Automobil

Zurück in die Zukunft – aber bitte offen und mit 541 PS

 

Porsche legt mit dem 911 Spirit 70 ein Modell auf, das weniger eine Hommage ist als ein rollender Kommentar zur Ästhetik der 70er – ein Retro-Cabriolet, das mit dem Vorschlaghammer in die Gegenwart donnert. Limitierung? Selbstverständlich. 1.500 Stück, wie es sich für ein Sammelobjekt gehört, das seine eigene Begehrlichkeit gleich mitverkauft.

 

Basis des Ganzen: der aktuelle 911 Carrera GTS Cabriolet. Unter dem Blech aber keine Rückschau, sondern ein Hybridantrieb mit 3,6 Litern Hubraum, 541 PS Systemleistung und 610 Newtonmetern Drehmoment. Der eTurbo und die E-Maschine im neuen PDK lassen keinen Zweifel daran, dass hier zwar nostalgisch dekoriert, aber technologisch vorwärts gefahren wird.

 

Der Look? Olive Neo heisst der eigens gemischte Farbton – klingt nach Friedensbewegung, meint aber ein tiefes, sattes Grün, das in Kombination mit Bronzit-Akzenten eine gewisse staatsmännische Lässigkeit verströmt. Innen gibt’s Pascha-Muster, das bekanntlich mehr polarisierte als das Porsche-Designteam je zugeben würde. Wer’s trägt, weiss was er tut. Oder will es zumindest glauben.

 

Das ganze Projekt ist Teil der Heritage Design-Strategie, die Porsche mit dem Targa 4S Heritage Edition (2020) und dem Sport Classic (2022) gestartet hat. Beide Modelle verkauften sich gut, was weniger überrascht als die Tatsache, dass sich der Retro-Trend derart zäh hält. Denn was ist schöner als die Vergangenheit? Genau – ihre gefilterte Wiedergeburt mit LED-Lichtern und Touchdisplay.

 

Natürlich gibt’s auch das passende Accessoire: ein Chronograph von Porsche Design mit Pascha-Zifferblatt – weil Lifestyle heute auch am Handgelenk fährt. Und wer will, kann sich im zugehörigen Merchandise gleich einkleiden. Die 70er in Textil, von Daywear bis Modellauto. Authentizität? Vielleicht. Marketing? Ganz sicher.

 

Der Spirit 70 ist kein Auto für die breite Masse. Er ist ein Statement – oder eine Pose. Je nachdem, von welcher Seite man ihn betrachtet. Und wer glaubt, hier ginge es nur um PS, hat das Spiel nicht verstanden. Es geht um Inszenierung, um Individualisierung, um das Gefühl, ein Stück Vergangenheit zu besitzen, das nie ganz so war, wie es hier erscheint. Aber wen stört das schon, solange es sich gut anfühlt?

 

Preislich beginnt die Zeitreise ab CHF 279.300,00 – Nostalgie war eben noch nie billig.

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