermotor mit 185 PS aus dem GM-Konzernregal.

 

Den Beginn in der Produktepallette markiert der Venice: Er ist in der Basisausführung «Black Jack» ab 39 900 Franken zu haben und offeriert weder Türen noch ein Dach. Dafür puristische, gnadenlose Offen-Fahrten. Auch auf den Kofferraum müssen Vanderhall-Lenker verzichten, für den «Warentransport» sollen ein abschliessbares Handschuhfach und der Stauraum hinter den Sitzen reihen. Dort passen zwei Necessaires rein, mehr geht nicht. Wer ins verlängerte Wochenende will, muss im Friedli-Zubehörshop einen Gepäckträger ordern.

 

Über dem Venice rangiert der Carmel – er kostet ab 51 900 Franken und ist nach jenem kalifornischen Nobelort benannt, in dem viele Prominente wie Schriftsteller Ernest Hemingway, Jack London oder die 2019 verstorbene Schauspielerin Doris Day gelebt haben. Berühmt wurde die 4000-Seelen-Ortschaft, 190 Kilometer südlich von Kalifornien an der Westküste gelegen, aber auch dank Clint Eastwood: Die Einwohner wählten die Hollywood-Legende im April 1986 als Kandidat der Republikanischen Partei zu ihrem «Stadtpräsidenten.»

 

In den Carmel-Lieferumfang zählen Türen, ein Dach und Edelstahl-Sidepipes. Geschaltet wird manuell über ein Sechsgang-Getriebe, optional ist eine Automatik mit Lenkradwippen zu haben. Wie der Venice bekommt auch der Carmel das sogenannte Swiss Finish: Das heisst, Patrick Friedli und seine Profis lassen in den Autos einige lose Kabel optisch verschwinden und gönnen der nackten Lenkradsäule eine Lederverkleidung.

 

Dritter im Bunde ist der 3,65 Meter lange, 1,75 Meter breite und 635 Kilo leichte «Edison» (ab 52 900.–). Er fährt elektrisch (Batterie 28,8 kW) und bietet für die kühlen Frühlings- und Herbstmonate eine Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer. Zwei E-Motoren stellen 140 PS und 314 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung – das genügt, um in 4,4 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen. Die elektrische Reichweite gibt der Hersteller mit 320 Kilometer an, wobei 200 bis 250 Kilometer auch hier realistischer sein dürften.

 

Ab etwa Mitte 2022 komplettiert ein viertes Modell das bisherige Angebot – der vollelektrische Navarro. Er wird als Vanderhall-Premiere vier Räder haben und soll in der Ausführung «GTS» 300 PS und 670 Newtonmeter Drehmoment generieren. Die maximale Reichweite gibt der Hersteller wie beim Edison mit 320 Kilometern an, was jedoch etwas zu hoch gegriffen sein dürfte. Patrick Friedli hofft, noch in diesem Jahr 40 Autos absetzen zu können, später sollen es 100 Exemplare pro Jahr werden. Um das sicherzustellen, entsteht ein Händlernetz mit fünf Vertretern.

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