Automobil

Für Sie gefahren: VW ID. Buzz Pro Launch

 

Von Heinz Schneider (Text) und Dennis Mario Schneider (Fotos)

Sie suchen die Aufmerksamkeit? Sie lieben den grossen Auftritt, die Show? Dann sitzen Sie im VW ID. Buzz goldrichtig. Denn nur wenige Fahrzeuge, die wir in den vergangenen Jahren auf unseren Probefahrten auf Herz und Fahrwerk «getschäggt» haben, bekamen ähnlich viel Applaus und «Daumen-hoch»-Zeichen auf offener Strasse wie der auffällig lackierte Elektrobus aus Wolfsburg. Diesbezüglich mitgehalten haben in jüngster Vergangenheit höchstens noch die Testmodelle Porsche Turbo (orange), Skoda Enyaq RS (Stabilo Grün) oder der Hyundai-Van «Staria» in Tiefschwarz.

 

Beim VW liegt der Grund für die vielen Sympathiebekundungen wohl in erster Linie an seiner attraktiven Carrosserieform mit den grossen Fensterflächen. Sie wirkt freundlich, schick, ja beinahe sexy, weckt vielleicht bei vielen auch noch Erinnerungen an die Hippie-Busse aus den Sechzigern und Siebzigern – und somit an die gute alte Autozeit, in der die Freude an der Mobilität noch kein Verbrechen an der Umwelt war.

 

Egal, ob an der Tankstelle, vor dem Einkaufszentrum oder Restaurant – beim Publikum sehr gut angekommen ist auch die Métallic-Lackierung unseres Testwagens. Sie heisst «Limonengelb», wirkt frisch und ist mit Weiss (V-förmig an der Front, Dach, hintere Dachpfosten, Gürtellinie) kombiniert, was sich VW allerdings mit zusätzlichen 2892 Franken honorieren lässt. Womit wir schon beim hohen Endpreis für das pfiffige Kleinod sind: 85 001 Franken kostet «unser» Modell – inklusiv der sogenannten «Plus»-Pakete (siehe Box). Und einem Innenraum, dessen früherer Charme die VW-Designer in der Tat trotz viel Plastik und der heute üblichen Funktions- oder Bedienungs-Standards wieder haben aufleben lassen können.

 

Was den Buzz grundsätzlich von seinen Vorfahren unterscheidet, ist natürlich der Elektroantrieb aus VWs MEB-Baukasten. Der Motor wohnt an der Hinterachse, ist 204 PS (310 Nm) stark und beschleunigt das Auto in 10,2 Sekunden auf Tempo 100. Das ist, salopp gesagt, nicht grad die grosse Show, reicht aber fürs flüssige Vorwärtskommen völlig aus. Die Geschwindigkeit wird bei 145 km/h elektronisch abgeriegelt.

 

Stromverbrauch und Reichweite des beinahe 2,6 Tonnen schweren und 1,93 Meter hohen Fünfsitzers beziffert VW mit 24,6 kWh beziehungsweise 423 Kilometer. Unser Fahrzeug hat das verständlicherweise nicht geschafft: Auf den teilweise steilen Strassen des Bündner Oberlands holte sich der Akku, flott gefahren, beinahe 29 kWh, was einer Reichweite von weniger als 300 Kilometer entspricht. Viel besser wird es dann, wenn es mehrheitlich geradeaus geht: Auf der Fahrt ins Unterland mit Tempo 100 auf der Autobahn betrug der Durchschnittsverbrauch weniger als 20 kWh. Will heissen: Die Strecke von Surcuolm nach Zürich und zurück (rund 320 Kilometer) schafft der Buzz locker. Muss nachgefüllt werden, geht das schnell: An der DC-Schnellladesäule mit maximal 170 kW Ladeleistung ist die Batterie (etwa 10% voll) in weniger als einer halben Stunde zu achtzig Prozent wieder fit.

 

Lob verdienen sich grossmehrheitlich die Innenraum-Techniker, die dem Buzz ein paar pfiffige und praktische Ausstattungsdetails mit auf den Weg gegeben haben (Ausnahme: Die Scheiben der Schiebetüren in der zweiten Reihe lassen sich nicht öffnen). Erwähnenswert, neben der Ambientebeleuchtung, ist jedoch die Variabilität im Fond. Zum Beispiel lässt sich Sitzreihe 2 längs verschieben, ihre Lehnen sind neigungsverstellbar und sie kann im Verhältnis 1:3 umgeklappt werden. Hat man das getan und den Ladeboden unverändert belassen, bekommt man eine ebene Ladefläche – bestens geeignet zum Beispiel fürs «Power Nap» oder Nachtlager. Und, sicherlich erwähnenswert: Das Platzangebot im Buzz ist sowohl vorne als auch hinten sehr grosszügig. Wem es trotzdem nicht genügt, muss sich aufs Jahr 2024 vertrösten lassen: Dann sollen zwei 4,96 Meter lange Versionen mit dritter Sitzreihe, mehr Radstand, 286 PS beziehungsweise 339 PS, Allradantrieb und grösserer Batterie das Angebot ergänzen.

 

Das sind die verschiedenen aufpreispflichtigen Pakete im Testwagen

Unser Testwagen war mit sechs Plus-Ausstattungspaketen im Gesamtwert von über 12 000 Franken ausgestattet. Zu diesen Bausteinen zählen «Assistenz» für 1600 Franken (u. a. teilautomatisiertes Fahren, Spurwechselassistent, Memory-Funktion für Parkassistent), «Design» (1810 Franken, u. a. Edelstahl-Pedalerie, LED-Matrixscheinwerfer, LED-Heckleuchten, Kurvenlicht), «Premium Interieur» (3442 Franken, u. a. el. Komfortsitze vorn mit Memory, individuelle Materialien und Innenfarben, die mit der Aussenlackierung korrespondieren), «Open & Close» (1993 Franken, u. a. beleuchtete Türgriffmulden, el. Heckklappe und Schiebetüren), «Comfort» (1982 Franken, u. a. herausnehmbare Mittelkonsole, USB-C-Ladebuchsen im Fond, Lenkrad- und Frontscheibenheizung, variabler Ladeboden) sowie «Infotainment» für 1594 Franken (u.a. Navisystem Discover Pro, Sprachbedienung, neun statt fünf Lautsprecher, Touchscreen zwölf statt zehn Zoll gross).

 

 

VW ID. Buzz Pro Launch
Preis ab 67 860 Fr.
E-Motor 204 PS / 310 Nm
Antrieb Heck, Automatik, 1 Gang
Batteriekapazität 82 / 77 kWh (brutto, netto)
Reichweite (WLTP) 423 km
0 – 100 / Spitze 10,2 Sek, 145 km/h
Verbrauch (WLTP) 24,6 kWh / 100 km
Länge / Breite / Höhe 4,71 / 1,98 / 1,93 m
Kofferraum 1121 bis 2205 Liter
Anhängelast 10000 Kilo

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