Automobil

Donnerkeil: Lamborghini bringt den Countach zurück

 

Die Sportwagenwelt trauerte: Vor 31 Jahren verliess der letzte Lamborghini Countach die Werkshallen. Jetzt steht sein Nachfolger bereit – mit Hybrid-Antriebsstrang, 814 PS Systemleistung und Allradantrieb.

 

Beim Autoquartett (warum denn nur spielt heute niemand mehr dieses Spiel?) war für mich als Bub immer klar: Es muss der Lamborghini Miura sein. Kein anderer war zu jener Zeit in der Lage, meinem Favoriten auch nur im Geringsten die Zylinder zu reichen. Das war dann erst 1974 der Fall – damals, als der überirdische Countach als brachialer Miura-Nachfolger über die Sportwagenszene hereinbrach. 16 Jahre später und nach 1999 gebauten Einheiten in unterschiedlichen Ausführungen war dann aber auch für ihn Schluss – der Countach mit seiner aufregenden Keilform fuhr in Pension. Und ist heute wertvoller denn je – für die wenigen Modelle, die aktuell noch leben, blättern Sammler so zwischen 1,0 und 2,5 Millionen Franken hin – je nach Fahrzeugzustand.

 

Genau so viel – logischerweise in der Höchstsumme – dürfte etwa der Nachfolger LPI 800-4 kosten, wenn er im Frühling 2022 zu seinen betuchten Kunden rollt. Leider nur in einer Gesamtauflage von 112 Exemplaren – eine Reminiszenz auf die Modellbezeichnung LP 112, die während der Entwicklung des ursprünglichen Countach verwendet wurde. «LP» wiederum steht für «longitudinale posteriore» (längsgerichtet hinten) und bezieht sich auf die Position des Motors. Übrigens: Der Name Countach (sagen Sie bitte nicht «Kaunteitsch», sondern «Kuntatsch» – er ist kein Ami, sondern ein Italiener) soll gemäss Überlieferung auf einen Ausdruck aus dem Piemontesischen Dialekt zurückgehen und steht für den Ausruf des Erstaunens und der Bewunderung wie «fantastisch», «Wahnsinn» oder vulgär auch «geil».

 

Kommen wir zum brandneuen Countach LPI 800-4 zurück. Unter seinem Karbon-Monocoque mit Fallbeil-Türen hockt die Hybridtechnik vom 2019 lancierten und in 63 Einheiten gebauten Sián, die sich aus dem V12 mit 6,5 Liter Hubraum (780 PS, 720 Nm) und einem Elektromodul (48 Volt) mit 34 PS und 35 Newtonmeter zusammensetzt. So befeuert, kracht der 4,87 Meter lange, 2,10 Meter breite (mit Spiegel 2,27 m) und 1,14 Meter flache Bolide in 2,8 Sekunden auf Tempo 100. Die 200er-Marke fällt nach 8,6 Sekunden, bei 355 km/h ist Schluss mit der Beschleunigungsorgie. Geschaltet wird über eine Siebenstufen-Automatik.

 

Und wie fährt sich nun das neue Teil? Das wissen wir leider noch nicht. Gemäss einem Informanten allerdings ist verbürgt, dass der neue Countach ein sehr moderner Sportwagen mit entsprechendem Handling ist. Ganz im Gegensatz zum Vorgänger, der sich nie einfach bewegen liess. Er ist anfällig fürs Übersteuern, und die Sicht nach aussen ist etwa so grosszügig wie aus der Raumkapsel Apollo 13.

Neuste Artikel: Automobil