Singer präsentiert ein Auto, das provoziert, ohne laut zu schreien. Ein 911 im Turbo-Look, aber ohne Turbo – ein bewusster Widerspruch gegen den Zeitgeist. Statt Aufladung gibt’s einen frei atmenden Vierliter-Sechszylinder mit 420 PS, hochdrehend bis über 8000 Touren. Was wie ein Anachronismus klingt, ist in Wahrheit ein technisches Manifest: modernisiert, optimiert, radikal aufgeräumt.
Der Motor basiert auf dem sogenannten DLS-Programm – „Dynamics and Lightweighting Study“ –, einem Entwicklungsprojekt, das Fahrdynamik und Gewichtsersparnis auf die Spitze treibt. Wassergekühlte Köpfe, variable Ventilsteuerung, alles im Dienst der Effizienz. Alltagstauglich, aber nicht weichgespült. Die luftgekühlten Zylinder bleiben als ideologische Klammer. Geschaltet wird von Hand, sechs Gänge, mechanisch präzise. Die Titanabgasanlage liefert keinen Soundtrack, sondern ein akustisches Statement.
Darunter steckt ein 964-Monocoque – die tragende Struktur des klassischen Porsche 911 (Baureihe 964), hier massiv versteift und veredelt mit Know-how von Red Bull Advanced Technologies. Carbon ersetzt Blech, die Silhouette bleibt klassisch. Der Mix aus Oldschool-Basis und Hightech-Hülle ergibt ein Fundament, das puristisch bleibt und gleichzeitig Formel-1-Niveau erreicht. Die Optik spielt mit Zitaten: versenkbare Zusatzscheinwerfer, auf Wunsch ein «Whale Tail». Jedes Detail ist kalkuliert – und kompromisslos.
Fahrwerk, Dämpfer, Bremsen, Reifen – alles «High-End», alles regelbar. Wer bestellt, wählt zwischen radikalem Schalensitz oder einem sogenannten «Touring-Stuhl» – ein Sportsitz mit etwas mehr Polster und etwas weniger Härte, für jene, die Langstrecke nicht als Bestrafung sehen. Auch beim Interieur gilt: sichtbarer Schalthebel oder dezente Inszenierung. Singer liefert keine Autos, sondern Positionen. Und davon nur 100. Zwei sind schon vergeben.
Ein 911, der keine Lücke füllt, sondern eine Haltung einnimmt. Keine Hommage – ein Konter.