Automobil

Für Sie gefahren: Fiat 600e La Prima

 

Von Heinz Schneider (Text und Fotos)

Er ist das Sta(d)ttauto schlechthin. Was ich damit meine: Statt mit Benzin fährt der Fiat 600e mit Strom. Und er passt mit 4,17 Meter Länge in jede Parklücke, wieselt in der Innenstadt durch engste Kurven. Und das, ohne Lärm zu erzeugen – dank seines Elektroantriebs. Was ihn zum handlichen und abgasfreien Stadtflitzer adelt. Dort, in der City, da spielt er seine Trumpfkarten aus.

 

Trotzdem ist der kleine Italiener ein eher noch unbeschriebenes Blatt, vorderhand im Strassenverkehr vielleicht noch seltener zu sehen als Badegäste im Winter. Wir ordnen ihn deshalb in seiner Grossfamilie etwas ein: Er stammt aus dem Stellantis-Clan, basiert auf der sogenannten ECMP-Plattform und hat demzufolge ähnliche Gene wie seine Schwestermodelle Jeep Avenger oder Opel Mokka. Und er ist ebenfalls als Hybrid zu haben: Zum Preis ab 27 490 Franken.

 

Der Stromer steht in der Ausstattungsvariante «Red» ab 38 190 Franken in der Preisliste, die höhere Version «La Prima» kostet mindestens 44 190 Franken. Strahlt er wie unser Testwagen in grüner Lackierung, genannt «Sea of Italy», sind es 45 090 Franken. Zurückhaltung geht anders.

 

Dafür gibts reichlich Ausstattung – mit unter anderem Parksensoren, Rückfahrkamera, elektrischer Heckklappe, Navigation und Ambiente-Beleuchtung. Auch die Klimaanlage, die abklappbare Fond-Sitzreihe (60:40) oder das Audiosystem mit sechs Lautsprechern fahren serienmässig mit. Innen prägen das abgeflachte Sportlenkrad, Aluoptik in Türen und am Armaturenbrett sowie Kunstledersitze in Elfenbein das Ambiente. Leider gehört auch etwas viel Hartplastik dazu.

 

Antriebsmässig darf nicht von Schwachstrom gesprochen werden. Der 600e sprintet trotz hohem Body-Index schon aus dem Stand zügig nach vorn, die Batteriekapazität beträgt netto 52 kWh. Damit lässt sich der Akku in gut 16 Stunden (AC 3,7 kW) beziehungsweise knapp sechs Stunden (AC 11 kW) von null auf 100 Prozent laden. 27 Minuten (DC 100 kW) dauert es für 20 bis 80 Prozent.

 

Gemäss Fiat kommt man mit dem 600e rund 400 Kilometer weit. Wir meinen: Das kann im Idealfall und oben erwähnten Einsatzgebiet als City-Hopper durchaus zutreffen, nicht aber bei Fahrten durchs Berner oder Bündner Oberland. Hier kommt es je nach Fahrweise vor, dass der Ofen schon nach 310 Kilometer aus ist.

 

Ob die 400 Kilometer jedoch auf der Autobahn möglich sind, wollten wir mit einer Fahrt von Lausanne nach Ilanz (GR) herausfinden. Es herrschten optimale Wetterbedingungen bei trockener Fahrbahn, die Klimaanlage war eingeschaltet, der Tempomat aktiviert, und über den separaten Schalter auf der Mittelkonsole wählten wir weder «Eco» noch «Sport», sondern das Fahrprogramm «Normal». Gleichzeitig «bestraften» wir uns mit gewissen Einschränkungen.

 

Im Klartext: Wir zockelten auf der rechten Fahrspur mit Tempo 100, manchmal sogar etwas länger als üblich im Windschatten vorausfahrender Lastwagen. Resultat: Auf der Höhe von Baden zeigte der Bordcomputer noch 200 Kilometer Reichweite beziehungsweise 56 Prozent Akku-Leistung an. In Ilanz waren die Reserven dann mit acht Prozent beinahe aufgebraucht. Wir aber um eine Erfahrung reicher: Mit Goodwill, Geduld und ein bisschen mehr Zeit lässt sich der Energieverbrauch durchaus reduzieren.

 

 

Fiat 600e La Prima
Preis ab 44 190 Fr.
Elektromotor 158 PS / 260 Nm
Batteriekapazität 52 kWh (netto)
Batteriegewicht 339 Kilo
Reichweite (WLTP) 406 km
0 – 100 / Spitze 9,0 Sek, 150 km/h
Verbrauch (WLTP) 16,4 kWh / 100 km
Energieklasse F CO2 260 g/km
Länge / Breite / Höhe 4,17 / 1,78 / 1,52 m
Kofferraum 360 bis 1231 Liter
Leergewicht 1520 kg

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