Automobil

Für Sie gefahren: VW Golf Variant Alltrack 4Motion

 

Von Heinz Schneider (Text und Fotos)

Ade, Verbrennungsmotor. Man hat dich einst gelobt, dann verflucht und aus den Innenstädten verdammt, und 2035 wirst du in die Ewigen Jagdgründe verbannt. So will es das EU-Parlament. Obwohl die Alternativen weder endgültig definiert sind noch vollumfänglich einsatzbereit sein werden bis dann – und sich die heutige Benzinmotoren- und Selbstzünder-Technik auf dem modernsten Stand befindet.

 

Aktuelles Beispiel: Der Vierzylinder-Turbodiesel (TDI) im VW Golf Variant. Er stellt im Testwagen kräftige 200 PS bereit und ist mit der kombinierten Siebengang-Automatik (Direktschaltgetriebe) wichtiger Teil eines laufruhigen, komfortablen und sparsamen Antriebskonzepts, optimiert und hervorragend zusammengewachsen in vielen Jahren der Entwicklung. So ausgerüstet, hat sich der Probe-Kombi im Unterland, zurückhaltend gefahren, 4,6 Liter Diesel genehmigt. Nur im Gebirge, also im Gebiet von carwing, sind daraus gut acht Liter geworden – allerdings unter Missachtung des Spargedankens und im Sportmodus «S» mit kräftigen Tritten aufs Gaspedal.

 

Wir ordnen schnell ein: Der Golf-Kombi ist als Benziner in fünf Ausstattungsvarianten ab 33 000 Franken zu haben. Sie heissen Life (110 PS), Style, R-Line und Alltrack. Das Topmodell «R» hat 320 PS und kostet ab 62 700 Franken. Bei den Turbodieseln (Common Rail) geht es bei 115 PS und 36 300 Franken los. Der Einstiegspreis vom Testwagen «Alltrack» beträgt 49 500 Franken, und vom Basismodell unterscheidet er sich zusätzlich zum stärkeren Motor unter anderem durch den serienmässigen Allradantrieb, abgedunkelte Scheiben, Komfortsitze und die Dreizonen-Klimaanlage. Ebenfalls dabei: der Fahrerassistent Travel Assist, Fahrprofilauswahl, Auspark- und Spurwechsel-Assistent (Side Assist), LED-Plus-Scheinwerfer, Nebelscheinwerfer und Abbiegelicht.

 

In der langjährigen Golf-Historie ist der Variant Alltrack ein noch eher junges Familienmitglied. 2015 war er erstmals im Stammbaum vermerkt, und punktet heute bei seiner treuen Kundschaft mit Allradantrieb und Anhänger-Zugkraft (2000 Kilo), mit Allterrain-Ausstattung und eigenständiger Optik. Dazu zählen die mattschwarze Rundum-Beplankung aus Kunststoff, das höhergelegte Fahrwerk, ausgestellte Radhäuser, breite Seitenschweller, spezielle Stossfänger und ein Unterschutz für den Motor – falls die Insassen doch mal den Offroad-Modus anwählen und den Ritt ins Gelände wagen sollten. Im gut verarbeiteten Innenraum fallen die Ambiente-Beleuchtung (30 Farben), das Leder-Multifunktionslenkrad, die Edelstahl-Pedalerie, die Querleiste am Armaturenbrett und weitere Applikationen in Alu-Optik (Lüftungsöffnungen, Mittelkonsole, Türöffner) auf.

 

Kommen wir noch schnell zum Fahrerlebnis. Antrieb und Automatikgetriebe sind wie erwähnt top, die Sitze mit den breiten Seitenwangen sehr bequem (Allerdings müssen sie von Hand verstellt werden). Zudem ist das Fahrwerk sportlich-straff abgestimmt, was zusammen mit dem Durchzugsvermögen des Turbodiesels Fahrspass auf allen Strecken (bei uns wars der Oberalp) und in schnellen Kurven garantiert.

 

Was jedoch auch im Golf nervt, ist die ständige Bevormundung des Fahrers – sei es in Form des warnenden Geläutes und Gebimmels bei fast allen Situationen oder durch die leuchtenden schriftlichen Ermahnungen im Display hinter dem Lenkrad. «Bleiben Sie in der Mitte der Fahrspur» oder «Ökotipp – schliessen Sie das Fenster» sind jedenfalls Besserwisser-Schlagworte, die mancher nicht lesen will. Übrigens: Das Head-up-Display mit Verkehrsschildererkennung projiziert das gefahrene Tempo in die Windschutzscheibe. Was kaum Sinn macht – denn die Angaben entsprechen vielfach nicht der Realität und sind teilweise recht abenteuerlich (z.B. 50er-Zone auf der Autobahn).

 

Eine alte Geschichte ist es, dass VW in der Schweiz noch nie den Discounter gespielt hat. Das gilt auch für den beinahe 59 000 Franken teuren und mit vielen Optionen bestückten Testwagen. Dazu zählen die Aussenfarbe «Kings Red» für 860 Franken, die Seiten-Airbags hinten (390.–), die Garantieverlängerung auf vier Jahre (870.–), Park Assist (630.–), die adaptive Fahrwerksregelung DCC (920.–) sowie das geniale gläserne Schiebe- und Aufstelldach in Panorama-Ausführung für 1300 Franken. Im Pro-Businesspaket für 2120 Franken figurieren unter anderem der Tempobegrenzer, die vordere Mittelarmlehne, Müdigkeitserkennung, beheizbare Vordersitze und die Netz-Trennwand zwischen Fond- und Kofferraumabteil. Dinge also, die der eine oder andere Vertreter der 50 000-Franken-Klasse bereits serienmässig an Bord hat.

 

 

VW Golf Variant Alltrack 4Motion
Preis ab 49 500 Fr.
Zylinder / Hubraum R4 / 1968 ccm
Leistung 200 PS bei 5000 U/min
Drehmoment 400 Nm ab 1750 U/min
Antrieb 4x4, 7 Gänge, DSG
0 – 100 / Spitze 7,1 Sek, 229 km/h
Verbrauch (Werk) 5,6 l / 100 km
Energieklasse B CO2 146 g/km
Länge / Breite / Höhe 4,64 / 1,79 / 1,51 m
Kofferraum 611 bis 1642 Liter
Anhängelast 2000 Kilo

 

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